Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

G 45 20 
fünf farbige Soldaten und ein Maschinengewehr- 
träger. Der feindliche Verlust betrug an Toten 
mehrere Europäer und mindestens 60 Farbige. 
Den weiteren englischen Vormarsch erwarteten 
unsere Truppen in einer Stellung bei Kilometer 96. 
Die Engländer waren Ende Oktober bis Kilo- 
meter 90 nachgefolgt, sodann aber wieder zurück- 
gegangen. Nach feindlichen Berichten haben sie 
Ende November den Puge, einen linken Nebenfluß 
des Sanaga, erreicht. 
Auch der Vormarsch der französischen Truppen 
von So Dibanga aus entlang der Mittelland- 
bahn und auf der alten Jaunde-Straße begann 
Anfang Oktober. Nach heftigen Patrouillen-= 
gefechten vom 6. bis 12. des Monats an der 
Bahn und an der Straße schritten die feindlichen 
Truppen am 13. Oktober zum Angriff auf unsere 
Hauptstellung. Der Angriff wurde abgeschlagen. 
Mit gleichem Mißerfolge kämpften die Franzosen 
in den nächsten Tagen. Nachdem sodann in Ge- 
fechten vom 18. bis 22. Oktober die deutschen 
Vorposten trotz zähester Gegenwehr auf die Haupt- 
stellung zurückgedrängt waren, wurde diese am 
23. Oktober von den feindlichen Truppen durch- 
brochen. Bidjoka (Sende) mußte nunmehr dem 
Gegner überlassen werden. Am 25. Oktober 
wurde der Ort von den Franzosen besetzt. An 
dem gleichen Tage hatten zwei englische, von der 
Edea—Jaunde-Straße zur Verstärkung heran- 
gezogene Kompagnien das an der alten Jaunde- 
Straße gelegene Dorf Kukum besetzt. Von hier 
waren sie auf Song ba Song (5 km südlich Ku- 
kum) vorgestoßen und hatten diesen Ort nach 
dreitägigen Kämpfen erobert. Die von den deut- 
schen Truppen nach der Räumung von Bidjoka 
eingenommene Stellung bei Eseka war nunmehr 
auch unhaltbar geworden und mußte geräumt 
werden. Am 30. Oktober rückten französische 
Truppen in Eseka ein. Den Westrand des 
Hochlandes haben sie, französischen Nachrichten 
zufolge, Ende November bei Makondo erreicht. 
Die von Kukum über Bog-Nso auf das Hoch- 
land führende Straße scheint von englischen 
Truppen zum Vormarsch benutzt zu sein. Jeden- 
falls hatten englische Truppen Ende Oktober die 
deutschen Vorposten aus Bog-Nso zurückgedrängt. 
UÜber die weiteren Kämpfe, die der Räumung 
von Jaunde durch die deutschen Truppen vor- 
ausgegangen sein werden, liegen Meldungen noch 
nicht vor. Nachdem es den Franzosen und Eng- 
ländern gelungen war, mit starken, den deutschen 
Truppen mehrfach überlegenen Kräften, das Hoch- 
land westlich Jaunde zu erreichen, vermochte die 
Schutztruxpe ihren weiteren Vormarsch nur noch 
zu verzögern, um so die Räumung Jaundes und 
die Heranziehung der auf entfernteren Schauplätzen 
  
noch fechtenden Teile zu ermöglichen. Eine Ver- 
teidigung des Ortes oder der in der Nähe etwa 
vorbereiteten Bergstellung war gegenüber der ge- 
waltigen artilleristischen und zahlenmäßigen Über- 
legenheit des Feindes völlig aussichtslos. Gänz- 
liche Vernichtung oder die Kriegsgefangenschaft 
wäre das sichere Los der deutschen Truppen ge- 
wesen. Nur der Rückzug nach dem spanischen 
Muni-Gebiet kam noch in Frage. Er erfolgte 
auf der von Jaunde über Ebolowa auf Bata 
führenden Straße, die in monatelangem heißen 
Ringen von der Südabteilung unter dem Haupt- 
mann v. Hagen gegen die Angriffe der von 
Kampo und Ojem in starker Übermacht an- 
drängenden Feinde behauptet worden war. 
In einem Gefecht am 23. August hat die 
9. Kompagnie Papiere erbentet, die wertvolle 
Aufschlüsse über einen geplanten gemeinsamen 
Vormarsch englischer und französischer Truppen 
von Westen, Süden und Südosten auf Ebolowa 
und Lolodorf gegeben hatten. Danach sollte die 
Sanga-Kol ter Oberstleutnant Hutin sich nach 
Vereinigung mit den anscheinend von MVahdi 
in Richtung auf Akoafim vorgerückten Truppen 
des Oberst Lemoilleur und in Gemeinschaft mit 
der Abteilung Miquelard zwischen Bitam und 
Lolodorf schieben, während gleichzeitig englische 
Truppen von der Südküste her auf Lolodorf den 
Vormarsch antraten. So sollten die deutschen 
Truppen von dem Muni-Gebiet abgeschnitten 
werden. Der Plan mißlang dank der hervor- 
ragenden Leitung und Führung der deutschen 
Truppen und ihrer glänzenden Tapferkeit. 
  
Anfang August waren die englischen bei 
Kampo befindlichen Truppen durch ein Bataillon 
des Nord-Nigeria-Regiments verstärkt worden. Am 
8. August erfolgte darauf der Angriff auf die deutsche 
Stellung bei Ekob; doch grlang es, die Engländer 
nach elftägigen Kämpfen zurückzuwerfen. In- 
zwischen hatte eine zur Unterstützung eingesetzte 
französische Abteilung ouf dem Vormarsche nach 
Ntola die Dörfer Mwine und Nko erreicht; auch 
Ngat am Ekob-Wege war vom Feinde wieder 
besetzt. Am 12. September kam es zu einem 
Gefecht, in dem die feindlichen Truppen zunächst 
bis westlich Mwine und sodann bis Ekabomwode 
(etwa 8 km östlich Kampo) getrieben wurden. 
Gleichzeitig wurde eine englische Abteilung, die 
den Kampo-Fluß hart nördlich der spanischen 
Grenze überschritten hatte und bis N gwambang 
vorgerückt war, über den Fluß zurückgeworfen. 
Auch die Mitte September erfolgte Verstärkung 
der Engländer durch ein bei Dipikar gelandetes 
indisches Bataillon vermochte nicht, die Lage 
zugunsten unserer Gegner zu beeinflussen. Der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.