Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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Die unter derpersönlichen Führung des Generals 
Smuts stehenden Truppen beliefen sich mithin immer 
noch auf 2 Divisionen. Außerdem standen aber 
noch die Nyassaland= und Rhodesia-Truppen des 
Brigadegenerals Northey und die seinerzeit zu 
gemeinsamem Vorgehen mit den Kongobelgiern 
gegen Tabora von Muansa aus entsandten Streit- 
kräfte des Brigadegenerals Crew zu seiner Ver- 
fügung. Erstere können auf mindestens eine Brigade 
veranschlagt werden, letztere wurden aufgelöst und, 
bis auf ein Bataillon, das als Bahnschutz an der 
Zentralbahn östlich Tabora verblieb, der 2. Di- 
vision zugeteilt. So bestand also damals die 
gesamte britische Streitmacht aus etwa 2½ Di- 
visionen. Ihre Stärke zahlenmäßig anzugeben, 
ist nicht möglich, da dafür keine Anhaltspunkte 
vorhanden sind. 
Nicht unerwähnt bleiben dürfen auch die aus 
mehreren Einheiten bestehenden Seestreitkräfte, 
mit deren Hilfe im Laufe des September 1916 
die südlichen Küstenplätze Kilwa, Kiswere, Lindi, 
Sudibucht und Mikindani besetzt worden waren. 
Kongobelgische Truppen sind in dieser Kriegs- 
periode aktiv nicht beteiligt gewesen. Sie waren 
anscheinend den von Tabora in südöstlicher Rich- 
tung zurückgegangenen deutschen Streitkräften des 
Generals Wahle nur wenig über diesen Ort hinaus 
gefolgt. Später mußten die Belgier das von 
ihnen besetzte Tabora und scheinbar auch das ganze 
Gebiet westlich davon bis zum Mlagarassi vor 
ihren selbstlosen britischen Verbündeten wieder 
räumen. Sie begannen dann einen Teil ihrer 
Truppen, vor allem das zahlreiche europäische 
Personal, über den Kongo nach Frankreich zu 
überführen, mußten aber dieses Vorhaben wieder 
aufgeben und die bereits bis Dakar in Französisch- 
Westafrika gelangten Transporte, wahrscheinlich 
auf englisches Geheiß hin, wieder zurückholen, als 
durch den im Mai 1917 erfolgten kühnen Vor- 
stoß des Hauptmanns Wintgens gegen Tabora 
dieser Platz und die Zentralbahn ernstlich gefährdet 
schienen. Hiervon wird später noch die Rede sein. 
Trotz seiner ganz erheblichen zahlenmäßigen 
Überlegenheit gegenüber den deutschen Truppen, 
denen es nicht vergönnt war, ihre nicht mehr 
felddienstfähigen Offiziere und Mannschaften nach 
Hause schicken und sie in beliebiger Anzahl durch 
frische Kräfte ersetzen zu können, und von denen 
ganz andere körperliche Leistungen unter viel 
schwierigeren Verhältnissen gefordert und ertragen 
wurden, war es General Smuts doch nicht mög- 
lich, im November und Dezember 1916 in größerem 
Umfange angriffsweise vorzugehen. Er sah sich 
vielmehr zu umfangreichen Neueinteilungen, Um- 
gruppierungen und Neuausrüstungen seiner Trup- 
pen, sowie zur Verschiebung seiner Angriffspläne 
genötigt. Abgesehen von kleinen örtlich be- 
  
grenzten Unternehmungen kam es bis Ende des 
Jahres 1916 zu keinen größeren Kampfhandlungen. 
Durch den hervorragend geleiteten heldenhaft 
zähen Widerstand der verhältnismäßig kleinen 
ostafrikanischen Schutztruppe war das schon wieder- 
holt mit hochtönenden Worten als in allernächster 
Aussicht stehende Ziel der vollständigen Eroberung 
Deusch-Ostafrikas und der Vernichtung der deutschen 
Truppen dortselbst wieder mal in weitere Ferne 
gerückt worden. 
Über die Gründe der Verzögerung der Wieder- 
aufnahme der Angriffsbewegungen läßt sich General 
Smuts wie folgt aus: 
„Während der Monate November und 
Dezember war eine allgemeine Vorwärtsbe- 
wegung nicht möglich. Die Operationen blieben 
auf solche beschränkt, die von den einzelnen 
Truppenteilen zu dem Zweck unternommen 
wurden, um sich mit den Verhältnissen, wie sie 
sich in ihren diesbezüglichen Gebieten in diesen 
zwei Monaten entwickelten, vertraut zu machen 
und ihre Stellungen für die im gegebenen Zeit- 
punkt in Aussicht genommene zusammenfassende 
Unternehmung gegen den Feind vorzubereiten. 
Die Operationen im November und Dezember 
sollen später mitgeteilt werden, aber ich glaube, 
daß es gut sein wird, einige Umstände, die zu 
der Verzögerung unseres allgemeinen Vorrückens 
beigetragen haben, zu erwähnen. 
Als es nötig geworden war, Halt zu machen, 
hatten Krankheiten bereits eine gewisse Ver- 
heerung unter den Truppen angerichtet. Eine 
große Anzahl war ohne ärztliche Behandlung, 
längere Ruhe, Wechsel von Klima und Ernäh- 
rungsweise gänzlich unfähig, noch irgendeine 
Anstrengung zu ertragen. Die dadurch hervor- 
gerufene Zerrüttung war ungeheuer und der 
Ausfall in der Zahl der Gewehre genügte allein, 
um alle ferneren Bewegungen bis zum Ein- 
treffen von Verstärkungen zu verhindern. 
Die mechanischen Transportmittel befanden 
sich infolge des unausgesetzten Gebrauches über 
schauderhafte Wege oder durch wegeloses Ge- 
lände in einer äußerst schadhaften Verfassung, 
und umfangreiche Ausbesserungen, für die keine 
Zeit gewesen war, wurden erforderlich. 
Das zugehörige Personal litt unter denselben 
Krankheitserscheinungen wie die Fronttruppen, 
und in dem Maße, wie die Leute ausfielen, 
mußten von denjenigen höhere Anstrengungen 
ertragen werden, die sich aufrecht erhalten 
konnten, bis der Ausfall an Mannschaften auch 
eine Menge von Fuhrwerken außer Betrieb setzte. 
Tierkrankheiten hatten Pferde, Maultiere 
und Ochsen zu Tausenden dahingerafft und es 
war notwendig, diese auf dem einen oder anderen
	        
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