Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXX. Jahrgang, 1919. (30)

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Möglichen Leistungsfähigkeit erhalten werden. 
Alle Arbeiten, das Prägen inbegriffen, lagen in 
den Händen von Eingeborenen, die unter der 
Aufsicht zweier Europäer arbeiteten. In dem 
Maße, wie sich das schwarze Bedienungspersonal 
in den neuen Betrieb einarbeitete und sich mit 
den verschiedenen Hand= und Kunstgriffen der 
Arbeitsmethoden vertraut machte, in dem Maße 
steigerte sich auch die Leistung, die innerhalb 
eines halben Jahres auf das Sechsfache der an- 
fänglichen Erzeugung an Münzen stieg (90 000 Rp. 
im Juli gegenüber 15 400 Rp. im Februar 1916). 
Nachdem aber in den letzten Tagen des Juli 
durch den Vorstoß der Engländer von Kondoa- 
Jrangi aus die Zentralbahn unterbrochen und 
dadurch die Osthälfte der Kolonie mit dem Haupt- 
leil der Schutztruppe von der Westhälfte mit 
ihrem Mittelpunkt Tabora getrennt worden war, 
konnte infolge des Abschneidens aller Verbin- 
dungen auch die Versorgung der Haupttruppe 
mit Hartgeld nicht mehr aufrechterhalten werden. 
So erklärt sich der starke Abfall der Erzeugung 
an Münzen im Monat August. Inzwischen wurde 
auch Tabora selbst durch das rasche Vordringen 
des belgischen Expeditionskorps von Westen her 
unmittelbar bedroht, und so sah man sich ge- 
nötigt, den Münzbetrieb in den ersten Tagen des 
September 1916 gänzlich einzustellen, in einem 
Augenblick, da die belgischen Truppen nur noch 
25 km von Tabora entfernt standen. 
Die Prägung von Goldmünzen. 
Bekanntlich liegen in dem deutschostafrika- 
nischen Schutzgebiete eine beträchtliche Anzahl von 
Goldvorkommnissen, die allerdings bezüglich ihrer 
Ausdehnung und ihrer Reichhaltigkeit den ge- 
hegten Erwartungen meist nicht entsprachen. Das 
einzige Unternehmen, das sich von den zahlreichen 
beschürften Goldfeldern bisher als dauernd bau- 
würdig im Rahmen eines größeren Betriebes 
erwiesen hat, ist die Kironda-Goldmine von 
Sekenke. Das daselbst im Laufe des Krieges 
erzeugte Gold sammelte sich infolge des Ab- 
schlusses der Kolonie vom Mutterlande zu 
größeren Beständen an, die vom Kaiserlichen 
Gouvernement aufgekauft wurden und so die Aus- 
gabe von Goldmünzen ermöglichten. Die Aus- 
führung der Arbeiten erfolgte in eigener Regie 
des Kaiserlichen Gouvernements durch den Ver- 
fasser. 
Gestaltung der Goldmünze. 
Als Einheit wählte man das dem deutschen 
Zwanzigmarkstück entsprechende Fünfzehnrupie= 
stück (15 Rupien — 20 0. Das Goldstück hat 
22 mm Durchmesser; es zeigt auf der Vorderseite 
das Bild eines Elesanten, darunter die Jahres- 
zahl 1916 und das Münzzeichen T, auf der 
  
Rückseite den Reichsadler 
„Deutsch-Ostafrika" sowie die Wertbezeichnung 
„15 Rupien“. Es ist im glatten Ring geprägt. 
Das Münzbild wurde nach einem Entwurf von 
R. Vogt durch einen geschickten singhalesischen 
Goldarbeiter und Graveur in Stahl geschnitten. 
Da eine vollwertige Herstellung der Gold- 
münze aus verschiedenen Gründen nicht in Frage 
kam, so entschloß man sich, die Münze nur mit 
75 v. H. des Nominalwertes, also mit einem Fein- 
goldgehalt von 11,25 Rp. = 15 auszugeben. 
Unter Zugrundelegung eines Einheitspreises von 
2790.// für 1 kg Feingold erhielt das Goldstück 
demnach ein Feingewicht von 5,376 g. Für 
die Wahl der Legierung war die Zusammen- 
setzung des Rohgoldes von Sekenke maßgebend, 
das durchschntetich 80 bis 85 v. H. Feingold neben 
15 bis 20 v.H. Silber enthält. Da eine Raffi- 
nierung des Nohgoldes in der Kolonie nicht 
möglich war, so mußte der Feingoldgehalt der 
Münzlegierung noch unter dem niedrigsten vor- 
kommenden Feingehalt der Rohbarren, also unter 
80 v. H. liegen; hiernach wählte man eine Le- 
gierung mit 750 Tansendteilen Feingold. Es 
ergab sich dann das Rauhgewicht der Gold= 
münze zu 7,168 g. Das neue Fünfzehnrupiestück 
unterscheidet sich demnach in seiner Zusammen- 
setzung ganz wesentlich von dem Zwanzigmarkstück, 
wie nachstehende Vergleichsziffern zeigen: 
20 Mark- 
stück 
7.961 1 
200“ 
und die Umschrift 
15 Rupie- 
stück 
Rauhgewicht der Münze 7,168 1 
Feinheit der Legierung 5/105 w#eh#ns 
Feingewicht der Münge 79,168 5,.376 
entsprechend einem Goldwert von 20 . 15 .. 
Aus Zweckmäßigkeitsgründen mußte die Herstellung 
der Goldmünzen räumlich von derjenigen der 
Scheidemünzen vollständig getrennt werden. Daher 
wurde für die Münzwerkstätte auf dem Gelände 
der Eisenbahnstation Tabora ein Wellblechschuppen 
ausgestellt. 
Legierung. Guß. Aus den einzelnen Roh- 
goldbarren, in denen nur der Gehalt an Fein- 
gold genan bestimmt war, wurde durch Zugabe 
entsprechender Mengen von Elektrolytkupfer die 
Münzlegierung von 7/0/1000 Feingehalt her- 
gestellt. Da jedem Barren eine andere Zu- 
sammensetzung eigen war, so konnte auch die 
Legierung nur in bezug auf Gold, nicht aber 
bezüglich der Gehalte an Silber und Kupfer ein- 
beitlich gestaltet werden. Und so war es auch 
nicht zu vermeiden, daß die einzelnen Schmelzen 
— je nachdem mehr oder weniger Kupfer zu- 
gemischt werden mußte — geringe Farbenunter- 
schiede aufwiesen, die jedoch keineswegs so be- 
deutend waren, daß sie die Einheitlichkeit der 
ausgeprägten Münzmengen gestört hätten. Über
	        
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