Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

und zwar an der Taveta—Moschi-Straße nach 
Westen und an der Taveta—Kahe-Straße zwischen 
Reata und Latemabergen nach Südwesten, aber 
die Rückzugslinie seiner Hauptkräfte stand noch nicht 
fest. Die 4. Südafrikanischen Reiter waren in 
Fühlung mit einer Abteilung. die nur eine Nachhut 
an der Moschistraße zu sein schien, und eine feind- 
liche Streitmacht von unbekannter Stärke stand am 
Latema-Reata-Paß. Es war wesentlich, festgustellen, 
ob dies nur eine den Rückzug deckende Abteilung 
war, oder ob der Feind hier in einer Stärke stand, 
daß er mit einem Gegenangriff Taveta bedrohen 
konnte. In beiden Fällen war es nötig, ihn vom 
Paß zu vertreiben, ehe ich weiter hinter Taveta 
vorrücken konnte. 
Die 2. Division hatte in Taveta nur drei achwacke 
Bataillone der 1. Ostafrikanischen Brigade, 8 Zwölf- 
pfünder. Geschütze und 1 Haubitz-Batterie. Mit diesen 
beschloß ich die Lage aufzuklären und, wenn möglich, 
den Paß zu besetzen. 
12. Dieie Unternehmung! wurde Brigadegeneral 
Malleson anvertraut, l. Ostafrikanische Bri- 
gade befehligte. Er lered seiner Verfügung: 
die Belfield Scouts, 
die 6. und 8. Feldbatterie, 
die 134. Haubitz-Batterie, 
das 2. Rhodesische Regiment, 
die 130. Belutschen, 
die 3. Kings frican Rifles, 
eine Maschinengewehr-Kompagnie vom Regi- 
ment Loyal North Lancashire, 
eine i 
General Malleson wählte als Angriffspunkt einen 
Vorsprung des Latema-Hügels, welcher den Paß von 
Norden her beherrschte, und ging um 11.45 vormit- 
tags zum Angriff vor. Die 130. Belutschen rechts 
und die 3. King's African Rifles links bildeten die 
Feuerlinie, das 2. Rhodesische Regiment blieb in 
Reserve. Die berittenen Truppen deckten beide 
Flanten und die Artillerie unterstützte den Angriff 
aus einer Entfernung von ungefähr 3500 Yards. 
Als sie sich den buschbedeckten Abhängen des 
Latema-Hügels näherten, kam die Schützenlinie in 
ein heftiges Gewehr= und Maschinengewehrieuer. 
Der Feind hatte auch mindestens zwei Geschüge und 
mehrere Revolverkanonen in Tätigkeit und unsere 
Infanterie kam nur wenig vorwärts. 
13. Gegen 4 Uhr nachmittags begann die 
Armeereserve in Taveta eingutreffen, und ich ver- 
stärkte die 2. Division mit dem 5. Südafrikanischen 
Bataillon. Gleichzeitig bat General Malleson, der 
sich sehr unwohl fühlte (seriousl indisposed), um 
Euthebung von seinem Kommando, und ich wics 
General Tighe an, den Befehl persönlich zu über- 
nehmen. 
Nach Eintreffen der 5. Südafrikanischen Infanterie 
befahl General Tighe den Rhodesiern vorzugehen 
und die Kings African Rifles bei einem Ansturm 
auf den Rücken des Latema-Higels mit sich zu reißen, 
die 130. Belutschen sollten auf dem rechten Flügel 
kraftvoll unterstützen. Der gewonnene Grund und 
Boden sollte sofort befestigt werden. Die 9. und 
die 5. Südafrikanische Feldbatterie wurden zur 
Unterstützung des Angriffs in Stellung gebracht. 
er Ansturm wurde tapfer ausgeführt, führte 
aber nicht zur Beseung des Hägelkammes. Die 
3. King's African Rifles, die seit Beginn in heißem 
Kampf gestanden hamen. hatten das Unglück, ihren 
tapferen Führer, Oberstlemmant B. raham, 
und verschiedene andere Offiziere zu verlieren. Ge- 
  
  
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neral Tighe fand es nötig. die Belutschen durch die 
Hälfte der 5. Südafrikanischen Infanterie zu ver- 
stärken, und ich verstärkte die 2. Division weiter 
durch die 7. Südafrikanische Aeaden 
14. Dies letztere Bataillon traf bei General 
Tighe ungefähr 8 Uhr abends ein, und kurz darauf 
beschloß dieser, daß die beste Aussicht, den Feind 
schnell aus seiner Stellung am Paß zu werfen, die 
sei, die beiden Südafrikanischen Bataillone zu einem 
nächtlichen Bajonettangriff vorzuschicken. Dieses Unter- 
nehmen war zweifellos sehr bedenklich, da es keine 
Gelegenheit gab, nur annähernd das Gelände, über 
das der Angriff geführt werden guute zu erkunden. 
Auch war es keineswegs sicher. der Feind nicht 
in hroßer Stärke da war. unbonssens stand der 
Mond im ersten Viertel und erleichterte so die Be- 
wegungen bis Mitternacht: der Busch an dem Wege 
zum Pagß schien nicht sehr dicht zu sein, und dazu 
erweckte die Art des vom Feinde entwickelten Feuers 
nicht den Eindruck, daß er eine starke Macht tatsächlich 
in seiner ersten Linie habe, obwohl er. wie gewöhn- 
lich, sahlreiche Maschinengewehre in Tätigkeit hatte. 
Der Nachtangriff der beiden südafrika- 
nischen Bataillone wurde gut vorbereitet und durch 
Oberstleutnant Byron, dem Führer der 5. Südafri- 
kanischen Infanterie tapfer geführt. Die 7. Süd- 
afrikanische Infanterie bildete die erste Linie, mit 
der 5. Südafrikanischen Infanterie als Unterstügung. 
Sie rückten mit großem Schneid durch den Busch 
vor, der sich viel dichter, als erwartet, zeigte und 
trieben den Feind bis zum Kamm vor sich her, wo 
er unseren Vormarsch hemmte. Ein gewisses Maß 
von Unordnung war bei diesem Nachtangriff durch 
dicken Dornbusch gegen einen hartnäckigen Widerstand 
unvermeidlich. Gruppen von Leuten und einzelne 
Leute, die von ihren Führern getrennt waren, 
konnten nichts anderes tun, als auf die Stellung 
zurückzufallen, wo die 1. Ostafrikanische Brigade als 
Hauptreserve, etwa 1500 Nards östlich des Passes, 
aufgestellt war. 
Oberst Byron hatte den Befsehl gegeben, daß 
nach Erreichung des Kammes Oberstleutnant Frect, 
Führer der 7. Südafrikanischen Infanterie, und 
jor Thompson- von demselben Bataillon eine Schwea- 
kung nach außen machen sollten, um die Höhen 
nördlich und südlich des Passes zu besetzen, während 
Oberst Byron selbst den eigentlichen Paß sicherte. 
Diese beiden tapferen Offiziere führten ihre Aufgabe 
sehr geschickt aus. Oberst Freeth suchte seinen Weg 
die steilen Vorsprünge des Latema-Hügels hinan, 
bis er fand. daß die Zahl der Leute, die sich bei 
ihm befanden, auf 18 gesnnken war. Zu ihm fanden 
sich einige wenige Rhodesier und King's African 
Rifles, die noch an den Abhängen des Vorsprungs 
nach dem Angriff am Abend kleben geblieben waren. 
und die kleine Schar hielt aus bis zum Tages- 
anbruch. Major Thompson wandte sich mit 170 Mann 
gegen den Reata-Hügel und grub sich dort in einer 
vorteilhaften Stellung ein. Gegen Mitternacht er- 
reichte Oberst Byron den Paß eiwa 30 Yards von 
der Hauptstellung des Feindes enfernt. Der Wider- 
stand hier war besonders hartnäckig. An einer Stelle 
wurde Major Mainprise, Brigademajor der Royal 
E gineers, und 22 Mann durch das konzentrische 
Feuer von drei. Maschinengewehren getötet, und 
Oberst Byron, selbst leicht verwundet, erreichte die 
Paßhöhe mit nur 20 Mann. Der Feind befand sich 
noch in seiner das von ihm gehaltene Gelände be- 
herrschenden Stellung. Da er jedoch fand, daß er 
weder vorrücken noch sich behaupten lonnte, wurde 
er widerstrebend zum Rückzug gezwungen.
	        
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