& 41. Die Reichsverwaltungsbehörden. 393
6. Die Zentraldirektion drMonumenta Germaniae
historica zu Berlin, eine wissenschaftliche Kommission zur Leitung
der Gesamtausgabe der Quellen der deutschen Geschichte des Mittel-
alters. Ihr Statut ist durch Beschluß des Bundesrates vom 9. Januar
1875 bestätigt, 1887 revidiert worden. Der Vorsitzende und das etats-
mäßige Mitglied werden vom Kaiser ernannt, von den anderen Mit-
gliedern werden je zwei von den Akademien der Wissenschaft zu Ber-
lin, Wien und München, die übrigen von der Zentraldirektion gewählt.
7. Das Kanalamt zu Kiel. Durch Kaiserl. Verordnung vom
17. Juli 1886 (Reichsgesetzbl. S. 233) ist für die Herstellung des Nord-
Ostsee-Kanals eine Kanalkommission mit den Rechten und Pflichten
einer Reichsbehörde errichtet worden. Nach der planmäßigen Fertig-
stellung des Kanals hat diese Kommission am 31. März 1896 ihre
Tätigkeit eingestellt'. Für die Unterhaltung und den Betrieb des
Kanals wurde durch Kaiserl. Verordnung vom 15. Juni 1895 (Reichs-
gesetzbl. S. 349) am 1. Juli 1895 das Kanalamt errichtet und der Erlaß
der näheren Bestimmungen über die Zusammensetzung und den Ge-
schäftsgang dieser Behörde dem Reichskanzler übertragen. Zurzeit
liegen ihm auch die Erweiterungsbauten des Kanals ob.
8. Zur Ausübung der dem Reiche nach Reichsverfassung Art. 4,
Ziff. 1 a. E. zustehenden Beaufsichtigung der Auswanderung nach
außerdeutschen Ländern wurde durch Beschluß des Bundesrates vom
11. Juli 1868 ein »Reichskommissar für das Auswanderungswesen« in
Hamburg bestellt. Er hatte sich über alle das Auswanderungswesen
betreffenden Anordnungen und Maßregeln der Landesbehörden in
Kenntnis zu erhalten, ihre Ausführung zu beaufsichtigen, Revisionen
der Auswandererschiffe vorzunehmen, von bemerkten Mängeln den
zuständigen Behörden Anzeige zu machen und wenn Abhilfe nicht
erfolgt, dem Reichskanzler zu berichten ?). Durch das Reichsgesetz vom
9. Juni 1897 über das Auswanderungswesen (Reichsgesetzbl. S. 463) $41
ist diese Einrichtung auf eine gesetzliche Grundlage gestellt worden.
Der Reichskanzler ist befugt, in den Hafenorten Kommissare zur Be-
sichtigung des Auswanderungswesens zu bestellen; gegenwärtig ist dies
in Hamburg für das Unterelbegebiet und in Bremen für das Uhnter-
wesergebiet geschehen. Ihre Zuständigkeit ist im wesentlichen die
gleiche geblieben. Die Führer von Auswandererschiffen sind verpflichtet,
den Kommissaren auf Erfordern wahrheitsgetreue Auskunft über alle
Verhältnisse des Schiffes und über dessen Reise zu erteilen und jeder-
zeit das Betreten der Schiffsräume und die Einsicht in die Schiffs-
papiere zu gestatten.
1) Zentralbl. des Deutschen Reiches 1895, S. 75.
2) Vgl. die Erklärung des Bundesratskommissars Michaelis in der Sitzung
des Reichstages vom 9. Juni 1873 (Stenogr. Berichte S. 1015). Die jährlichen Berichte
über die Tätigkeit des Reichskommissars sind abgedruckt in Hirths Annalen 1875
S. 1107 ff.; 1877, S. 699; 1878, S. 461 u. s. w. Vgl. Stoerk, Reichsgesetz über das
Auswanderungswesen, Berlin 1899, S. 21.