Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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der europäische in seiner ursprünglicheren Form tat. 
Curopäische Kreuzungen werden von den Eingeborenen 
für Jagdzwecke sehr geschätzt und hoch bezahlt. Im 
Transkaragebiet begegnete mir zum erstenmal die 
Verwendung des Hundes als Fleischtier. Die Losso 
und Kabre kaufen Hunde von ihren Nachbarn auf, 
kastrieren sie und machen sie sett. 
Bienenhaltung wird durch gang Mittelafrika 
in der Weise getrieben, daß ausgehöhlte Baumstämme 
oder aus Rinde gebildete Röhren in Bäunmen 
aufgehängt und die Bienen mittels Honig an- 
gelocht werden. Sie werden dann nach Bildung der 
Waben durch Räuchern ausgetrieben. In Ruanda am 
Rugwerosee fand ich eine sicher höherstehende Art der 
Bienenhaltung. Dort lagen die Bienenröhren in un- 
mittelbarer Nähe der Wohnhütten auf Bockgestellen. 
Leider konnte ich in den damaligen kriegerischen Zeiten 
über die Hallung dieser völlig zahmen Hausgenossen 
nichts Eingehenderes seststellen. Da der Eingeborene 
das Wachs micht verwendet, geht es oft dem Handel 
verloren. Im Muansabezirk stieg die Ausfuhr ganz 
erheblich, als die Eingeborenen durch farbige Wander- 
lehrer über den klingenden Wert und die beste Art der 
Anfbereitung belehrt wurden. Unter guten Beförde- 
rungsbedingungen und bei sachgemäßer Aufbereitung 
würde sich der sehr wohlschmeckende Honig nicht allein 
auf dem Markt im Schutzgebiet, sondern auch in 
Deutschland behaupten. 
Pserdezucht in Eingeborenenhand möchte ich 
nur anhangsweise erwähnen, da sie nicht die gleiche 
wirtschaftliche Bedentung hat wie die orcn genannten 
Haustiere. Als einziges möchte ich anführen, daß der 
Besitz des Pferdes zu höherer Produktionstätigkeit 
anzureizen vermag. Pferdezucht lernte ich nur bei den 
Eingeborenen Nordtogos kennen, die planlos die aus 
dem Sudan eingeführten Tiere krenzten. Kastration 
wurde nicht beobachtet. Es kamen aus dem Sudan 
wei Schläge: ein leichter, trockener mit festen Hufen, 
anscheinend aus der Steppe stammend, und ein schwe- 
rerer, anspruchsvollerer mit flachen Hufen, wohl aus 
den Flußniederungen. Wich htig ist die Pferdehaltung 
für militärische Zwecke # in tsetsefreien Gegenden — 
und für die sortiiche und Reisetätigkeit der Weißen 
in den Schutzgebiet 
Will man für diese Zwecke die Zucht heben, würde 
zunächst genügen, wenn die minderwertigen Heugste 
durch Kastration ausgeschieden würden und auf 
Leistungen geprüfte einheimische den Eingeborenen 
zur Verfügung gestellt würden. Die Verwalktung sollte 
darauf hinwirken, daß die grausamc arabische Kan- 
darec, der plumpe Haussasattel, der schweren Druck 
verursacht, durch preiswertes deutsches Zeug ersetzt 
werden, ebenso, daß eine zweckmäßigere Fesselung 
durchgeführt würde. 
Ein ausgegeichneter, lebhafter, zäher.-Pony kommt 
im Kotokoligebiet Togos und nach Beschreibungen auch 
als sogenannter Lackapony in Kamerun vor. Dieser 
Pony könnte vielleicht als schnelles Tragtier eine Rolle 
  
spielen. Man soll daher diese Rasse siudieren, ehe 
man darangeht, ihr durch Krenzung mit Pferden 
„mehr Masse“ geben zu wollen. 
Die Tierzucht der Eingeborenen in ihrer Bedentung 
für die heimische Wirtschaft. 
An den Versand von Fleisch oder lebendem Vieh 
nach Deutschland aus den Schutzgebieten ist nicht gu 
denken — einerseits im Interesse unserer Landes- 
verteidigung und der heimischen Landwirtschaft, ander- 
seits, da wir nicht einmal auereichend Vieh in Mittel- 
afrika haben, um allgemein eine gesunde dm Solksernäh--°ä 
rung dort durchführen zu können. Ferner emtsuricht 
auch die Beschaffenheit des Fleisches vom Steppenvich 
im allgemeinen nicht den Anforderungen, welche man 
in Deutschland zu stellen gewöhnt ist. 
Wichtig dagegen sind für die Heimat aus der 
afrikanischen Viehzucht Hänte, Felle, Hörner, Wachs, 
vielleicht auch Butter und Honig. Häute und Felle- 
konnten sich bisher den deutschen Markt nicht erobern 
wegen ihrer schlechten Aufbereitung dranßen. Häute. 
welche nach des Verfassers Angaben im Muansabezirk 
kunttgerecht aufgearbeitet worden waren, konnten mit 
anderer nach Deutschland eingeführter Auslandswarec 
in Welwewert treten, ebenso die Erzengnisse einer 
Firma in Ruanda, welche die frisch angelieferten 
Häute und Felle selbst aufbereitete. Auf die Mängel 
der heutigen Aufbereitung und ihre Verbesserung habe 
ich in ciner Abhandlung im „Pflanzer“" hingewiesen. 
Von besonderem Werr ist die preiswerte Ergengung 
von Biegenfellen für unsere Luxudindustrie, für die 
Afrika immer mehr in Frage lommt, da infolge der 
intensiven Bewirtschaftung in Europa die Ziegenzucht 
im großen immer mehr zurückgeht. 
Butter ging von OÖstafrika in leeren Petroleum- 
dosen in großen Mengen nach Indien und wurde dort 
zu Speisebutter verarbeitet. Ob eine Ausfuhr nach 
Deutschland lohnt, kann ich nicht beurteilen. Ich 
glaube aber, daß auch dies eine Frage der Trausport- 
miltel ist. Durch Gestellung von handfesten Butter- 
maschinen an die Eingeborenen würde das Ergeugnis 
in Menge wie Beschaffenheit gewinnen, außerdem 
dadurch die Frauen entlastet werden, die heut durch 
langwieriges Schütteln in Kalebassen die Butter her- 
stellen. Was von der Butter gilt, gilt auch vom Honig 
und Wachs. Anleitungen und gute Beförderungs- 
möglichkeiten, nicht zum wenigsten aber geschickte, an- 
spruchslose, gut überwachte Händler wären notwendig. 
wenn man diese Erzeugnisse unserem Vaterlande in 
Möglicst uter Beschaffenheit zuführen will. 
btcrner wären als Massenerzeugnis wohl nur von 
rraieh Schlachtstätten abfuhrfähig. 
Fehlen nun Händler in Bezirken, in denen es 
gilt. De Erzeugung derartiger Stoffe durch Ankanf zu 
heben, so sollten den betreffenden Bezirksämtern zu- 
nächst beamtete Aufkänser beigegeben werden, bis sich 
der freie Handel der Frage bemächtigt. 
(Schluß folgt.) 
 
	        
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