Full text: Leitfaden für das Preußische Jäger- udn Förster-Examen.

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8 2483. 
c. Widerstandsfähigkeit des Holzes. 
Unter Widerstandsfähigkeit versteht man die Fähigkeit des Holzes, 
allen äußeren Einwirkungen zu widerstehen. Den Widerstand äußeren 
Krafteindrücken gegenüber nennt man Festigkeit. Man unterscheidet 
folgende Arten von Festigkeit: 
8 244. 
1. Die Tragkraft des Holzes. Es ist dies die Festigkeit des 
Holzes gegen das Zerbrechen; sie ist die wichtigste für den Bauwerth 
des Holzes, für Zimmerleute und Stellmacher. Diese Art Festig— 
keit hängt vom Bau und Zusammenhang der Holzfasern ab, 
indem bei derselben Holzart das lang-, gerad= und gleichfaserig ge- 
wachsene Holz stets tragkräftiger ist als das kurz= und krummfaserige, 
ferner ist gleichförmiger Jahrringbau, Reinheit von eingewachsenen Aesten 
und abnormen Stellen wichtig für die Tragfähigkeit; allzu große Trocken- 
heit schadet der Tragkraft; je zäher und elastischer das Holz, desto trag- 
fähiger ist es; schwach gedrehtes Holz ist tragkräftiger als geradfaseriges 
oder stark gedrehtes großer Harzreichthum macht das Holz brüchig; 
das jüngere Holz und der obere Stammtheil ist tragfähiger, das im 
December gefällte Holz ist besser als das später gefällte, Winterholz 
soll kräftiger sein als im Sommer gefälltes, Ausdämpfen und Aus- 
kochen vermindert die Tragkraft. 
Das tragfähigste Holz liefern in absteigender Reihenfolge: Eiche, 
Esche, Fichte, Weißtanne; noch beim Bauen als Tragstücke verwendbar 
sind: harzarmes Kiefernholz, Lärchen und Aspen. Durchaus tragunfähig 
und sehr brüchig sind: Buche und Erle. 
8 245. 
2. Festigkeit gegen Zerdrücken, Zerreißen und Zerdrehen. 
Man nennt die erste Festigkeit auch „die rückwirkende“; sie kommt bei 
Säulen, Ständern und Pfosten, beim Wagenbau (Speichen 2c.) zur 
Anwendung und hängt von der Dicke und Geradschaftigkeit der be- 
treffenden Holzstücke ab; dem Zerreißen setzen die Hölzer dieselbe Festig- 
keit wie dem Zerbrechen entgegen, die Drehungzfestigkeit ist bei schweren, 
zähen und langfaserigen Hölzern (Eichen, Akazien) am größten. 
Westermeier, Leitfaden. 7. Aufl. 22
	        
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