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Berichte sind wir leider nicht in der Lage, die
vom Feinde gemachten Angaben prüfen zu können,
aber aus einigen hier und da durchgesickerten
Nachrichten ist zu entnehmen, daß die Smutsschen
Truppen in diesen Kämpfen an mehreren Stellen
recht erhebliche Schlappen und hohe Verluste an
Menschen und Material erlitten haben.
Wie General Smuts selbst die Lage beurteilte,
beweisen wohl am besten die Maßnahmen, die er
zur Abwendung der seinen Truppen an dieser
Stelle drohenden Gefahren schleunigst ergriff.
In aller Eile wurde in Dodoma an der Zentral-
bahn eine Kolonne unter Colonel Taylor zu-
sammengezogen und ebenso die bei Morogoro in
Ruhestellung und zur Auffüllung ihres Bestandes
befindliche berittene Brigade der 2. Division vor-
zeitig und nur etwa 1000 Gewehre stark nach
Iringa in Marsch gesetzt. Bemerkenswert ist,
daß diese Brigade auf dem Marsche dorthin bzw.
innerhalb von sechs Wochen etwas mehr als
90 v. H. ihrer Pferde infolge von Krankheit verlor.
Vom 8. bis 12. November soll es dann noch
zu heftigen deutschen Angriffen gegen Malangali
gekommen sein, die ebenso wie ein vom 14. zum
15. unternommener Nachtangriff bei Ssongea und
ein Angriff bei Lupembe am 17. verlustreich ab-
gewiesen worden sein sollen. Es ist denkbar, daß
diese Angriffe zur Unterstützung der noch jenseits
der feindlichen Linien etwa in der Richtung auf
Malangali vermuteten Abteilung Hübener unter-
nommen worden sind. Angesichts der zahlenmäßi-
gen Überlegenheit des Gegners an und für sich und
des Eintreffens seiner Verstärkungen, die es dem
General Northey ermöglichten, seine Streitkräfte
um Lupembe zu konzentrieren, scheint man auf
deutscher Seite von weiteren Versuchen, der Ab-
teilung Hübener Hilfe zu bringen, als aussichtslos
Abstand genommen zu haben. Dem feindlichen
Bericht zufolge gingen die deutschen Streitkräfte
mit dem 19. November ostwärts auf eine Stellung
zurück, die von Kidatu über Lofia, Mfua, Luke-
geta, Makua's und Mfirika bis nordöstlich Ssongea
den Bezirk von Mahenge deckte. So konnte
General Northey in Verbindung mit General
van Deventer die zur Einschließung der Abteilung
Hübener erforderlichen Truppen freimachen, die zum
Teil sogar auf Kraftwagen herangeführt wurden.
Zur Vorbereitung seines später zu unterneh-
menden allgemeinen Vorgehens beschloß General
Smuts, die deutschen Streitkräfte zunächst über den
Ruhudje und Ulanga (Kilombero) zurückzuwerfen.
Zu diesem Zweck befahl er am 29. November
General van Deventer, mit starken Kräften gegen
Ifakara und weiterhin gegen den Luwegufluß
vorzugehen, während General Northey von Lu-
pembe in Richtung auf den Ruhudje und von
Ssongea auf Mponda angreifen sollte.
Der Beginn dieser Bewegungen mußte jedoch,
wie General Smuts berichtet, infolge der ungün-
stigen Witterung bis Ende Dezember aufgeschoben
werden. Heftige Regenfälle machten alle Bewe-
gungen ungeheuer schwierig und die Verpflegungs-
möglichkeiten gestalteten sich äußerst unsicher. Noch
unterm 19. Dezember meldete General van De-
venter, daß er nicht in der Lage gewesen sei,
diejenigen Verpflegungsvorräte anzusammeln, die
man bei Iringa zu finden hoffte, und daß er seine
ganze Division während des bevorstehenden Vor-
marsches nicht verpflegen könne. Er hatte sogar
einen Teil seiner Truppen an die Zentralbahn
zurückschicken müssen und bei Iringa nur ein
Detachement von drei Bataillonen Infanterie und
einer Schwadron zurückbehalten.
Die Generale van Deventer und Northey
wurden angewiesen, sich dem auf den 24. Dezember
angesetzten allgemeinen Vorgehen anzuschließen.
Bevor wir uns den weiteren Ereignissen zu-
wenden, sei uns mit Bezug auf eine weiter oben
im Wortlaut angeführte Stelle des Berichts des
Generals Smuts die Bemerkung gestattet, daß
auch wir unserseits wohl annehmen dürfen, daß,
wenn es der deutschen Führung möglich gewesen
wäre, eine größere Anzahl von Truppen auf dem
westlichen Kriegsschauplatz zu vereinigen, sie
zweifellos die feindlichen Streitkräfte weit schärfer
hätte anfassen können, als sie bazu unter den für
sie noch bei weitem schwierigeren Umständen in
der Lage war.
In dem Gebiet zwischen dem Rufiji und der
Zentralbahn, auf der Strecke von Daressalam bis
zum Ruwu, kam es während des November und
Dezember in der Gegend von Msanga-KAissangire
zu kleineren Zusammenstößen. Wie bereits weiter
oben erwähnt, war ein am 9. Oktober unter-
nommener Versuch, die Kissangire besetzt haltende
deutsche Abteilung von dort zu vertreiben, nicht
nur gescheitert, sondern endete mit dem Rückzug
des Angreifers auf Maneromango. Nach Ein-
treffen der von der 1. Division von Tulo her
entsandten Verstärkungen, bestehend aus einer Ab-
teilung südafrikanischer Infanterie, den 57. Rifles
und einem Zuge Gebirgsartilleric, besetzte der
Gegner am 21. Oktober Msanga und schob am
6. November eine Abteilung in Stärke von
300 Gewehren und 2 Maschinengewehren nach
Kongo, etwa 25,7 km westlich Msanga, während
an letzterem Platze 450 Gewehre, 2 Geschütze und
4 Maschinengewehre verblieben.
Um dieselbe Zeit hielten die Deutschen Mkamba
und Kissangire besetzt und setzten sich gegen Ende
des Monats noch in Kibesa, etwa 19 km südlich
von Msanga, fest. Sie unterhielten eine lebhafte
Patrouillentätigkeit in Richtung auf die Zentral-
bahn, konnten die Bahn selbst jedoch nicht er-