Full text: Geheime Mächte - Internationale Spionage und ihre Bekämpfung im Weltkrieg und heute.

Auf den Kriegsschauplätzen 83 
Die siegreiche Schlacht veranlaßte die philosophische Fakultät der Uni- 
versität Berlin, dem Chef des deutschen Generalstabs, General von 
Falkenhayn, die Würde eines Ehrendoktors zu verleihen. In der Ur- 
kunde fand die geglückte Geheimhaltung besondere Erwähnung. Liegt 
in dieser Anerkennung auch eine Uberschätzung, wenn es sich um Bewer- 
tung von Feldherrngröße handelt, so kann der deutsche Abwehrdienst doch 
das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, trotz des gewaltigen im 
Frieden aufgebauten und im Kriege durch die Verbündeten unterstützten 
russischen Nachrichtendienstes zum Gelingen der militärischen Opera- 
tionen im Osten beigetragen zu haben. 
Die gemeinsame Arbeit brachte den deutschen und österreichischen 
Nachrichtendienst in engste Verbindung. Je mehr die oberste strategische 
Leitung den Deutschen zufiel, gewann auch ihr Abwehr= und Nachrichten- 
dienst führenden Einfluß. Bei allen österreichischen Oberkommandos, 
denen deutsche Truppen unterstellt waren, befanden sich Nachrichten- 
offiziere der deutschen Obersten Heeresleitung, die unter einheitlicher 
Leitung die Erfahrungen des Nachrichtendienstes auf dem westlichen 
Kriegsschauplatz im Osten in die Tat umzusetzen versuchten. 
Der eigene Nachrichtendienst fand aber im Osten fast unübersteigliche 
Widerstände. Wie bereits angeführt, zeigte sich die Bevölkerung nirgends 
sonderlich entgegenkommend. Dazu kamen die großen Entfernungen des 
russischen Kriegsschauplatzes, seine schwache Besiedlung und die wenigen 
Straßen und Bahnen. Auch die Deutschen waren vorzugsweise auf die 
Gefangenenaussagen angewiesen. Es bereitete große Schwierigkeiten, 
die genügende Anzahl der der russischen Sprache mächtigen, für mili- 
tärische Fragen brauchbaren Dolmetscher und Vernehmungsoffiziere zu 
finden, die den großen gustrom russischer Kriegsgefangener und Über- 
läufer bewältigen konnten. Sie mußten zum Teil erst aus der Westfront 
herausgezogen werden. Erst im Winter 19135/16 waren die Korps- 
stäbe, im Sommer 1916 auch Divisionen an der Ostfront mit Dol- 
metschern ausreichend versorgt. 
Von einer Begeisterung im Volk für den Krieg war an den russischen 
Kriegsgefangenen nichts zu merken. Die Soldaten sagten aus, sie seien 
ins Feld „getrieben“ worden. Als gute Soldaten waren sie aber gehor- 
sam und geduldig und ertrugen die größten Entbehrungen. Sie ergaben 
sich nur, wenn ein Kampf aussichtslos war. Ganz besonders pflichttreu 
waren die Soldaten deutscher Abstammung und die aus dem Baltikum. 
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