Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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daß seit seiner Ankunft in Rabaul dort häufig 
kleine Erderschütterungen verspürt worden sind, 
daß aber dann in der Nacht vom 1. auf 2. Ja- 
nuar gegen halb zwölf Uhr ein sehr schweres Beben 
stattgefunden hat, das während einer ganzen 
Minute andauerte. Ton= und Glasgeschirre sind 
zerbrochen und Haushaltungsgegenstände in den 
Wohnungen umgeworfen worden. Zahlreiche 
Eingeborene hatten sich sehr beunruhigt gezeigt 
und sind nach verschiedenen Richtungen in den 
Busch geflohen. Geringere Erschütterungen wurden 
dann noch die ganze Nacht hindurch in Zwischen- 
räumen von einigen Stunden verspürt. 
An vielen Orten traten Erdrutsche an den 
Straßen ein und Bäume wurden umgeworfen. 
Eine die Insel Matupi mit dem Festlande ver- 
bindende Straße ist verschwunden und das Wasser 
steht jetzt fünf Fuß hoch, wo vorher der Weg 
war. Das Wasser ging zurück und erhob sich 
dann wieder zu einer Höhe von über zehn Fuß. 
Die Schiffe „Marsina“", „Sumatra“ und „Ma- 
dang“, die längsseit der Landungsbrücke lagen, 
  
hatten für die Dauer von ungefähr einer Viertel- 
stunde eine ziemlich aufregende Zeit, da die ganze 
Landungsbrücke und der Schuppen sich hoben 
und senkten. Glücklicherweise entstand dort kein 
Schaden, abgesehen im Landungsschuppen, wo 
verschiedene aufgespeicherte Güter umgeworfen 
und Kisten und Säcke aufgebrochen wurden. 
Oberst Pethebridge hatte zu der Zeit, als 
er den Bericht abstattete, noch keine Nachricht über 
etwaige Wirkungen des Erdbebens außerhalb der 
Nachbarschaft von Rabaul. Aber in Matupi 
hatte die Erschütterung eine solche Wirkung auf 
die Leute, daß viele förmlich seekrank geworden 
waren. Einige Häuser außerhalb am Wege nach 
Tomo (einige Kilometer landeinwärts von Her- 
bertshöhe) sind umgeworfen worden. Die Er- 
holungsstation der Regierung dort war so hin- 
und hergerüttelt worden und aus den Fugen, 
daß sofort Schritte ergriffen werden mußten, das 
Gebäude zu retten. Im übrigen ist sofort alles 
geschehen, um den angerichteten Schaden wieder 
gut zu machen.“ 
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
Der niederländische fiakao- und Rakaobutter-Markt 
im Jahre 1915.7) 
Der Kakaohandel hatte im Jahre 1915 unter den 
verschiedenartigsten Schwierigkeiten recht zu leiden. 
Das erste Hemmnis für eine regelmäßige Anfuhr trat 
ein, als Frankreich, eines der Länder, das an die 
Niederlande die Rohstoffe liefert, ein Ausfuhrverbot 
erließ, das bis jetzt durchgeführt wird. Hierauf solgte 
Großbritannien, das der Erledigung früher mit britischen 
Verkäufern abgeschlossener Verträge unnötige Hinder- 
nisse in den Weg legte. Obwohl dieses Verbot hin 
und wieder zeitweise aufsgehoben wurde, hatten die 
Interessenten auch dann noch unter den Folgen der 
Ausfuhrverbotsmaßregeln zu leiden. Die Hilfe in der 
Not war die Einrichtung der Nederlandsche Overgee 
Trustmaatschappy (J. I1.l, und nur ihr haben es 
die Niederlande Zu verdanken, daß die Einfuhr von 
Rohstoffsen für die Industrie- und Handelsunter- 
nehmungen des Landes einen einigermaßen #eregelten 
Fortgang nehmen konnte, wenn auch die X. T.- 
Bedingungen im Verhältnis zu dem normalen glatten 
Wege des freien Handels noch genügend Hindernisse 
und Beschwerlichkeiten mit ch brachten. Jedoch war, 
infolge der Einrichtung der N. O. T., die niederländische 
Industrie wenigstens nicht *33 ihren Betrieb 
hänglich eingustellen und die Fabriken gu schließen, zu- 
mal der Verkehr mit den nentralen Ländern auf jeden 
Fall möglich blieb. 
War der Kakaohandel im November 1914 durch 
das seitens der Niederländischen Regierung erlassene 
Ausfuhrverbot für Kakao schon recht behindert, so traf 
das Ausfuhrverbot für Kakaobutter im Oktober 1915 
Handel und Industrice so nachhaltig, daß alle Geschäfte 
so gut wie tot waren. 
*) Agl. „D. Kol. Bl.“ 1915, S. 343 ff. 
  
Die stets höher werdenden Frachtpreise der Schiff- 
fahrtsgesellschaften, die beschränkten Schiffsgelegenheiten 
(zumal die Niederlande sich hauptsächlich neutraler 
Schiffe bedienen mußten), das begreiflicherweise schlechte 
Arbeiten des internationalen Post= und Telegraphen- 
verkehrs, die hohen Versicherungsprämien und die dem 
Niederländer gänzlich unbekannte und von ihm daher 
wenig geschätzte Arbeit, um Ausfuhrbewilligungen und 
Erlaubnisscheine für Einfuhr einzukommen, — das 
alles war nicht dazu angetan, das Geschäftsleben in 
geregelte, ruhige Bahnen zu leiten. 
Die gute und allgemein in der Praxis angewandte 
ausländische Sitte, stets grosze Kakaovorräte auf Lager 
zu nehmen, bewahrte die niederländischen Kakaointer- 
essenten vor einer großen Enttäuschung und setzte sie 
instand, die Wünsche der Verbraucher zu befriedigen. 
Der Preislauf der verschiedenen Kakaosorten war 
erst sehr unregelmäßig und bewegte sich immer den 
jeweiligen Umständen entsprechend, die den Wert der 
Rohstoffe bestimmten. Vom Anfang bis zum Ende des 
Jahres 1915 war eine Neigung zur Preissteigerung 
vorherrschend, die zwar hin und wieder durch erheb- 
liche Rückschläige unterbrochen wurde, worauf jedoch 
stets noch höhere Preise als vorher erzielt wurden. 
Diese Preissteigerung, die Mitte Dezember ihren 
Höhepunkt erreicht hatte, war um so merkwürdiger, 
als in den verschiedensten Erzeugungsländern wie San 
Thome, Accra, Westindien große Ernten zu erwarten 
standen 
Im folgenden soll von den 
Geschäften in den hauptsächlichsten Kakao= 
sorten während des Jahres 1915 
die Rede sein. 
Acera. 
Die feste Stimmung, in der das Jahr 1914 für 
Accra-Kakao schloß, blieb auch im Januar 1915 vor-
	        
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