Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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wagen, theuere Holzarten und vor allem eine reichhaltige Sammlung 
sächsischer Halbedelsteine, namentlich Amethysten und Jaspis, welche 
Sammlung schon damals zu den reichhaltigsten gehörte; ferner Marmor, 
Serpentin 2c.') Die erste Hauptsammlung dieser Schätze, ferner 
der Kunst= und Naturgegenstände, welche jetzt im grünen Gewölbe, 
im historischen und naturhistorischen Museum aufbewahrt werden und 
welche Tausende von Fremden und Einheimischen zu ihrer Belehrung 
betrachten, fällt hauptsächlich in Vater Augusts Zeit. 
49. Heimliche Anhänger Calving. Die Tonrordienformel. 
Als das durch Luther zu Stande gebrachte segensreiche Werk 
der Reformation in Sachsen, in den meisten Ländern Deutschlands 
und in einigen Ländern Europas zur Einführung kam, wirkte in der 
Schweiz für dasselbe Werk ein anderer Mann Gottes, es war 
Ulrich Zwingli. Dieser wich von Luther hauptsächlich in der 
Lehre vom heiligen Abendmahle ab, indem er die Einsetzungsworte: 
Das ist mein Leib 2c. und das ist mein Blut in: das bedeutet 
meinen Leib 2c. abänderte. Im Jahre 1529 kamen beide Reformatoren 
in Marburg zusammen, um hauptsächlich über diese Lehre mit einander 
zu berathen und sich, wo möglich, zu vereinigen. Luther blieb, 
wie er nicht anders konnte, bei den Worten der Schrift stehen, und 
Zwingli wollte seine Ansicht ebenfalls nicht aufgeben. Sonach war 
eine Vereinigung unmöglich. Die evangelische Kirche spaltete sich, 
was schmerzlich zu beklagen ist, in zwei Hauptparteien, welche später 
die evangelisch-lutherische und evangelisch-reformirte genannt wurde. 
Nach Zwingli (er starb 1531 in einer Schlacht) wirkte be- 
sonders Johann Calvin für Ausbreitung der Reformation in der 
Schweiz. Dieser bekannte sich nicht blos zu der Zwingli'schen Lehre 
vom heiligen Abendmahle, sondern er wich auch noch in einigen 
anderen Lehren von seinem Vorgänger und von Luther ab; z. B. in 
der Lehre von der Erbsünde und von den guten Werken"“"), so daß 
die Kluft zwischen beiden Parteien noch größer wurde. Diese Er- 
scheinung mußte jeden Freund der Reformation mit Schmerz erfüllen, 
zumal da diese Spaltung von den Feinden der evangelischen Kirche 
benutzt wurde, das Werk der Kirchenverbesserung zu verdächtigen. 
Hierzu kam noch, daß man sich damals über diese Abweichungen nicht 
*) Um die Kenntniß der Mineralogie erwarb sich der 1494 in Glauchau 
geborene G. Agricola große Verdienste. 
*“*) Calvins Lehre von der Gnadenwahl fand bei seinen heimlichen 
Anhängern keine Zustimmung. Im Concordienbuche heißt es: „Von diesem 
Artikel ist kein öffentlicher Zwiespalt unter den Theologen Augsburgischer 
Confession eingefallen.“
	        
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