Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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stampft, so daß die Holzteile abfallen. Diese 
werden mehrmals ausgesiebt, so daß schließlich 
eine in sich schon lose zusammenhängende Masse 
entsteht. Diese wird nun in Blätter gewickelt 
und auf dem Feuer einige Minuten gewärmt 
und dann wieder auf dem Stein geklopft. Der 
jetzt schon ziemlich fest zusammenhängende Kuchen 
wird noch mehrmals gewärmt und geklopft, bis 
schließlich sämtliche Holzteilchen entfernt sind und 
ein eierkuchenartiger, dünner Fladen entsteht, der 
nun spiralförmig in schmale Streifen geschnitten 
und zu den bekannten Bällen aufgewickelt wird. 
Diese werden dann zu 3, 5 oder 6 auf kleine 
Holzstäbchen gesteckt und so zum Verkauf ge- 
bracht. Der gute Zapfkautschuk wird durch Ein- 
schneiden der Lianen in Töpfe gezapft. Der 
Milchsaft wird alsdann ins Dorf getragen und 
hier durch Kochen zum Gerinnen gebracht. Nach 
den übereinstimmenden Angaben der Eingeborenen 
erfordert in den schon fast ausgesogenen Gegenden 
zwischen Luluaburg, Luebo und Kalamba die 
Gewinnung eines Kilogramms mit Hin= und Rück- 
marsch, Aufsuchen der Lianen und Schlagen der 
Stücke mindestens einen Monat Arbeit für einen 
Mann, hänfig aber mehr Zeit. In den östlichen 
Gegenden der Bakete sind die Bestände noch wesent- 
lich reicher: hier kann ein Eingeborener noch an 
einem Tage die für die Gewinnung ½ oder gar 
1 kg Kautschuks erforderliche Menge Lianenstücke 
beschaffen. Die Aufbereitung erfordert naturgemäß 
die gleiche Zeit wie in den oben genannten 
Gegenden. Die infolge der Kautschukkrise er- 
folgte Schließung vieler Faktoreien hat vielleicht 
ein Nachwachsen der Bestände zur Folge, was 
vielleicht noch einmal von Bedeutung werden 
kann, wenn erst bessere Verbindungen mit den 
Kautschukgegenden bestehen. 
Fischerei und Jagd spielen im Bezirk keine 
besondere Rolle. An den Flüssen fischen die 
Eingeborenen mit Netzen und Reusen. Ins- 
besondere zeichnen sich die Bakuba durch gut ge- 
arbeitete Netze und Reusen aus. Die Fische er- 
gänzen die Nahrungsmittel der Eingeborenen, 
an den großen Strömen können sie auch für die 
Arbeiterernährung in gewissem Umfang in Frage 
kommen; die Bahn rechnete zum Beispiel damit, 
in Djoko-Punda täglich bis zu 50 kg aufkaufen 
zu können. Auf den Märkten der Eingeborenen 
sioht man zuweilen die kleinen getrockneten, kreis- 
förmig zusammengesteckten und auf Stöcken auf- 
gereihten Fische der kleineren Flußläufe. Eine 
besondere Bedeutung als Volksnahrungsmittel 
kommt ihnen aber nicht zu. Das gleiche gilt 
für die Erträgnisse der Jagd. Mangels aus- 
reichender Bestände an Großwild erschöpft sich 
die Jagdpassion der Eingeborenen zumeist in der 
  
Erlegung kleiner Nager. Als Jagdgebiet für 
Europäer dürfte der Bezirk kaum in Frage 
kommen. 
Bergbau, Industrie und Gewerbe. 
An abbauwürdigen Mineralien sind bisher 
nur die Diamanten an den linken Zuflüssen des 
mittleren Kasai im Bezirk festgestellt worden. 
Wohl finden sich überall im Bezirk Spuren von 
Gold, und auch reiche Eisenvorkommen sind be- 
reits zwischen Luebo und Djoko-Punda und 
zwischen Longashimo und Luembo ermittelt, doch 
hat sich bisher als ausbeutbar kein einziges Vor- 
kommen erwiesen. Um so größere Bedeutung 
kommt den erwähnten Diamantenvorkommen zu. 
Die Vorkommen gehören der Société Internationale 
Forestière et Minière du Congo. Diese Gesellschaft 
hat auf Grund der ihr durch Königliches Dekret 
vom 6. November 1906 verliehenen Schürfrechte 
eine Bergbaukonzession auf Diamanten im Strom- 
gebiet der linken Zuflüsse des Kasai erworben, 
die auf belgischem Gebiet 1 018 000 ha und noch 
das angrenzende portugiesische Gebiet umfaßt. 
Die Gesellschaft, an der neben dem bolgischen 
Staat amerikanisches und belgisches Kapital je 
zur Hälfte beteiligt ist, hat mit dem Abbau der 
Diamanten im Juni 1913 begonnen und hatte 
bis Mitte Juli 1914 insgesamt etwa 25 000 Karat 
gewonnen. Der größte bisher gefundene Diamant 
hatte 11,12 Karat. Im Durchschnitt gehen etwa 
sieben Steine auf einen Karat. An der besten 
Fundstelle, in Tshikapa, sind die Steine etwas 
größer, etwa sechs auf einen Karat. Die Dia- 
manten finden sich in einem Konglomerat von 
Kies und Geröll, der Ablagerung von früheren 
Wasserläufen. Blaugrund ist bisher nirgends 
gefunden worden. Von diesem Konglomerat hat 
die Gesellschaft bisher 200 000 chm festgestellt, 
darunter 20 000 chm mit einem Diamantgehalt 
von 4 bis 5 Karat pro Kubikmeter. Der Diamanten- 
gehalt der übrigen Kubikmeter war noch nicht 
ermittelt worden. Für die nächsten 12 bis 18 Mo- 
nate wurde die monatliche Förderung auf 1000 bis 
1500 Karat geschätzt; doch hoffte man sie auf 
5000 Karat zu bringen, sobald erst leistungsfähige 
Waschmaschinen aufgestellt wären. Bisher erfolgt 
die Wäsche noch mit den primitivsten Vorrichtungen 
im Handbetrieb. Die Gesellschaft beschäftigte 
im Juli 1914: 20 Europäer und 1500 farbige 
Arbeiter. Die Beschaffung der erforderlichen 
Arbeiter stieß auf keinerlei Schwierigkeiten. Sie 
erhielten 7,50 Fr. monatlich Lohn, nach sechs 
Monaten eine Prämie von 12 Fr. und 1 Fr. 
pro Woche als Ration. Die Gestehungzkosten
	        
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