und zwar an der Taveta—Moschi-Straße nach
Westen und an der Taveta—Kahe-Straße zwischen
Reata und Latemabergen nach Südwesten, aber
die Rückzugslinie seiner Hauptkräfte stand noch nicht
fest. Die 4. Südafrikanischen Reiter waren in
Fühlung mit einer Abteilung. die nur eine Nachhut
an der Moschistraße zu sein schien, und eine feind-
liche Streitmacht von unbekannter Stärke stand am
Latema-Reata-Paß. Es war wesentlich, festgustellen,
ob dies nur eine den Rückzug deckende Abteilung
war, oder ob der Feind hier in einer Stärke stand,
daß er mit einem Gegenangriff Taveta bedrohen
konnte. In beiden Fällen war es nötig, ihn vom
Paß zu vertreiben, ehe ich weiter hinter Taveta
vorrücken konnte.
Die 2. Division hatte in Taveta nur drei achwacke
Bataillone der 1. Ostafrikanischen Brigade, 8 Zwölf-
pfünder. Geschütze und 1 Haubitz-Batterie. Mit diesen
beschloß ich die Lage aufzuklären und, wenn möglich,
den Paß zu besetzen.
12. Dieie Unternehmung! wurde Brigadegeneral
Malleson anvertraut, l. Ostafrikanische Bri-
gade befehligte. Er lered seiner Verfügung:
die Belfield Scouts,
die 6. und 8. Feldbatterie,
die 134. Haubitz-Batterie,
das 2. Rhodesische Regiment,
die 130. Belutschen,
die 3. Kings frican Rifles,
eine Maschinengewehr-Kompagnie vom Regi-
ment Loyal North Lancashire,
eine i
General Malleson wählte als Angriffspunkt einen
Vorsprung des Latema-Hügels, welcher den Paß von
Norden her beherrschte, und ging um 11.45 vormit-
tags zum Angriff vor. Die 130. Belutschen rechts
und die 3. King's African Rifles links bildeten die
Feuerlinie, das 2. Rhodesische Regiment blieb in
Reserve. Die berittenen Truppen deckten beide
Flanten und die Artillerie unterstützte den Angriff
aus einer Entfernung von ungefähr 3500 Yards.
Als sie sich den buschbedeckten Abhängen des
Latema-Hügels näherten, kam die Schützenlinie in
ein heftiges Gewehr= und Maschinengewehrieuer.
Der Feind hatte auch mindestens zwei Geschüge und
mehrere Revolverkanonen in Tätigkeit und unsere
Infanterie kam nur wenig vorwärts.
13. Gegen 4 Uhr nachmittags begann die
Armeereserve in Taveta eingutreffen, und ich ver-
stärkte die 2. Division mit dem 5. Südafrikanischen
Bataillon. Gleichzeitig bat General Malleson, der
sich sehr unwohl fühlte (seriousl indisposed), um
Euthebung von seinem Kommando, und ich wics
General Tighe an, den Befehl persönlich zu über-
nehmen.
Nach Eintreffen der 5. Südafrikanischen Infanterie
befahl General Tighe den Rhodesiern vorzugehen
und die Kings African Rifles bei einem Ansturm
auf den Rücken des Latema-Higels mit sich zu reißen,
die 130. Belutschen sollten auf dem rechten Flügel
kraftvoll unterstützen. Der gewonnene Grund und
Boden sollte sofort befestigt werden. Die 9. und
die 5. Südafrikanische Feldbatterie wurden zur
Unterstützung des Angriffs in Stellung gebracht.
er Ansturm wurde tapfer ausgeführt, führte
aber nicht zur Beseung des Hägelkammes. Die
3. King's African Rifles, die seit Beginn in heißem
Kampf gestanden hamen. hatten das Unglück, ihren
tapferen Führer, Oberstlemmant B. raham,
und verschiedene andere Offiziere zu verlieren. Ge-
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neral Tighe fand es nötig. die Belutschen durch die
Hälfte der 5. Südafrikanischen Infanterie zu ver-
stärken, und ich verstärkte die 2. Division weiter
durch die 7. Südafrikanische Aeaden
14. Dies letztere Bataillon traf bei General
Tighe ungefähr 8 Uhr abends ein, und kurz darauf
beschloß dieser, daß die beste Aussicht, den Feind
schnell aus seiner Stellung am Paß zu werfen, die
sei, die beiden Südafrikanischen Bataillone zu einem
nächtlichen Bajonettangriff vorzuschicken. Dieses Unter-
nehmen war zweifellos sehr bedenklich, da es keine
Gelegenheit gab, nur annähernd das Gelände, über
das der Angriff geführt werden guute zu erkunden.
Auch war es keineswegs sicher. der Feind nicht
in hroßer Stärke da war. unbonssens stand der
Mond im ersten Viertel und erleichterte so die Be-
wegungen bis Mitternacht: der Busch an dem Wege
zum Pagß schien nicht sehr dicht zu sein, und dazu
erweckte die Art des vom Feinde entwickelten Feuers
nicht den Eindruck, daß er eine starke Macht tatsächlich
in seiner ersten Linie habe, obwohl er. wie gewöhn-
lich, sahlreiche Maschinengewehre in Tätigkeit hatte.
Der Nachtangriff der beiden südafrika-
nischen Bataillone wurde gut vorbereitet und durch
Oberstleutnant Byron, dem Führer der 5. Südafri-
kanischen Infanterie tapfer geführt. Die 7. Süd-
afrikanische Infanterie bildete die erste Linie, mit
der 5. Südafrikanischen Infanterie als Unterstügung.
Sie rückten mit großem Schneid durch den Busch
vor, der sich viel dichter, als erwartet, zeigte und
trieben den Feind bis zum Kamm vor sich her, wo
er unseren Vormarsch hemmte. Ein gewisses Maß
von Unordnung war bei diesem Nachtangriff durch
dicken Dornbusch gegen einen hartnäckigen Widerstand
unvermeidlich. Gruppen von Leuten und einzelne
Leute, die von ihren Führern getrennt waren,
konnten nichts anderes tun, als auf die Stellung
zurückzufallen, wo die 1. Ostafrikanische Brigade als
Hauptreserve, etwa 1500 Nards östlich des Passes,
aufgestellt war.
Oberst Byron hatte den Befsehl gegeben, daß
nach Erreichung des Kammes Oberstleutnant Frect,
Führer der 7. Südafrikanischen Infanterie, und
jor Thompson- von demselben Bataillon eine Schwea-
kung nach außen machen sollten, um die Höhen
nördlich und südlich des Passes zu besetzen, während
Oberst Byron selbst den eigentlichen Paß sicherte.
Diese beiden tapferen Offiziere führten ihre Aufgabe
sehr geschickt aus. Oberst Freeth suchte seinen Weg
die steilen Vorsprünge des Latema-Hügels hinan,
bis er fand. daß die Zahl der Leute, die sich bei
ihm befanden, auf 18 gesnnken war. Zu ihm fanden
sich einige wenige Rhodesier und King's African
Rifles, die noch an den Abhängen des Vorsprungs
nach dem Angriff am Abend kleben geblieben waren.
und die kleine Schar hielt aus bis zum Tages-
anbruch. Major Thompson wandte sich mit 170 Mann
gegen den Reata-Hügel und grub sich dort in einer
vorteilhaften Stellung ein. Gegen Mitternacht er-
reichte Oberst Byron den Paß eiwa 30 Yards von
der Hauptstellung des Feindes enfernt. Der Wider-
stand hier war besonders hartnäckig. An einer Stelle
wurde Major Mainprise, Brigademajor der Royal
E gineers, und 22 Mann durch das konzentrische
Feuer von drei. Maschinengewehren getötet, und
Oberst Byron, selbst leicht verwundet, erreichte die
Paßhöhe mit nur 20 Mann. Der Feind befand sich
noch in seiner das von ihm gehaltene Gelände be-
herrschenden Stellung. Da er jedoch fand, daß er
weder vorrücken noch sich behaupten lonnte, wurde
er widerstrebend zum Rückzug gezwungen.