Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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Aber trotz dieser Überlegenheit hatten die bri- 
tischen Streitkräfte an mehreren Stellen der weit 
ausgedehnten Front große Mühe, sich der deutschen 
Angriffe zu erwehren. Auch gelang es ihnen 
nicht, den Durchbruch des Hauptteiles der damals 
doch wohl kaum mehr als 1200 Gewehre zählenden 
Abteilung Wahle durch ihre Linien zwischen Ngo- 
minji und Madibira zu verhindern. 
lber diese sich in der Zeit von etwa Mitte 
Oktober bis Anfang Dezember 1916 abspielenden 
Ereignisse wäre folgendes zu sagen: 
Wie bereits oben erwähnt, hatte Smuts den 
General Hannyngton mit 2000 Mann nach Kilwa 
entsandt und ihn besonders auf eine starke Be- 
setzung Kibatas hingewiesen. Eine weitere Ver- 
stärkung der Kilwa-Streitkräfte durch die Brigade 
O'Grady war in Aussicht genommen, und es lag 
in der Absicht des Generals Smuts, gegebenen- 
falls von Kilwa auf Liwale vorzustoßen, zu welchem 
Zwecke er bereits Anfang November Mopotora") 
an der Straße nach Liwale besetzen ließ. Diesen 
Plan gab er auf, als sich am 8. November 
deutsche Angriffsabsichten gegen Kibata erkennen 
ließen, zu denen angeblich 10 Kompagnien bereit- 
gestanden haben sollen. Aber außer einem Er- 
kundungsvorstoß am 9. November kam es zu 
keinen weiteren Zusammenstößen im Laufe des 
November. 
Zur weiteren Sicherung schob General Han- 
nyngton ein Bataillon nach Ngarambi, etwa 48 km 
westlich Kibata, vor, das diesen Ort am 2. De- 
zember, ohne Widerstand zu finden, besetzte. 
Über die dann mit dem 5. Dezember erfolgen- 
den erneuten deutschen Angriffe gegen Kibata be- 
richtet Smuts, wie folgt: 
„Der Anfang Dezember in der Kilwagegend 
einsetzende Regen hielt — wenn auch zeitweise 
aussetzend — mit ziemlicher Heftigkeit bis Ende 
des Monats an und störte manchmal erheblich 
unsere Bewegungen. - 
Am5.DezemberwareineregePatrouillen- 
tätigkeit in der Umgebung von Kibata erkennbar, 
und am Nachmittag des 6. setzte der Feind 
zum Angriff an, der sich im Laufe des folgenden 
Tages weiter entwickelte, als er mehrere Schiffs- 
und Feldgeschütze in Tätigkeit brachte. Die 
Versuche des Feindes, Kibata einzuschließen, 
dauerten bis zum 15. Dezember. Heftige An- 
griffe wurden am 7. und 8. unternommen und 
abgewiesen, und verschiedene vorgeschobene 
und mit Rücksicht hierauf erklärte ich mich mit 
der vorübergehenden Räumung von Nga- 
rambi, zum Zwecke einer erforderlichen Zu- 
sammenfassung der Kräfte, einverstanden. Am 
11. waren die Infanteriekämpfe etwas weniger 
heftig, obschon ein schweres Artilleriefeuer auf 
einem Teil der Stellung lag. Der heftige 
Regen und der infolgedessen schlechte Zustand 
der Wege erschwerte unserer Artillerie das 
Herankommen, und so blieben umfangreiche 
Verluste bei unseren Truppen unvermeidlich. 
Am 12. Dezember hatte sich der Gegner weiter 
östlich und südöstlich um die Kibata-Stellung 
herumgeschoben. Dies bedeutete jedoch den 
Höhepunkt seiner Einschließungsversuche. Am 
15. machten sich die ersten Folgen der Be- 
wegung Generals Hannyngton von Westen her 
gegen des Feindes rechten Flügel bemerkbar, 
nämlich infolge der Mitwirkung der Brigade 
O'Gradys von Kibata her. Das „Gold Coast“= 
Regiment") nahm einen beherrschenden Hügel 
westlich Kibata und hielt seine Stellung trotz 
heftiger Gegenangriffe und beträchtlicher Ver- 
luste durch das Feuer der schweren Geschütze 
des Gegners. · 
Die Verbindung zwischen Kibata und Kilwa 
war um diese Zeit vollständig unterbrochen. 
Am 16. Dezember morgens besetzte General 
O'Gradys Brigade einen 3500 Yards nordöst- 
lich von Kibata gelegenen Hügel, und von diesem 
Zeitpunkte an verloren die Vorgänge bei Kibata 
jede besondere Bedeutung. Wir hielten unsere 
Stellungen und der Feind blieb, abgesehen von 
Patrouillenvorstößen gegen unsere Front, un- 
tätig. Seine Stellung verlief über eine Reihe 
hervorragender Punkte, aber etwas weiter ent- 
fernt als seine bisherige Front. General 
Hoskins gab am 21. Dezember der Ansicht 
Ausdruck, daß er in der Lage sei, jeden Ver- 
such des Feindes, in südlicher Richtung auf 
irgendeinem direkten Wege durch die Matumbi- 
berge zu ziehen, verhindern zu können. An- 
gesichts dieser Lage befahl ich General Hoskins, 
einige Bataillone zum Vormarsch nach Nord- 
westen für den Fall des Beginns meines Haupt- 
planes bereitzuhalten, und setzte ihn von meinem 
Vorhaben in Kenntnis, mich am folgenden Tage 
zur Mgetafront zu begeben, um die Bewegungen 
einzuleiten.“ 
Aus dem Verlauf der Kämpfe bei Kibata 
läßt sich klar erkennen, daß die der Brigade Han- 
Stellungen wechselten zeitweise den Besitzer. 
Nach einem entschlossenen Angriff in der Nacht 
vom 9. zum 10. Dezember wurde das Bestreben 
des Gegners, Kibata zu umfassen, erkennbar, 
  
*) Lage nicht feststellbar. 
  
nyngton drohende Niederlage nur durch die 
schleunige Überführung der Brigade O'Grady 
nach Kilwa und deren Eingreifen abgewandt 
*) Mit der Nigerischen Brigade von Westafrika 
übergeführt.
	        
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