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umkehren, um die Gastfreundschaft Serenos
nicht zu verletzen.
Als man im Fort angelangt und abgesessen
war, fragte Sereno sogleich nach dem von
Kapitän Moor hinterlassenen Schriftstücke.
Sereno las es und gab es dann Jensen mit
dem Bemerken: „Da, lesen Sie selbst!“ Jensen
konnte die undeutliche Schrift nicht entziffern
und gab daher das Schriftstück Sereno zurück
mit der Bitte, es vorzulesen. Dieser las:
„Befehl des Kapitäns Moort?), den Gou-
verneur (Governador) von Damaraland
und seine Begleitung gefangenzuneh-
men. Es ist diesen jedoch gestattet, mit
portugiesischer Bedeckung sich nach dem
Fort Kuamati“") zu begeben.“ Jensen über-
setzte dies dem Dr. Schultze-Jena und dieser
erwiderte: „Sagen Sie dem Leutnant, daß
ich im Vertrauen auf seine Offiziersehre
seiner Einladung zum Besuche des Forts
Folge geleistet habe, und daß ich mich
nicht gefangen gebe, auch ebensowenig
nach Kuamati reite. Ich bleibe keine
Minute länger hier. Wenn der Leutnant
auf mich aufpassen will, dann kann er
das an meinem Lagerplatz tun an der
Eriksonsdrift.“ Damit wendeten sich die
Herren ihren Pferden zu, um abzureiten.
Sereno aber gab seinen Soldaten, die
die Gruppe bis dahin umstanden hatten,
den Befehl: „An die Gewehre.“ Das trieb
die Herren zur Eile an, und Oberleutnant
Lösch kommandierte „aufgesessen“ und „Galopp
Marsch“, selbst zum Fortausgang voranreitend.
Dr. Schultze-Jena und Roeder waren am
weitesten hinten, dann folgte dem Ausgange
zu Jensen, der zwischen Oberleutnant Lösch
und Leutnant Roeder ritt. Dr. Schultze-JZena
und Leutnant Roeder waren noch nicht
in Bewegung, als Sereno das Feuer-=
kommando gab, selbst aber hinter einer
Lehmhütte verschwand. Dr. Schultze-Jena
griff mit der rechten Hand nach seinem Gewehr,
bekam es aber nicht mehr aus dem Gewehr-
schuh heraus, weil eine Kugel ihm von
hinten das Herz durchbohrte und gleich-
zeitig die linke Zügelhand in der Puls-
schlaggegend durchschlug. Er fiel tot
vom Pferde. Lentnant der
Roeder erhielt einen Bauchschuß von
hinten. Oberleutnant Lösch war vor
Jensen reitend außerhalb des Stachel-
*) Governador ist die portugiesische Begeichnung
für Begirksamtmann, Primero Governador oder Go-
vernador General ist
Kuamati liegt etwa 15 km östlich Naulila und ist
Hauptgrengfort gegen den Unkuanjamastamm.
der eigentliche Gonverneur.
Reserve
drahtzaunes angelangt, als ihn das
tödliche Geschoß erreichte. Er machte
einen mächtigen Luftsprung vom Pferde
aus und fiel zu Boden. Jeusen erhielt
einen Streifschuß am Gesäß und versuchte
zu entkommen. In der Erregung hatte er
jedoch die Richtung verloren und geriet ins
Uferschilf, wo ihn Kaffern, die seine Spur ver-
folgten, aus dem Schlamm zogen. Man brachte
ihn ins Fort zurück. Dort lagen Dr. Schultze=
Jena und Roeder mitten im Hofe, so wie sie
gefallen waren. Oberleutnant Lösch war eben-
falls tot, er hatte einen Schuß durch die linke
Beckengegend, der Ausschuß befand sich am
linken Oberschenkel. Wahrscheinlich war die
Hauptschlagader von der Kugel durchschlagen
worden, denn der Blutverlust war außer-
ordentlich groß, das linke Hosenbein war ganz
voll von dickem geronnenem Blute. Von der
Stelle, wo er gefallen war, hatte er sich noch
bis in den Schatten eines Kaffernpontoks ge-
schleppt, dann muß ihn das Bewußtsein ver-
lassen haben. Roeder lebte noch. Drei
unserer Eingeborenen, die ebenfalls
schwer verwundet wurden, warf man
noch lebend in den Kunene den gierigen
Krokodilen zum Fraß. Ein vierter Ein-
geborener, Dr. Schultze-Jenas Bambuse
Andreas, entkam durch die Flucht.
An der Eriksonsdrift war inzwischen
der Chef von Humbe in Begleitung des
Dr. Vageler, Mitglieds der damals in
Angola weilenden deutschen Studien-
kommission, eingetroffen. Außerdem be-
gleiteten ihn der lange Jahre in Angola an-
sässige Holländer van der Kellen und zwei
Portugiesen. Dr. Vageler hatte bereits kurz
nach Ausbruch des Krieges versucht, sich nach
Deutsch-Südwest zu begeben, wurde aber auf-
gehalten und mußte nach Humbe zurückkehren.
Mit dem Chef von Humbe war er bereits
vorher bekannt, und als er nun hörte, daß der
Bezirksamtmann von Outjio, Dr. Schutze-Jena,
den Chef von Humbe zu sprechen wünschte,
ersuchte und erhielt er die Erlaubnis, den Chef
von Humbe nach Eriksonsdrift zu begleiten.
Als sie nun die Herren daselbst nicht
antrafen, beauftragte man den Ge-
freiten Kimmel, nach Naulila zu reiten
und die Herren davon in Kenntnis zu
setzen, daß der Chef von Humbe do sei.
Dr. Vageler sagte noch zum Gefreiten Kimmel:
„Um Himmelswillen reiten Sie schnell, mir
ahnt nichts Gutes.“ Der Chef von Humbe
versicherte, daß Kimptel ganz ruhig reiten
könne, ihm passiere nichts, er könne auch
getrost sein Gewehr mitnehmen. Daun