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vom 8. zum 9. Januar geräumt hatte und in
Richtung auf Kissegesse zurückging, wohin ihm
unsere Truppen folgten. Am 10. Januar be-
setzte Colonel Burn Kibesa.
Der gegenüber Kibambawe stehende Gegner
verhielt sich weniger angriffslustig, beobachtete
jedoch den Fluß äußerst sorgsam.
In der Gegend von Kibata gingen Truppen
der 1. Division sowohl nach Norden als auch
nach Westen vor, um in Fühlung mit dem zurück-
gehenden Gegner zu bleiben, und besetzten
Mwengei") bzw. Ngarambi.
Die Lage klärte sich nun auf. Die nördlich
des Rufiji bei Kissangire und Mkamba stehenden
feindlichen Detachements gingen, gefolgt von
unseren Patrouillen, nach Süden zurück, und es
wurde festgestellt, daß mehrere Kompagnien be-
reits den Fluß etwa 15 Meilen oberhalb Utete
überschritten hatten. Kissegesse wurde am 17. Ja-
nuar von Colonel Burn besetzt, der sofort auf
Koge weitermarschierte. Der Rückzug des
Feindes aus den Kissi= und Matumbibergen
nördlich von Kibata hielt an. Unsere Truppen
erreichten Mohoro im südlichen Rufiji-Delta am
16. Januar und fanden in einiger Entfernung
südlich davon ein vom Feinde zurückgelassenes
10,5 cm-Schiffsgeschütz. Während sich nun auf
diese Weise die Lage nördlich des Rufiji und
nach Osten in Richtung des Delta schnell klärte,
blieb es noch ungewiß, ob der Gegner versuchen
würde, bei Utete oder sonstwo südlich des Rufiji
stehen zu bleiben und uns so die Gelegenheit
bieten würde, seinen Rückzug abzuschneiden,
oder ob er ohne Zeitverlust nach Süden in
Bewegung bleiben würde. Diese Ungewißheit
bestand noch, als ich am 20. Januar den Ober-
befehl abtrat. Die Lücke zwischen den am
weitesten westlich bei und nördlich Ngarambi
stehenden Truppen der 1. Division und der
Bevesschen Brigade bei Mkalinso war zu weit,
um einen solchen Rückzug südwärts verhindern
zu können. Um die Lücke daher zu schließen
oder zu verengern, erhielt General Cunliffs
Nigerische Brigade den Befehl, am 17. Jannar
von Mkalinso auf Luhembero vorzugehen, gleich-
zeitig sollten die Streitkräfte Sheppards und
Beves' das südliche Rufiji-Ufer bei Kibambawe
vom Feinde säubern. Diese Anordnungen
wurden erfolgreich durchgeführt. Das südliche
Ufer ebenso wie Mkindu und Luhembero wurden
am 18. Jannar besetzt, und Cunliffs Brigade
folgte dann dem zurückweichenden Feind in süd-
östlicher Richtung. So war die Lage, als ich
am 20. Januar den Oberbefehl an General
Hoskins übergab und von Daressalam abreiste.“
*) Lage nicht feststellbar.
Aus dem Bericht des Generals Smuts geht
hervor, daß es sein Bestreben gewesen ist, mit
allen Mitteln zu versuchen, die deutschen Truppen
zunächst nördlich des Rufiji und dann nochmals
südlich des Flusses einzukreisen, ihren Widerstand
zu brechen und so noch vor seiner bevorstehenden
Abreise von Deutsch-Ostafrika den Feldzug in der
Hauptsache, wenn nicht vollständig, zu beenden.
Dreimal hat er den Versuch unternommen und
ebensooft ist er ihm trotz seiner großen Über-
legenheit an Zahl und Hilfsmitteln gänzlich miß-
glückt. Auch seinen beiden Unterführern an der
Westfront, van Deventer und Northey, gelang es
dort nicht, nennenswerte Vorteile zu erzielen und
so einen Einfluß auf den Gang der Operationen
am Rufiji ausüben zu können.
Ebensowenig gelang Smuts der Plan, sich
zwischen die südlich des Rufiji und die im Mahenge-
bezirk stehenden deutschen Streitkräfte zu schieben.
Die glänzenden Führereigenschaften des Generals
v. Lettow-Vorbeck (damals noch Oberst) und die
bewundernswerte Haltung seiner Truppen hatten
alle auf ihre Vernichtung hinzielenden Pläne des
Feindes zuschanden werden lassen.
Lediglich an Hand des einseitig abgefaßten
Smutsschen Berichts läßt sich natürlich eine Be-
urteilung der einzelnen Kampfhandlungen nicht
geben. Wer jedoch zwischen den Zeilen des Be-
richts zu lesen versteht, wird zu der Uberzeugung
gelangen, daß nur die zahlenmäßige lberlegen-
heit des Gegners, die ihn zu weit ausholenden
Umgehungen befähigte, die deutsche Führung zur
Aufgabe der Rufiji-Linie nötigte, während die rein
taktisch angelegten Einkreisungsversuche sämtlich
und, wie es scheint, für den Gegner recht verlust-
reich scheiterten.
Zum Schlusse seines Berichtes ergeht sich
General Smuts in Lobes= und Dankesbezeigungen
an die Kommandeure, Stäbe und Truppen, die
Regierungen Indiens und der Südafrikanischen
Union sowie der Gouvernements von Britisch-
Ostafrika, Uganda und Zanzibar. Wir hören bei
dieser Gelegenheit, welche ungeheuren Mengen an
Hilfsmitteln und Vorräten aller Art den britisch-
südafrikanischen Truppen in Ostafrika zugeführt
wurden. Dagegen sind die Mittel, die einschließ-
lich des Inhalts der hinausgelangten zwei Blockade-
brecher der deutschen Schutztruppe zur Verfügung
standen, so geringfügig, daß man sie geradezu als
kläglich bezeichnen könnte. Abgesehen von dem
fortwährenden Zufluß an Ergänzungsmannschaften
aus Indien, Südafrika und den anderen afrika-
nischen englischen Kolonien und der Lieferung der
für ihren Unterhalt erforderlichen Mengen an Ver-
pflegung stellte Indien große Vorräte an Zelten,
Bekleidung und verschiedenen anderen Bedarfs-
gegenständen sowie 96 Lastkraftwagen. Die Süd-