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48. Kunstsammlungen.
Dresden wird nicht blos seiner schönen Umgebungen, sondern
auch seiner außerordentlich reichhaltigen Kunstsammlungen wegen
weithin gepriesen. In der ganzen gebildeten Welt sind die Dresdener
Gemäldegalerie, das grüne Gewölbe, das historische Museum, die
königl. öffentliche Bibliothek bekannt, und wer nur etwas Sinn für
Kunst und Wissenschaft besitzt, benutzt gewiß jede Gelegenheit zum
wiederholten Besuch dieser Sammlungen, um seine Kenntnisse zu be-
reichern und seinen Sinn für die Werke der Kunst und der Natur zu
wecken und zu pflegen. Die außerordentliche Reichhaltigkeit und den
Werth dieser Schätze werden wir später kennen lernen; für jetzt soll
uns nur die Entstehung dieser Sammlungen beschäftigen.
Alles Große und Schöne hat meistentheils einen kleinen, un-
scheinbaren Anfang; wird dieser aber durch guten Willen und regen
Eifer gepflegt, dann entwickelt sich Herrliches und Bewundernswerthes.
Vor etwa 300 Jahren richteten die meisten Fürsten in ihren
Schlössern besondere Gemächer ein, in welchen sie werthvolle Gemälde,
Uhren, Compasse, überhaupt verschiedene Instrumente, Geräthschaften,
Mineralien und dergl., damals meistentheils bunt durcheinander,
aufstellen ließen, welche Gemächer „Kunstkammern“ genannt wurden.
Vater August errichtete (im Jahre 1568) in seinem Schlosse eben-
falls eine derartige Kunstkammer, welche aus sieben Zimmern bestand.
Zunächst wurden die in diesem oder jenem Schlosse befindlichen
Kunstgegenstände gesammelt und in der neuen Kunstkammer vereinigt
aufbewahrt; außerdem suchte man aber auch schon damals zu dem
Vorhandenen neues zu gewinnen.
Einen höchst werthvollen Schatz bildeten in dieser Sammlung
viele Gemälde von dem Seite 140 erwähnten berühmten Maler
Lucas Kranach, ferner auch Werke von Albrecht Dürer (welcher
1528 in Nürnberg starb); von dem berühmten italienischen Maler
Tizian (der 1576 in Venedig starb) und eine große Anzahl anderer
Gemälde, welche damals als Schmuck der Wände dienten. Diese
Sammlung bildete den Anfang zu der weltberühmten Gemäldegalerie
in Dresden.
Außerdem fand man in dieser neuen Kunstkammer kunstreich
vergoldete oder silberne Schreibzeuge, werthvolle Uhren, Compasse,
auch einige Landkarten"), Reißzeuge, Meßinstrumente, große Gefäße
aus Marmor und Serpentin, viele Kunstgegenstände aus Elfenbein,
seltene Pfeile und Bogen, Gewehre, Jagdhörner aller Art, Schnell-
*) Die erste Landkarte von Sachsen erschien 1568 von einem Prediger
(Criginger) in Marienberg.