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Kriegsrechts eine gesetzliche Berechtigung fest-
gestellt werden. Strafexpeditionen zogen im
Lande umher, überfielen kleine Ortschaften und
wüteten willkürlich unter der Bevölkerung, derart,
daß der amtliche Bericht selbst erklärt, der Re-
gierungskommissar schiene seinen Auftrag so auf-
gesaßt zu haben, daß er die Lynchinstiz in seinem
Gebiete einführen und sich mit seiner Patronille
so betragen dürfe, wie man es in Schauer-
romanen aus dem wilden Westen zu lesen pflege.
Das Bezeichnende an der ganzen Sache ist, daß
die amtlichen Leiter dieser Menschenschlächtereien
keinerlei Bestrafung außer der Enthebung aus
ihrer Tätigkeit als Friedensrichter erlitten haben,
trotz ihres „ekelhaften und abschenerregenden Be-
tragens“, wie der Bericht es nennt. Das also,
fragt „Manchester Guardian“, solle das Wort
jener berühmten Gerechtigkeit sein, auf der au-
geblich das Britische Reich begründet sei, und
sährt dann fort: „Wenn so große Ungerechtig-
keiten geschehen konnten, so ist vernunstgemäß
anzunehmen, daß in kleinem Maßstabe viele
andere begangen worden sind.“ (M. G. 2. 11.)
Sollte die englische Regierung sich, auf den
Standpunkt stellen, das Selbstbestimmungsrecht
der Eingeborenen in den deutschen Kolonien zu
sordern, so möchte ich heute schon die Gegen-
sorderung anmelden, eine Volksabstimmung in
Ceylon über den Fortbestand der englischen
Herrschaft zu veranstalten. Uber das Ergebnis
bin ich so sicher wie über den Ausfall eines
Reserendums in Ostindien und in Singapore, wo
während des Krieges auch ein surchtbares Blut-
regiment an der Arbeit war. Daß wir es hier
nicht mit Einzelerscheinungen zu tun haben, sondern
daß eine grundsäbzliche Wandlung in Englands
Auffassung seiner kolonisatorischen Pflichten und
Methoden gegenüber Farbigen und Weißen vor-
liegt, beweisen grundlegende Beschlüsse, die in
Westminster gefaßt worden sind. Ich erinnere nur
an die skrupellose Verwendung sarbiger Truppen
auf dem europäischen Kriegsschauplatze. England
ist hier immer mehr in das Fahrwasser der
Franzosen geraten. Noch hat England nicht die
Wehrpflicht für seine farbigen Untertanen eingeführt,
aber schon finden Zwangsaushebungen statt, und
eine der ausschlaggebenden Figuren des Lloyd
Georgeschen Kabinelts, der „Stratege“ Winston
Churchill, erhofft noch immer die Entscheidung auf
dem europäischen Kriegsschauplatz von einer rück-
sichtslosen Versklavung der farbigen Bevölkerung
für die militärischen Zwecke Euglands. Wie ein
furchtbarer Hohn auf die Gesinnung des heutigen
Englands klingt das Wort, das vor einigen Mo-
naten General Smuts sprach:
Gerechtigkeit und die gewöhnlichen christlichen
Tugenden dürfen die Grundlage unserer Be-
ziehungen zu der schwarzen Bevölkerung bilden.“
Die Engländer legten ehedem und, wie ich
glaube, mit Recht noch einen zweiten Prüsstein
an das moralische Recht einer Nation, Kolonial=
macht zu sein, das war die Auffassung von der
Stellung des Weißen gegenüber dem Eingeborenen
und von den Pflichten gegenüber den weißen
Schwesternationen. Auch diese Probe fällt für
das heutige England moralisch vernichtend aus.
Mit einem Zynismus ohnegleichen wurde das
Ansehen der weißen Rasse in Afrika preisgegeben
und damit alle Grundlagen des enropäischen
Missions= und Erzieherberufs untergraben. Ich
erinnere an die Auspeitschung von Deutschen vor
Schwarzen und durch Schwarze und an die Aus-
treibung unserer Missionen, die sich oft unter
raffinierter Gransamkeit und Demütigung vollzog.
Auch hier wiederum keine Einzelvergehen minder-
wertiger Personen, die ohne Aufsicht handeln,
sondern die methodische Ausführung einer Kriegs-
politik, mit dem Endzweck, auch nach dem Kriege
zu wirken.
Zu demselben Endzweck wurde eine dritte
Grundlage der zivilisierten Kolonialpolitik ger-
stört, eine Grundlage, die früher England als
notwendig erachtet hatte, um das Wesen der
Kolonialmacht moralisch zu rechtfertigen. Sir
Harry Johnston schrieb vor dem Kriege:
„Nur kair plax,
„Nur, weil die britische Handelspolitik bis-
her so prächtig sair und frei gewesen ist aller
Welt gegenüber in allen britischen Besitzungen,
hat die übrige Welt ohne ungebührliches
Murren erlaubt, daß eine Bevölkerung von
nur einigen 10 Millionen in Nordwestenropa
sich die Beherrschung der besten Teile Afrikas,
Asiens, Anstraliens und Ameritas angemaßt
hat. Aber eine Umkehrung dieser Politik
würde meiner Meinung nach gelegentlich all