Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXX. Jahrgang, 1919. (30)

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deutschen Leiter der Siedelung und seinen treuen 
Gehilfen erheben, die beide als einzige Deutsche, 
als einzige Europäer mit den 3000 Eingeborenen 
das Werk geschaffen, sie zur Arbeit angeleitet, 
ermahnt, ermuntert und in Zug gehalten hatten, 
die in unermüdlichem Eifer für ihre Verpflegung 
sorgten, all’“ ihre vielen Anliegen, Klagen und 
Wünsche anhörten und nach Kräften berücksichtigten, 
ihre Kranken pflegten und heilten, ihre Arbeit, 
ihre Erholung und ihre Ruhe überwachten und 
vor allem in ihnen das kindliche Vertrauen zu 
ihren deutschen Herren erhielten und mehrten. 
Die beiden Deutschen hatten den Mittelpunkt 
ihrer Tätigkeit und ihre Wohnung am Strande an- 
gelegt, dem Eingange zur Siedlung von der 
Wasserseite her. Die von San Carlos herführende, 
einige hundert Meter vom Ufer abbleibende 
Hauptstraße war von dort auf bequemem Wege 
in 5 Minuten zu erreichen. Indessen war der 
Wasserweg für die Siedelung die Hauptverkehrs- 
verbindung mit San Carlos. Alle Bedürfnisse, 
die nicht aus der Niederlassung selbst gedeckt 
werden konnten, gingen später auf dem Wasser- 
wege über San Carlos ein. Gerade in den 
ersten Monaten mußten Mengen von Verpflegung 
von dort hergeschafft werden, ja auch die Blätter 
und Stangen der im Siedelungsgebiet nicht vor- 
kommenden Raphiapalmen, die unentbehrlichen 
Baustoffe für die Häuser der Kameruner Neger. 
Die vielen Hundert von Trägern, die oft über 
einen Tag nach San Carlos zum Lastenholen 
unterwegs waren, konnte die Siedelung gar nicht 
aufbringen, ohne die ganze Arbeit der Anlage in 
Frage zu stellen. So ließ der Siedelungsleiter 
durch seine Eingeborenen Kanus anfertigen, die 
schon nach wenigen Monaten einen Gehalt von 
16 Tonnen erreichten und vollkommen genühten, 
um den ganzen Güterverkehr der Siedelung zu 
bewältigen. Eine kleine Bucht am Eingang der 
Siedelung von Bokoko wurde zum Kanuhafen 
ausgewählt. Am Strande wurden Bootshäuser, 
Lagerschuppen, Werkstätten und Wohnhütten der 
Bootsmannschaft errichtet, und so wurde ein Platz 
geschaffen, von dem aus sowohl San Carlos wie 
die einzelnen Häuptlingsgehöfte der Siedelung 
zu Wasser bequem erreicht werden konnten. Im 
Laufe der Zeit fertigten auch einzelne Häuptlinge 
für sich selbst Kanus an, und allmählich entstand 
mit dem Bootsbetrieb auch eine kleine Fischerei, 
die nicht allein alle Anschaffungskosten in kurzer 
Zeit wieder einbrachte, sondern sogar noch kleine 
BarüÜberschüsse zum Nutzen der Gesamtheit förderte. 
Nahe diesem Hafen lag der Siedelungs-Haupt- 
hof mit den Wohnhäusern der beiden Deutschen, 
Verwaltungsgebäuden, Werkstätten, Ställen und 
allen sonstigen, für den Betrieb notwendigen An- 
lagen. Das Wohnhaus des Gehilfen stand etwas 
  
abseits des weiten, geräumigen Gehöfts, das des 
Siedelungsleiters bildete den Mittelpunkt des 
Ganzen; es enthielt zugleich Schreibstube und 
Fremdenzimmer. Es war dasselbe freundliche 
behagliche Europäerhaus, das man früher überall 
im Kameruner Waldlande treffen konnte, ein lang- 
gestrecktes, auf Pfählen ruhendes Buschhaus mit 
breitem Blätterdach, das die rings herumführende 
Veranda überschattete, und mit dem überdachten 
vorspringenden Treppenaufgang in der Mitte der 
breiten Vorderseite. Freundliche Gartenanlagen 
breiteten sich ringsherum aus, hinter dem Hause 
lagen, wie üblich, die zur Wohnung gehörigen 
Wirtschafts= und Diensträume. 
Eine rege Tätigkeit herrschte dort in den 
Schreibstuben, eine Tätigkeit, die auch einen ganz 
wesentlichen Teil der Arbeitszeit des Leiters in 
Anspruch nahm. Nach einem sorgfältig bis ins 
kleinste ausgearbeiteten Wirtschaftsplan wurde 
dort über die der Siedelung zugewiesenen Mittel 
verfügt. Die Häuptlinge erhielten monatliche Ver- 
gütungen und Unterstützungen für sich und ihren 
Anhang; die farbigen Hilfskräfte mußten gelöhnt, 
anderen Wartegelder, Verpflegungszuschüsse, Boten- 
löhne und Frachten bezahlt werden; die Gesund- 
heits= und Krankenpflege erforderte erhebliche 
Mittel, desgleichen der Unterhalt der hier unter- 
gebrachten Reittiere des Gouvernements, und nicht 
zum mindesten die Beschaffung der besonders in 
den ersten Monaten erheblichen Mengen von Ver- 
pflegung aus San Carlos. Hand in Hand mit 
der Verwaltung dieser Geldmittel, mit der Buch- 
und Kassenführung ging der Schriftverkehr mit 
den spanischen Behörden, dem deutschen Kom- 
mando, mit den Kaufleuten und sonstigen Ge- 
werbetreibenden in San Carlos und Santa Isabel. 
Von einem Trommelturm auf dem Siedelungs- 
hof wurden die Häuptlinge in der in Kamerun 
üblichen Trommelsprache zum Siedelungshof ge- 
laden zum Empfang ihrer Gebührnisse und zur 
Entgegennahme von Weisungen des Leiters. Auf 
dem Haupthof konnten die Eingeborenen in einer 
Verkaufsstelle Verpflegung und die sonstigen in 
Buschfaktoreien üblichen Gegenstände zu Einkaufs- 
preisen kaufen. Ein Wochenmarkt gab denen, die 
noch keine fruchttragenden Farmen besaßen, die 
Möglichkeit, sich mit Frischnahrung zu versorgen, 
Schuster-, Schneider-, Tischler= und Korbflechter- 
werkstätten boten ihnen die Möglichkeit, ihre 
Kleidung und Wohnungseinrichtung zu ergänzen 
und zu vervollständigen. Von Zeit zu Zeit lieferte 
der Viehhof der Siedelung den Häuptlingen einige 
Schweine zu Zuchtzwecken. 
Alle im Schreibstuben= und Wirtschaftsdienst 
tätigen farbigen Angestellten und Arbeiter hatten 
nahe dem Haupthof nach dem Kanuhafen zu ihr 
geräumiges Dorf mit reichlichen Farmanlagen. 
 
	        
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