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von Arbeitern merklich abgenommen hat. Im übrigen
machte sich in den Gebieten, wo die Arbeit vorzugs-
weise von örtlichen Arbeitern besorgt wird, kein be-
sonderer Arbeitermangel bemerkbar; in den Gebieten
aber, wo vorzugsweise mit zugewanderten Arbeitern
hearbeitet. wird, war ein bedeutender Mangel zu vere
merken. Im gangen hat jedoch der Mangel an Ar-
beitern auf die Lage des Baumwollbaues nur indirekt
eingewirkt und nur eine Erhöhung der ohnehin schon
hohen Arbeitslöhne hervorgerufen; die regulären Ar-
beiten bei der Saatbestellung und bei der erstmaligen
Pflege der jungen Baumwollpflanzen sind rechtzeitig
und in erforderlichem Maße ausgeführt worden. Voll-
kommen günstige Arbeiterverhältnisse wurden aus Trans-
kaspien gemeldet.
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Was die Arbeitslöhne anbelangt, so haben sie
unter dem Einfluß der gegenwärtigen wirtschaftlichen
Verhältnisse eine ußerordentiche Köhe erreicht, indem
sie in einigen Gebielen 120 150 v. H. der vor-
jährigen Löhne übersteigen. Serroe hoch ist der
Tageslohn (bei eigener Beköstigung) im Breise Tasch-
kent: 2 Rubel 73 Kop. (von 2 Rubel bis 3 Rubel 70 Kop.),
in Katta-Kurgan 2 Rubel 50 Kop. (von, 1 Rubel 50 Kop.
bis 3 Rubel), im Kreise Andishan 2 Rubel 38 Kop.
(von 1 Rubel 40 Kop. bis 3 Rubel 50 Kop.) und im
Kreise Skobelew 2 Rubel 20 Kop. (von 1 Rubel 20 Kop.
bis 3 Rubel 50 Kop.), d. h. gerade in den Kreisen, in
denen sich der Mangel eines Angebols von Arbeitern
fühlbar macht. (Nach d. Torg. Prom. Gaz. Nr. 150
vom 9./22. Juli 1916.)
Vermis
Das Tropengenefungsheim in Tübingen.
Man schreibt uns: „Die Erschwerungen und Hem-
mungen infolge des Krieges haben die Fertigstellung
des auf Bergeshöhe mit weitem Rundblick in präch-
tiger und gesunder Lage errichteten Tropen-
genesungsheims etwas verzögert, so daß die Auf-
nahme von Patienten erst vom 15. November d. J.
an erfolgen wird. Das Haus bietet 38 schöne und
behagliche, für 50 Patienten eingerichtete Zimmer, die
größtenteils mit Veranden versehen sind, des weiteren
Liegehallen, Gesellschaftsräume, Bäder aller Art usw.
sowie eine allen nenuzeitlichen Anforderungen ent-
sprechende ärztliche Ausstattung. Es ist längst voll-
kommen ausgetrockuet und wird mittelst Zentralheizung
gut durchwärmt, so daß es alles vereinigt, was zum
Wohl der Kranken gewünscht werden kann.
Die ärztliche Leitung ist dem ersten Direktor des
Deutschen Instituts für ärztliche Mission, dem früheren
Tropenarzt Dr. mec. Olpp, Dozenten der Tropen-
hygiene an der Universität Tübingen, übertragen. Auch
das Pflegepersonal ist im ärztlichen Tropendienst
praktisch geschult. Die Möglichkeit, in allen Spezial-
jällen die medizinischen Professoren der Universität zu
Rate 4° GEiehen, kann für manche Patienten wertvoll sein.
Die Verpflegungssätze sind je nach Größe, Lage
und Ausstailung des Zimmers auf täglich 10 bis 15
chtes.
Mark einschließlich der ärztlichen Behandlung fest-
gesetzt worden; nur die erste eingehende ärztliche
linrerinchm (mit nachfolgender Laboratorimnsarbeit:
Blut= und andere mikroskopische ud chemische Unter-
suchungen) wird mit erechnet. Außer-
ordentliche Anforderungen, Norke berech und Bäder
sind zu bezahlen. Sonst keine Nebenrechnungen und
leine Trinkgelder.
Das Tropengenesungsheim Tübingen öffnet seine
Pforten gerade rechtzeitig, um Tropenkranken aller
Art, die jetzt und nach dem Kriege in der Heimat ein-
treffen werden, eine nach jeder Richtung erwünschte
Aufnahme zu bieten. öge es seine segenereiche Auf-
gabe erfüllen zur Gesundung uul viele
*
Der Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts
Dr. Solj hat anläßlich einer Dienstreise nach Süd-
deutschland Ende Mai d. Is. auch Tübingen einen
kurzen Besuch abgestattet, dabei u. a. das im Rohban
fertiggestellte Tropengenesungsheim unter Führung
des liebenswürdigen Hausherrn Dr. Olpp eingehend
besichtigt und seine freudige Anerkennung über die
Zweckmäßigkeit der ganzen Anlage ausgesprochen.
Literatur-
Dr. E. Werth: Dus deutsch-uostufrikunische Küsten--
land und die vorgelugerten Inseln. Berlin 1915.
Verlag von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen).
Preis 20 J/r.
Der durch mehrere kleinerc Arbeiten über die
Vegetation der Insel Sansibar, die Ergebnisse der
Tendagurn-Expedition usw. bekannte Verfasser hat
das Ergebnis seiner mehrjührigen Studien im ost-
afrikanischen Küstenlande in einem auslührlichen und.
gchaltvollen Werk zusammengesaht. Er widmet seinc
Arbeit „den Helden auf ferner deutscher Erde in
kreucliger Bewunderung ihrer Pflichterfüllung, ihres
Opfermutes und ihres heldenmütigen Kampfes“. In
der Zcit, vo die Augen Deutschlands mehr als sonst.
auf Deutsch-Ostafrika gerichtet sind, wird auch diese
Bericht.
Arbeit cines besonderen Intercsscs sicher sein, trolz-
dem sie unter ganz anderen Vornussctzungen ge-
schrichen war und einer anderen zweckhestimmung
dienen sollte. Das zweibändige Werk war als Fcst-
schrift gelacht gewesen für den Abschlulß der ost-
afrikanischen Zentralbahn, und cs ist verdienterweise
von der Deutschen Kolonial-Gesellschaft mit einem
Preise gekrönt worden; auch hat dicse die Herausgabe
des mit guten Abbildungen und Karten versehenen
Werkes finanziell unterstülzt. Seit Stuhlmanns= vor
sieben Jahren erschienenen „Beiträgen zur Kustur-
zcschichte Deutsch-Ostafrikas“ ist kein Buch er-
schienen, das in ähnlich ausführlicher Weisc und auf
so Wissenschaftlicher Grundlage Forschungsergebnisse
über Ostafrika enthült. Der Verfasser geht von dem