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Lettow und sagen, daß er ein Weißer mit dem
Herzen eines Schwarzen sei. Es besteht kein
Zweifel, daß er einen wunderbaren Einfluß auf
seine eingeborenen Truppen ausübt. Man muß
seine Tapferkeit und Ausdauer bewundern, ob-
gleich er ein Hunne ist. Meine Achtung vor ihm
ist gestiegen, als ich von mehreren Leuten, die
verwundet in die Hände der Deutschen gefallen
sind und zurückgeschickt wurden, hörte, daß er
immer liebenswürdig und in verschiedenen Fällen
sogar freundlich gegen sie gewesen sei. Ich hoffe,
daß er am Leben bleiben wird, um für sein
Werk belohnt zu werden, das selbst in diesen
Tagen außerordentlicher Ereignisse hoch bewertet
werden und in der Geschichte fortleben muß.
Banken in Ostafrika.
Die National Bank of Sonth-Africa eröff-
nete Zweiganstalten in Mozambique, Ouelimane,
Inhambane in Portugiesisch = Ostafrika und in
Muansa am Viktoria= See. (De Mauasbode.)
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Kamerun.
Die Ausnutgung von Bodenschätzen durch die Basas
' anit—siamekun.
Von Dr. phil. Erich Lange.
Die Bajas bilden den südlichsten Sudanneger-
stamm, der seine Wohnsitze im Osten der Kamerun=
Kolonie hat. Die Hochebenen, die die Wasserscheide
zwischen den Zuflüssen des Kongo und denen des
Tschad-Sees bilden, liegen im Herzen des Baja-
Landes. Seine Grenzen erstrecken sich im Norden
bis zum Mberre, im Süden bis zum Kadöi, im
Westen reichen sie bis über den Sanaga hinaus
und umfassen im Osten noch den Oberlauf des
Uham und Lobaje. Mithin ist die räumliche
Ausdehnung der Bajas recht bedeutend. Sie
zerfallen in viele kleinere Unterstämme, bei denen
die Art der Kultur durchaus nicht immer auf
gleicher Stufe steht. Besonders die an den Rän-
dern des Baja-Landes wohnhaften Unterstämme
haben manche Sitten und Gebräuche von ihren
Nachbarn angenommen. Jedoch ist zweifellos
die noch wenig beeinflußte Hauptmasse des
Stammes, die im Innern des Landes und ab-
geschlossen von dem Verkehr mit Bestandteilen
fremder Völkerschaften in den unwirtlichen Hoch-
ländern versteckt haust, als auf noch recht niedriger
Kulturstuse stehend anzusehen. Nichts bringt die
Steppe von dem hervor, was tropisches Klima
anderen Völkerschaften in den Schoß wirft: Es
fehlen die herrlichen Urwälder des Südens, eine
edlere Frucht gehört zu den größten Seltenheiten,
nirgends ist ein fruchtbarer Ackerboden zu sehen,
nur in wenigen Oasen findet sich ein etwas
größerer Wildreichtum. Gras und Steine, Steine
und Gras, das ist es, was immer wieder und
wieder in fast grausamer Eintönigkeit dem Auge
des im Baja-Lande Wandernden begegnet. In
wie wunderbarer und von den Tiefen des mensch-
lichen Geistes zeugender Weise sich ein armseliger
Negerstamm einem noch armseligeren Lande an-
gepaßt und es in erstaunenerregender Weise aus-
genutzt hat, das sollen kurz die nächsten Zeilen
schildern.
Der Baja ist ein leidenschaftlicher Jäger.
Somit ist die Waffe, mit der er Wild erlegen
und seinen, seiner Weiber und Kinder Heißhunger
nach Fleisch stillen kann, sein bei weitem wich-
tigstes Werkzeug. Mag er nun mit Pfeil, Speer
oder Wurfmesser sein Wild erlegen, stets ist es
das Eisen, dem er sein leckerstes Mahl verdankt.
Dem Eisen gilt darum auch nach der Jagd die
Hauptsorge des Mannes. Es gibt wohl kaum
ein Dorf oder eine größere Baja-Ansiedlung, in
der sich nicht zum mindesten eine Schmiede be-
fände. Die äußerst fein verzierten Pfeilspitzen
zeugen davon, wie mancher Schmied es bis zu
einer gewissen Künstlerschaft in seinem Handwerk
gebracht hat. Die Künstler haben ja nun aller-
dings auch reichlich Zeit und Muße, sich ihrem
Handwerk zu widmen, da es, soweit ich feststellen
konnte, außer der Jagd die einzige ernste Be-
schäftigung ist, die der Mann ausführt. Und da
sich der Mann mit einem Schurzfell, das Weib
mit einigen grünen Blättern als Bekleidung be-
gnügt, so ist selbst der Schneider hier überflüssig,
und man sieht ihn nur in den schon kultivierteren
Randgebieten des Baja-Landes. Mithin spielt
also das Eisen für eine Baja-Horde die Haupt-
rolle. Es liefert dem Schmied den Stoff für
sein Handwerk, der wieder dem Jäger die Waffe
daraus formt. Ohne das Eisen gäbe es für den
Baja-Mann nichts zu tun und für ihn und seinen
Anhang kein Fleisch zu essen. Es wäre ohne das
Eisen der Baja, so wie er heute lebt, geradezu
undenkbar.
Die Herkunft des Eisens, das in den Schmieden
verarbeitet wird, ist recht verschiedenartig. Zum
Teil wird es im Handel erworben und dürfte
damn wohl meistens europäischen Ursprungs, durch
schwarze Händler von den Faktoreien weit ins
Innere verbracht und dort durch Tauschverkehr
von Hand zu Hand auch in entlegenere Gegenden
gelangt sein. Ein anderer Teil des Eisens wird
aber unmittelbar aus Eisenerzen gewonnen, die
im Baja-Lande in reichstem Maße vorhanden sind.
Leider scheint die Eisenherstellung bei den Bajas
im Aussterben zu sein, wie wohl die unverhältnis-
mäßig zahlreichen zu Ruinen zerfallenen Schmelz-