Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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der Propaganda, regieren. Bei Errichtung einer 
solchen Hierarchie werden, genau wie in Europa, 
mehrere Diözesen mit jeweils einer Erzdiözese zu 
einer Kirchenprovinz zusammengeschlossen. Zu 
einem solchen Abschluß der katholischen Missions- 
organisation ist es in unseren Schutzgebieten 
mit ihren verhältnismäßig jungen Missionen noch 
nicht gekommen. 
Soweit katholische Missionen schon in unseren 
Kolonien wirkten, bevor die deutsche Flagge über 
ihnen wehte, gehörten sie ausländischen, durchweg 
französischen Orden an. Missionsgesellschaften 
deutschen Ursprungs, die sich auch heute noch 
einer ganz deutschen Generalleitung erfreuen, sind 
die Gesellschaft des Göttlichen Wortes, die 
unter dem Namen Steyler Missionsgesellschaft be- 
kannter ist, und die bayerischen Benediktiner 
von St. Ottilien. Die erstgenannte Gesellschaft 
wurde 1875 in dem holländischen Dörschen Steyl 
bei Venlo nahe der deutschen Grenze gegründet 
und erhielt 1892 in Oberneuland bei Neiße ihr 
erstes Missionshaus auf deutschem Boden. In 
Togo, Kaiser-Wilhelmsland und Kiantschon übt 
sie eine umfassende Missionstätigkeit aus. Die 
Kongregation der Benediktiner von St. Ottilien 
besteht seit 1884 und ist in Deutsch-Ostafrika tätig. 
Alle übrigen katholischen Missionsgesellschaften 
sind nicht deutschen Ursprungs, haben aber sämt- 
lich eine eigene deutsche Provinzialleitung. 1892 
ließen sich die in Kamerun sehr erfolgreichen 
Pallotiner in Limburg an der Lahn, 1895 die 
schon lange um Deutsch-Ostafrika verdienten 
VBäter vom Heiligen Geist in Knechtsteden 
und im gleichen Jahre die Oblaten der un- 
befleckten Jungfrau Maria für Deutsch- 
Südwestafrika in Hünfeld nieder. Daran 
schlossen sich 1896 die Weißen Vöäter in Trier, 
die drei große Vikariate im deutsch-ostafrikanischen 
Hinterlande missionieren, und die Herz-Jefu- 
Missionare in Hiltrup, deren Vikariat Neu- 
pommern (nebst Marshall-Inseln) hinsichtlich der 
Zahl der Neuchristen an der Spitze aller katho- 
lischen Südseemissionen steht. 1900 eröffneten die 
Maristen ein Missionshaus in Meppen für Samoa 
und die Nord-Salomonen, während 1903 die alte 
rheinisch-westfälische Kapuzinerprovinz ihre 
spanischen Ordensbrüder auf den Karolinen und 
  
Marianen ablöste. 1912 gründeten die Oblaten 
des heiligen Franz von Sales, die den süd- 
lichen Teil von Deutsch-Südwestafrika bearbeiten, 
von Wien aus ein Missionshaus zu Marienberg bei 
Geilenkirchen. Ohne Missionsanstalt innerhalb der 
Reichsgrenze sind bis jetzt die Priester vom 
heiligen Herzen Jeju, deren deutsche Provinz 
ihren Sitz in Sittard hat und seit 1912 die 
Präfektur Adamaua in Kamerun versieht. 
Ihre gemeinsamen Interessen beraten die 
Obern der katholischen Missionsgesellschaften in der 
jährlich wenigstens einmal tagenden Superioren- 
konferenz, die mit der vorwiegend aus Laien 
zusammengesetzten Missionskommission der 
deutschen Katholikentage in enger Fühlung 
steht. 
Die Regelung der Vereins= und sonstigen Werbe- 
tätigkeit für die Missionen untersteht den deutschen 
Bischöfen, die mitsamt ihrem Klerus gerade in 
den letzten Jahren vor dem Kriege das Missions- 
wesen erheblich gefördert haben. Um die Pflege 
der katholischen Missionswissenschaft hat sich 
besonders verdient gemacht die katholische Fakultät 
zu Münster, von welcher zuerst missionswissen- 
schaftliche Vorlesungen und ein missionswissen- 
schaftliches Seminar eingerichtet wurden. Auch 
das Institut für missionswissenschaftliche 
Forschung hat seinen Sitz in Münster. 
Im ganzen wirkten vor Kriegsausbruch in 
den deutschen Kolonien mit Einschluß von 
Kiautschou 476 Missionspriester, 305 Laienbrüder 
und 462 Missionsschwestern. Auf 232 Haupt- 
und 1680 Nebenstationen wurden rund 166 000 
Katholiken und 57 000 Taufbewerber gezählt. 
Soweit die Organisation der katholischen 
Mission. Die evangelische Mission Deutschlands 
war zu Beginn der deutschen Kolonialära bereits 
durch große, blühende Arbeitsfelder in Anspruch 
genommen. Gleichwohl ist auch sie in die kolo- 
niale Arbeit mit Eiser und starkem Krafteinsatz 
eingetreten. 
Die evangelischen Missionen haben im Gegen- 
satz zu den katholischen keine mit Befehlsgewalt 
ausgestattete Zentralstelle. Das gilt nicht nur 
für die Missionen der verschiedenen Staaten, 
sondern auch für die deutschen Missionen in 
ihrem Verhältnis zueinander. Es erklärt sich das 
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