Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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Matandu-Linie gänzlich geräumt hatten und 
anscheinend auch nicht vorhatten, die Kilwa— 
Liwale-Straße zu halten, schien auf ihre all- 
gemeinen Rückzugsabsichten aus der Gegend von 
Kilwa über Likawaje und den Mbemkuru-- 
Fluß auf Massassi hinzuweisen. . 
Der Rückzug des Feindes aus der Umgebung 
des Utungi-Sees dauerte den April über an, 
und gegen Mitte des Monats wurde es offen- 
sichtlich, daß sich stärkere Massen etwa 20 Meilen 
(32 km) südwestlich von Kilwa-Kiwindje 
sammelten. Patrouillenzusammenstöße kamen 
in dieser Gegend täglich vor, und bei einer 
dieser Gelegenheiten zeichnete sich eine Abteilung 
des Gold-Coast-Regiments dadurch aus, daß 
sie eine dreimal stärkere feindliche Abteilung in 
einen Hinterhalt lockte und ihr 40 Mann an 
Verlusten beibrachte. 
Am 138. April griffen 400 Mann der 40. Pa- 
thans und 200 Kings African Rifles mit zwei 
Geschützen des Gold-Coast-Regiments unter 
dem Befehl des Majors Tyndale von den 
40. Pathans eine feindliche Abteilung an, die 
bis auf wenige Meilen am Lumbo heran- 
gerückt war. Der Feind schien überlegen zu 
sein und nach einem mehrere Stunden an- 
dauernden scharfen Gefecht, in welchem es auf 
beiden Seiten beträchtliche Verluste gab, zogen 
sich unsere Truppen auf Lumbo zurück, wo sie 
sich eingruben. Wenn auch dieser Angriff hin- 
sichtlich seines Zieles fehlschlug, so hatte er doch 
zur Folge, daß die bei Kilwa stehenden Truppen 
von jeder weiteren Bedrohung aus dieser Richtung 
erlöst wurden. 
Am 20. April wurde uns das deutsche La- 
zarett in Mpanganja, 10 Meilen (16 km) west- 
lich Utete, übergeben und wurden sogleich Schritte 
getan, die 70 Europäer und 140 Askari, von 
denen ein großer Teil Erholungsbedürftige 
waren, fortzubringen. Das Lazarett war durch 
das Ansteigen des Rufiji so abgeschnitten worden, 
daß die Räumung nur mittels Einbäumen, die 
durch das Schilf gerudert oder gestakt wurden, 
ausgeführt werden konnte. Die Strömung im 
Flusse selbst war so heftig, daß sie nicht einmal 
mit einem kräftigen Motorboot überwunden 
werden konnte. 
Die durch die außergewöhnliche Regenzeit 
verursachten Krankheiten hatten um diese Zeit 
unser europäisches Personal in einem sehr be- 
denklichen Umfang vermindert. Der Mangel 
an britischen Offizieren wurde in allen fechtenden 
Verbänden der Küstengegend ernstlich fühlbar. 
Auch war es mit Schwierigkeiten verbunden, 
die Feldbahn, von der die Truppen südlich des 
Matandu-Flusses hinsichtlich ihrer Versorgung ab- 
hängig waren, in Betrieb zu halten. Bei 
  
  
Kibambawe gab der Fluß zu mancher Besorg- 
nis Anlaß und am 14. April erreichte er seinen 
höchsten Stand; bei der Fähre war die Flut- 
höhe sechs Fuß höher als die bisher von den 
anwohnenden Eingeborenen gekannte. Der 
Verkehr über den Fluß wurde unsicher und 
gefährlich, und elf Mann ertranken, als sie am 
19. übersetzen wollten. Im Hinblick auf die 
wachsenden Schwierigkeiten des Nachschubs am 
mittleren Rufiji war ich genötigt, die dort be- 
findlichen Nigerier weiter zu verringern. Dies 
konnte indessen ohne Gefahr geschehen, da die 
Deutschen, nachdem sie ihre Streitkräfte in dieser 
Gegend allmählich vermindert hatten, von 
Ngewembela am 22. April südwärts abzogen. 
Am 5. Mai eröffnete plötzlich ein kleines 
Geschütz das Feuer von den Mangrowesümpfen 
auf dem Festland westlich von Kilwa-Kissiwani 
auf ein dort im Hafen vor Anker liegendes 
Schiff. Es wurden sofort mit der Marine 
verabredete Maßnahmen getroffen, der Feind 
verjagt und ein Posten auf dem Festlande er- 
richtet. In der Gegend von Kilwa setzte der 
Feind seinen Rückzug aus dem Gebiet nördlich 
des Matandu fort und verstärkte seine Streit- 
kräfte am Ngaura-Fluß, 20 Meilen (32 kmy) süd- 
westlich von Kilwa-Kiwindje. Um den 20. Mai 
war Mpotora') von den Deutschen vollkommen 
geräumt worden; die dortigen Streitkräfte be- 
wegten sich teils südwärts gegen Liwale, teils 
ostwärts über Likawaje. 
Inzwischen war Loge-Loge am Rufiji von 
uns am 9. Mai besetzt worden, und Mitte des 
Monats war sowohl der Rufiji von Utete bis 
Kibambawe als auch die Gegend etwa 20 Meilen 
(32 km) südlich des Flusses vom Feinde frei. 
Ende Mai hatte der Feind teils infolge des 
Druckes durch unsere Streitkräfte, teils wegen 
der Überschwemmung und der Erschöpfung der 
Lebensmittelvorräte, im allgemeinen die ganze 
Gegend nördlich des Matandu aufgegeben und 
hatte sich auch 50 Meilen (80,5 km) ostwärts 
von Ssongea zurückgezogen. 
Heftiger Regen hielt noch bis Mitte Mai 
im Gebiet der Küste an, und einige Zeit muß 
noch vergehen, bis der unseren Verbindungs- 
linien zugefügte Schaden behoben ist und das 
wasserdurchtränkte Land wieder für Fuhrwerks- 
verkehr geeignet ist. 
Im März befanden sich vier Kompagnien 
unter Langenn“') bei Mpepo, in der Nähe des 
Zusammenflusses des Ruhudje und Pitu, und 
als Northey seine Stellung bei Lupembe ge- 
schwächt hatte, um Murrays Kolonne zu ver- 
*) Lage nicht feststellbar. 
*) Wahrscheinlich Major v. Langenn-Steinkeller.
	        
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