Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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Lettow und sagen, daß er ein Weißer mit dem 
Herzen eines Schwarzen sei. Es besteht kein 
Zweifel, daß er einen wunderbaren Einfluß auf 
seine eingeborenen Truppen ausübt. Man muß 
seine Tapferkeit und Ausdauer bewundern, ob- 
gleich er ein Hunne ist. Meine Achtung vor ihm 
ist gestiegen, als ich von mehreren Leuten, die 
verwundet in die Hände der Deutschen gefallen 
sind und zurückgeschickt wurden, hörte, daß er 
immer liebenswürdig und in verschiedenen Fällen 
sogar freundlich gegen sie gewesen sei. Ich hoffe, 
daß er am Leben bleiben wird, um für sein 
Werk belohnt zu werden, das selbst in diesen 
Tagen außerordentlicher Ereignisse hoch bewertet 
werden und in der Geschichte fortleben muß. 
Banken in Ostafrika. 
Die National Bank of Sonth-Africa eröff- 
nete Zweiganstalten in Mozambique, Ouelimane, 
Inhambane in Portugiesisch = Ostafrika und in 
Muansa am Viktoria= See. (De Mauasbode.) 
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Kamerun. 
Die Ausnutgung von Bodenschätzen durch die Basas 
' anit—siamekun. 
Von Dr. phil. Erich Lange. 
Die Bajas bilden den südlichsten Sudanneger- 
stamm, der seine Wohnsitze im Osten der Kamerun= 
Kolonie hat. Die Hochebenen, die die Wasserscheide 
zwischen den Zuflüssen des Kongo und denen des 
Tschad-Sees bilden, liegen im Herzen des Baja- 
Landes. Seine Grenzen erstrecken sich im Norden 
bis zum Mberre, im Süden bis zum Kadöi, im 
Westen reichen sie bis über den Sanaga hinaus 
und umfassen im Osten noch den Oberlauf des 
Uham und Lobaje. Mithin ist die räumliche 
Ausdehnung der Bajas recht bedeutend. Sie 
zerfallen in viele kleinere Unterstämme, bei denen 
die Art der Kultur durchaus nicht immer auf 
gleicher Stufe steht. Besonders die an den Rän- 
dern des Baja-Landes wohnhaften Unterstämme 
haben manche Sitten und Gebräuche von ihren 
Nachbarn angenommen. Jedoch ist zweifellos 
die noch wenig beeinflußte Hauptmasse des 
Stammes, die im Innern des Landes und ab- 
geschlossen von dem Verkehr mit Bestandteilen 
fremder Völkerschaften in den unwirtlichen Hoch- 
ländern versteckt haust, als auf noch recht niedriger 
Kulturstuse stehend anzusehen. Nichts bringt die 
Steppe von dem hervor, was tropisches Klima 
anderen Völkerschaften in den Schoß wirft: Es 
fehlen die herrlichen Urwälder des Südens, eine 
edlere Frucht gehört zu den größten Seltenheiten, 
  
nirgends ist ein fruchtbarer Ackerboden zu sehen, 
nur in wenigen Oasen findet sich ein etwas 
größerer Wildreichtum. Gras und Steine, Steine 
und Gras, das ist es, was immer wieder und 
wieder in fast grausamer Eintönigkeit dem Auge 
des im Baja-Lande Wandernden begegnet. In 
wie wunderbarer und von den Tiefen des mensch- 
lichen Geistes zeugender Weise sich ein armseliger 
Negerstamm einem noch armseligeren Lande an- 
gepaßt und es in erstaunenerregender Weise aus- 
genutzt hat, das sollen kurz die nächsten Zeilen 
schildern. 
Der Baja ist ein leidenschaftlicher Jäger. 
Somit ist die Waffe, mit der er Wild erlegen 
und seinen, seiner Weiber und Kinder Heißhunger 
nach Fleisch stillen kann, sein bei weitem wich- 
tigstes Werkzeug. Mag er nun mit Pfeil, Speer 
oder Wurfmesser sein Wild erlegen, stets ist es 
das Eisen, dem er sein leckerstes Mahl verdankt. 
Dem Eisen gilt darum auch nach der Jagd die 
Hauptsorge des Mannes. Es gibt wohl kaum 
ein Dorf oder eine größere Baja-Ansiedlung, in 
der sich nicht zum mindesten eine Schmiede be- 
fände. Die äußerst fein verzierten Pfeilspitzen 
zeugen davon, wie mancher Schmied es bis zu 
einer gewissen Künstlerschaft in seinem Handwerk 
gebracht hat. Die Künstler haben ja nun aller- 
dings auch reichlich Zeit und Muße, sich ihrem 
Handwerk zu widmen, da es, soweit ich feststellen 
konnte, außer der Jagd die einzige ernste Be- 
schäftigung ist, die der Mann ausführt. Und da 
sich der Mann mit einem Schurzfell, das Weib 
mit einigen grünen Blättern als Bekleidung be- 
gnügt, so ist selbst der Schneider hier überflüssig, 
und man sieht ihn nur in den schon kultivierteren 
Randgebieten des Baja-Landes. Mithin spielt 
also das Eisen für eine Baja-Horde die Haupt- 
rolle. Es liefert dem Schmied den Stoff für 
sein Handwerk, der wieder dem Jäger die Waffe 
daraus formt. Ohne das Eisen gäbe es für den 
Baja-Mann nichts zu tun und für ihn und seinen 
Anhang kein Fleisch zu essen. Es wäre ohne das 
Eisen der Baja, so wie er heute lebt, geradezu 
undenkbar. 
Die Herkunft des Eisens, das in den Schmieden 
verarbeitet wird, ist recht verschiedenartig. Zum 
Teil wird es im Handel erworben und dürfte 
damn wohl meistens europäischen Ursprungs, durch 
schwarze Händler von den Faktoreien weit ins 
Innere verbracht und dort durch Tauschverkehr 
von Hand zu Hand auch in entlegenere Gegenden 
gelangt sein. Ein anderer Teil des Eisens wird 
aber unmittelbar aus Eisenerzen gewonnen, die 
im Baja-Lande in reichstem Maße vorhanden sind. 
Leider scheint die Eisenherstellung bei den Bajas 
im Aussterben zu sein, wie wohl die unverhältnis- 
mäßig zahlreichen zu Ruinen zerfallenen Schmelz-
	        
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