Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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Auftrag, zu erkunden und feindliche Landungs- 
versuche zu stören. Nachhaltiger Widerstand wurde 
erst in einiger Entfernung von der Küste beab- 
sichtigt, wo der Feind der Mitwirkung seiner 
Schiffsgeschütze beraubt war und die deutschen 
Abteilungen den Vorteil besserer Geländekenntnis 
und vorbereiteter Stellungen für sich hatten. Im 
langsamen Zurückweichen von der Küste nach den 
feldmäßig ausgebauten Hauptkampfstellungen auf 
halbem Wege nach Buea sollte so viel Zeit ge- 
wonnen werden, daß zur Hauptentscheidung sämt- 
liche Truppen an die bedrohte Stelle herangeführt 
werden konnten. Die nachhaltige Verteidigung 
des langgestreckten Ortes Victoria-Botha wurde 
nur während der Zeit ins Auge gefaßt, in welcher 
durch die vorübergehende Zuteilung der Kom- 
pagnie v. Engelbrechten die Truppe die hierfür 
nötige Stärke besaß. 
waren wegen ihrer wenig übersichtlichen Lage 
mitten im Urwald und mit Rücksicht auf die dort 
befindlichen Frauen und Kinder zur örtlichen Ver- 
teidigung nicht geeignet. 
In der zweiten Hälfte des August 1914 
hoben feindliche reguläre Truppen und von Sol- 
daten geführte Banden Eingeborener den Posten 
in Archibong auf. In tapferer Gegenwehr gegen 
die erdrückende Übermacht fiel hier der Seesoldat 
d. Res. Hirsch. Den Postenführer in Rio del Rey, 
Leutnant d. Res. Lyhme, traf kurz darauf bei 
einem Patrouillengang aus nahem Versteck ein 
feindliches Geschoß. Da Verstärkungen nicht ver- 
fügbar waren, wurde der Posten Rio del Rey nach 
Lobe zurückgenommen, dessen Besatzung nach Ein- 
treffen von Verstärkung aus Johann-Albrechtshöhe 
etwa 20 Gewehre stark wurde und sich bis zur 
Einnahme des Kamerunberges halten und den 
nach Johann-Albrechtshöhe führenden Weg decken 
konnte. 
Am 4. September erschienen der englische 
Panzerkrenzer „Cumberland“ (9600 t) und das 
englische Kanonenboot „Dwarf“ vor Victoria und 
landeten Abteilungen. Planmäßig zog sich die 
Besatzung von Victoria in Boniadikombo zusammen. 
Zugleich sandte der Kommandeur der Schutztruppe 
die Kompagnie v. Engelbrechten am Abend des 
4. als Verstärkung mit Barkassen von Duala nach 
Tiko. Den für 5. September morgens geplanten 
Angriff der vereinigten Truppen warteten die 
englischen Landungsabteilungen nicht ab, sondern 
zogen sich bei der bloßen Kunde vom Herannahen 
der deutschen Abteilungen ohne den Versuch einer 
Gegenwehr an Bord ihrer Schiffe zurück. Eine 
kurze Beschießung von Victoria durch die Schiffs- 
geschütze folgte, wohl um den Eindruck, den der 
überhastete Rückzug der englischen Landungs- 
abteilung auf die Eingeborenen hinterlassen hatte, 
wieder auszugleichen. Das Lagerhaus der West- 
Buea und Soppo selbst 
  
afrikanischen Pflanzungsgesellschaft in Victoria- 
Botha ging bierbei in Flammen auf. 
Während des 5. und 6. September machten 
die Engländer keinen ernsthaften Versuch, an Land 
zu kommen. Sie wandten sich am 7. September 
der Kamerunmündung zu, gingen in der Manoka 
bucht vor Anker und sammelten dort allmählich 
ein Geschwader von etwa 30 Fahrzeugen aller 
Art, unter dessen Druck Duala am 27. September 
1914 von der Schutztruppe geräumt und die 
Stadt übergeben werden mußte. Duala wurde 
nun Operationsbasis einer aus Engländern und 
Franzosen gemischten feindlichen Abteilung unter 
der Führung des Generals Dobell, die sich nach 
der Einnahme von Jabassi im Oktober 1914 keil- 
förmig zwischen die Truppen am Kamerunberg 
und der Nordbahn und die an der Mittelland- 
bahn bei Edea stehende Dualabesatzung schob. 
Zuverlässige Quellen gaben die Stärke dieser Ab- 
teilung auf etwa 5000 Soldaten und 7000 Träger 
an. Ihre Hauptanstrengung ging darauf hinaus, 
durch das Vorgehen an beiden Bahnen sich um 
Duala Luft zu verschaffen. Trotz energischen 
Widerstandes auf deutscher Seite erreichten sie in- 
folge ihrer numerischen Überlegenheit und der Mög- 
lichkeit, ihre Truppen nach Bedarf auf der inneren 
Linie zu verschieben, dieses Ziel innerhalb von 
zwei Monaten. In diesen Operationsrahmen fallen 
auch die Kämpfe um den Kamerunberg. 
Der erste feindliche Vorstoß erfolgte am 
1. Oktober. Während eine kompagniestarke Ab- 
teilung die auf der Pflanzung Misellele ihrer 
friedlichen Arbeit nachgehenden Deutschen auf- 
hob und nach Duala wegführte, erzwang eine 
gleichstarke Abteilung in einem längeren Feuer- 
gefecht, in dem Leutnant d. Res. Keilhak den 
Heldentod fand, die Landung in Tiko, wagte aber 
nicht, der auf Likomba zurückgehenden acht Ge- 
wehre starken deutschen Abteilung unter Leutnant 
d. Res. Bärensprung zu folgen. Als diese, durch 
andere Abteilungen verstärkt, gegen Abend auf 
Tiko wieder vorging, hatte der Feind das Ufer 
bereits geräumt. 
Am Morgen des 3. Oktober landete die eng- 
lische Jacht „Ivy“ unter Hissung einer weißen 
Flagge eine Truppenabteilung in Victoria, das 
infolge Unterstützung der Tiko-Abteilung vorüber- 
gehend von seiner Besatzung entblößt war, und 
zwang die Zivilbevölkerung Victorias und Bothas 
zum Unterschreiben einer Neutralitätsverpflichtung. 
Im Weigerungsfalle hatten die Engländer die 
sofortige Abführung in Kriegsgefangenschaft an- 
gedroht. 
Der gleiche Vorgang 
8. Oktober in Bibundi. 
Das zaghafte Auftreten der Landungsabtei- 
lungen trotz ihrer jedesmaligen numerischen starken 
wiederholte sich am
	        
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