III
Kriegsausbruch
Ende Juni 1914 befand ich mich bei der „Kieler Woche“. Zu friedlichem
Wettbewerb waren Angehörige aller Länder und Weltteile vereinigt.
Die Anwesenheit eines englischen Geschwaders verlieh der vom deut-
schen Kaiser geförderten sportlichen Veranstaltung außergewöhnliche Be-
deutung. Für den Kaiser sollte sich die Nordlandsreise anschließen, die
auch für dieses Jahr vorbereitet war. Am Sonntag, den 24. Juni,
kehrte ich nachmittags von einer Motorbootfahrt in den Nordostseekanal
nach Kiel zurück. Das vorher buntbewegte festliche Bild der Kieler
Bucht zeigte eine auffallende Anderung. Auf den deutschen Kriegs-
schiffen wehten die Flaggen auf Halbmast. An Land erhielt ich die
Meldung von der Ermordung des österreichischen Thronfolgerpaares,
das am Morgen dieses Tages in Serajewo den Schüssen eines serbischen
Studenten zum Opfer gefallen war. Der Kaiser, an Bord des „Me-
teor“ in der Außenbucht am Rennen des Tages teilnehmend, empfing
die Nachricht durch den Chef des Marinekabinetts. Dieser fuhr an
das in der Führung befindliche Kaiserboot heran und warf die Meldung
hinüber. Der Kaiser schied sofort aus dem Rennen aus und kehrte an
Bord der „Hohenzollern“ zurück. Alle Festlichkeiten und Veranstal-
tungen wurden abgesagt. Tiefes Schweigen lag abends über der Bucht.
Schwarz zeichneten sich die Umrisse der englischen Kriegsschiffe ab, die
in der Frühe des nächsten Morgen ihren Ankerplatz verließen und ab-
dampften. Lichterschein strahlte allein von dem durch Gäste des Kaisers
bewohnten Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie aus. Die Kieler Woche
hatte unter dem Eindruck des Fürstenmordes ihr vorzeitiges Ende ge-
funden.
Der Kaiser kehrte nach Berlin zurück. Er hatte die Absicht, vor der
Nordlandêreise an den Trauerfeierlichkeiten in Wien teilzunehmen. Aber
die österreichische Regierung teilte mit, daß sie seine persönliche Sicher-
heit nicht ausreichend gewährleisten könne. Diese Auffassung der ver-