Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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zerstört und deren Einwohner einen elendiglichen Tod fanden. Fast 
ganz niedergebrannt wurden ferner die Stadt Wilsdruff (1640) 
und der Bergflecken Schmiedeberg, dessen Eisenwerke der Feind 
zugleich gänzlich zerstörte. Noch trübseliger erging es unzähligen 
Dörfern, weil hier die vom Feinde mit ruchloser Hand hin- 
geschleuderten Feuerbrände in Windeseile von Strohdach zu Strohdach 
flogen. 
Um den Mißhandlungen der tigerartigen Krieger zu entgehen, 
suchten die geängstigten Dorfbewohner Klüfte und das Dickicht der 
Wälder auf, wohin sie auch in aller Eile einen Theil ihrer Habe und 
namentlich das Vieh retteten. So soll z. B. der Kuhstall in der 
sächsischen Schweiz seinen Namen in jener Zeit erhalten haben, weil 
man das Rindvieh aus den umliegenden Dörfern dahin brachte. Hatte 
der Feind eine Gegend verlassen und wagten die Leute ihr Versteck 
wieder aufzugeben, um den häuslichen Herd aufzusuchen, — welch 
ein herzzerreißendes Bild trat ihnen da oft entgegen! Da galt auch 
schon das spätere Wort des Dichters: 
„Leergebrannt ist die Stätte, 
Wilder Stürme rauhes Bette. 
In den öden Fensterhöhlen wohnt das Grauen, 
Und des Himmels Wolken schauen hoch hinein.“ 
Vermochten befestigte Städte, z. B. Dresden, dem Feinde Wider- 
stand zu leisten, so mußten die Belagerten zur Sicherheit der innern 
Stadt nicht selten die Vorstadt selbst vernichten, und fand der Feind 
noch einen Theil derselben erhalten, so legte er wenigstens diesen mit 
den vor der Stadt befindlichen Scheunen in Asche, wenn der Mittel- 
punkt der Stadt nicht zu erobern war. Im Jahre 1631 wütheten 
die Kroaten in der Umgegend Dresdens so furchtbar, daß die meisten 
der umliegenden Dörfer in Feuer aufgingen. 
Was das Schwert der Feinde verschonte, rafften ansteckende 
Krankheiten hin. In den vier Jahren von 1631 bis 1634 wüthete 
die Pest wie fast noch nie. So starben 1632 in Dresden viele 
Familien gänzlich aus und viele Häuser standen ganz leer. In den 
Vorstädten waren im Durchschnitt von 15 Hausbesitzern 14 ein Raub 
der Pest geworden. In Chemnitz kamen auf 5 Einwohner 4 Leichen. 
In Schmiedeberg hatte der Feinde Schwert und hatten Krankheiten 
eine so furchtbare Ernte gehalten, daß von 400 Ehepaaren nur eins 
am Leben geblieben war. In einem Dorfe unsers Vaterlandes war 
nur noch der Pfarrer und eine Frau am Leben, und als auch jener 
an der Pest starb, grub ihm diese das Grab. Das Dorf Limbach bei 
Oschatz hatte 1640 nur 5 Kirchkinder, und es erholte sich, wie viele 
andere Ortschaften, so langsam, daß es 1655 erst 13 Kirchkinder 
zählte. Dazu war, wie es wörtlich heißt, „kein Bock, geschweige denn 
ein Ochse oder Pferd“ in der Gemeinde.
	        
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