Full text: Geheime Mächte - Internationale Spionage und ihre Bekämpfung im Weltkrieg und heute.

62 Kriegsnachrichtendienst in den neutralen Ländern 
In der Wesischweiz unterstützten die Sympathien für Frankreich 
dessen Interesse. Besonders wichtig war es für den französischen Nach- 
richtendienst, daß es ihm gelang, dort unter den Polizeibeamten Organe 
zu finden, die in der Lage waren, solche Persönlichkeiten zu warnen und 
ihnen zu rechtzeitiger Flucht nach Frankreich zu verhelfen, deren Treiben 
den Behörden bekannt geworden war. Dennoch konnten in den ersten 
drei Kriegsjahren 14 französische Spionageorganisationen in der Schweiz 
aufgedeckt werden und 145 Personen in der Schweiz als im französi- 
schen Nachrichtendienst tätig festgestellt und durch Deutschland mit aus- 
reichendem Beweismaterial den Schweizer Gerichten zur Aburteilung 
überliefert werden. 
Für England lag die Schweiz zunächst außerhalb des Interessen- 
gebietes seines militärischen Nachrichtendienstes. Um so lebhafter war 
Englands Interesse an der Schweiz für den wirtschaftlichen Nachrichten- 
dienst und die politische Propaganda. Ausschließlich zu diesem Zweck 
schuf es Konsulate an der Grenze zwischen der Schweiz und Deutsch- 
land, überwachte dort den Handelsverkehr nach Deutschland und unter- 
band ihn. Die Leitung lag bei der Gesandtschaft. Der organisierte mili- 
tärische englische Nachrichtendienst wagte sich nicht auf Schweizer Boden. 
Im Jahre 1916 tauchten englische militärische Spionagebureaus im 
französischen Grenzgebiet auf, die von Evian, später von Pontarlier 
aus den englischen Gesandten in Bern mit Weisungen für die militärische 
Erkundung Deutschlands versahen. Im übrigen trug der militärische 
Spionagedienst Englands in der Schweiz einen nichtamtlichen Charakter. 
Nur ein einziges Spionagebureau in sehr geschickter Aufmachung als 
Sprachschule in Bern mit Unterabteilungen in Basel und Zürich wurde 
fesgestellt. Die Ursache, warum England auf einen eigenen militäri- 
schen Nachrichtendienst in der Schweiz nicht ganz verzichtete, scheint in 
dem Interesse gelegen zu haben, das es an der Beobachtung der 
Zeppelinwerft in Friedrichshafen wegen der deutschen Luftangriffe auf 
England hatte. In dieser Frage zeigte sich auch das Konsulat in Basel 
und das Generalkonsulat in Zürich interessiert. Generalkonsul Dr. Angst 
stand mit Monteuren in unmittelbarer Verbindung, die er in Friedrichs- 
bafen für seine Jwecke gewonnen hatte. Der englische Nachrichtendienst 
im ganzen trat aber in der Schweiz hinter dem französischen wesentlich 
zurück. 
Der russische Nachrichtendienst in der Schweiz versagte wie im Frie-
	        
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