Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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der Eingeborenen hinlänglich beschäftigten Portu- 
giesen setzten sich allmählich wieder gegen den 
Rowuma in Bewegung, den sie aber bis heute 
noch nicht wieder überschritten haben. 
Den Oberbefehl über die britischen und ihnen 
verbündeten Truppen in Ostafrika übernahm, an 
Stelle des von General Smuts hierzu bestimmten 
Generals Hoskins, jetzt der aus Südafrika zurück- 
gekehrte General van Deventer. 
Das gegenseitige Stärkeverhältnis um diese 
Zeit läßt sich mangels jeden Anhaltspunktes auch 
nicht annähernd bestimmen. Was die deutsche 
Streitmacht anbelangt, so ist zu berücksichtigen, 
daß sie nach fast drei Kriegsjahren, ohne jede 
Möglichkeit eines Neuersatzes, vor allem an 
Europäern, und in Anbetracht der im Laufe 
dieser Zeit eingetretenen Verluste, an Zahl nicht 
umerheblich abgenommen haben muß. Dazu kam 
die Unmöglichkeit der Zufuhr an Kriegsmaterial 
aller Art. Daß die Schutztruppe trotzdem noch 
vom besten Angriffsgeiste beseelt und ihre be- 
währte Widerstandskraft noch ungebrochen war, 
haben nicht allein ihre erfolgreichen Vorstöße im 
Frühjahr dieses Jahres bewiesen, das zeigt sich 
noch jetzt an ihrer tapferen Haltung gegenüber 
den von allen Seiten angreifenden verbündeten 
seindlichen Truppenmengen, deren Stärke man 
immerhin auf das zehn= bis fünfzehnfache an- 
nehmen kann. 
Ungefähr Anfang Juni d. Js. setzte diese 
ungeheure ÜUbermacht zum Angriff au. Er erfolgte 
den der Küste her in zwei Kolonnen von Kilwa 
und Lindi aus, unter persönlicher Leitung des 
Generals van Deventer, von Norden aus der 
Achtung Kilossa durch die von Tabora heran- 
geholten kongo-belgischen Truppen und von Nord- 
westen und Westen durch die unter dem Befehl 
des Generals Northey stehenden südafrikanischen 
und rhodesischen Streitkräste. Zur Sperrung der 
##wumalinie wurden die Portugiesen heran- 
gezogen, denen sich weiter westlich englische Ab- 
Pilungen, die den aus portugiesischem Gebiet zu- 
üagewichenen deutschen Streifabteilungen gefolgt 
varen, anschlossen. 
Anfang Juni war es den Engländern ge- 
lugen, unterstützt durch das Feuer ihrer Kriegs- 
ihiffe, an der Mündung des Lukuledi wiederum 
  
* 
angeblich überraschend zu landen und die Lindi 
besetzt haltenden deutschen Kräfte auf Mlawa, 
37 km südwestlich Lindi, zurückzudrängen. An- 
scheinend wurde der Angreifer aber wieder auf 
Lindi zurückgeworfen, da ein späterer englischer 
Bericht von Kämpfen westlich und südwestlich 
dieses Ortes spricht. Jedenfalls konnten die 
Engländer im Lukuledi-Tal nur langsam Boden 
gewinnen. Anfang August kam es nach ihren 
Meldungen zu einem Gefecht an der Straße nach 
Nyangao — wo, wird nicht gesagt —, das an- 
geblich unentschieden blieb, und unterm 27. Sep- 
tembermelden sie, daß die Deutschen ihre Stellungen 
bei Mtua, 35,4 km südwestlich Lindi, geräumt 
und in der Nacht zum 26. September bis 8 km 
nordöstlich Nyangav zurückgegangen seien. Am 
1. Oktober sei es dann wieder zu einem Gefecht 
westlich Lindi, gekommen, in dem trotz großer 
Geländeschwierigkeiten und hartnäckigen Wider- 
standes Fortschritte gemacht worden seien. Auch 
nach dem Eingreifen der von Kilwa aus süd- 
westlich zum Mbemkurn und diesen aufwärts 
vorgehenden Kolonne konnten die deutschen Streit- 
kräfte nicht aus der Gegend von Nyangao ver- 
drängt werden. 
Die von Kilwa vorrückende Kolonne, der 
anscheinend schwächere deutsche Kräfte gegenüber- 
standen, zwang diese Anfang Juli d. Is. zum 
Rückzuge in südwestlicher Richtung. Auch hier 
leisteten die deutschen Abteilungen dem Gegner 
hartnäckigsten Widerstand, so daß sein Vorwärts- 
kommen sich nur langsam gestaltete. Erst nach 
mehrfachen und anscheinend heftigen Kämpfen ge- 
lang es dem Gegner Ende September, den 
Mbemkurn zu erreichen und diesen aufwärts die 
deutschen Streitkräfte am 11. Oktober auf Ru- 
ponda, südlich des Mbemkurn, und von da auf 
Nyangao und Lukuledi (Mission) zurückzu- 
drängen. Damit hatten sich die beiden von 
Lindi und Kilwa vorgehenden feindlichen Ko- 
lonnen die Hand gereicht und begannen um- 
fassend gegen die in der Linie Nyangao und 
Lukuledi befpindlichen deutschen Stellungen vor- 
zugehen. Die in den Tagen vom 15. bis 18. Ok- 
tober geführten Angriffe, die sich anscheinend 
hauptsächlich gegen den linken deutschen Flügel
	        
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