Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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4. Die Korben-Wenden verlieren Land und Macht. 
Khämpfe mit PKarl dem cbroßen und Heinrich I. 
Unternahm ein Sorben-Wende von Sorabia aus eine Reise 
westlich nach dem Rheine zu oder ging er von Zwickau aus südlich 
nach dem jetzigen Bayern hin, so stieß er auf Einwohner, die einem 
ganz anderen Volke angehörten; es waren Deutsche oder Germanen. 
Diesem mächtigen Volke gehörte schon zu Christi Geburt ziemlich das 
jetzige Deutschland. Fuhr man von Deutschland aus über den Rhein, 
so trat man in dem jetzigen Frankreich in einen mächtigen Staat ein, 
und zwar in das Reich der Franken. Um das Jahr 800 herrschte 
daselbst der mächtige Karl der Große, ein gewaltiger Kriegsheld. 
Seine Macht wuchs mit jedem Jahre und nach und nach vereinigte 
er auch einen großen Theil Deutschlands mit seinem Frankenreiche. 
Sorabia war seinem Scepter nicht unterworfen. Die Sorben-Wenden 
hatten ihre eigenen Fürsten, die ihre Macht nach der Saale hin 
immer weiter auszubreiten und zu befestigen suchten. Wie ein Wetter- 
sturm brachen sie oft in die Besitzungen der Deutschen ein, verwüsteten 
das Getreide und raubten die Viehherden. Der mächtige Karl konnte 
dergleichen Ueberfälle nicht länger dulden. Er züchtigte die Friedens- 
störer und drängte sie von der Saale bis an die Mulde zurück. 
Sehr bald sollten die Sorben-Wenden noch größere Verluste 
erleiden. Die alten Sachsen, welche in dem jetzigen Westfalen, in 
Hannover und Holstein wohnten, besaßen den mächtigen und tapferen 
Heinrich zu ihrem Herzoge. Dieser Fürst wurde 919 König (Kaiser)) 
von Deutschland, und da er sein Reich fortwährend von unruhigen 
Nachbarn bedroht sah, konnte er das Schwert fast nie ruhen lassen. 
Namentlich machten ihm die Wenden im jetzigen Preußen und Böhmen, 
die Sorben-Wenden in Sorabia, die einen Zweig jenes Volkes bildeten, 
und die Ungarn (Magyaren) viel zu schaffen. Nach manchen Unglücks- 
fällen gelang es ihm, die wilden Ungarn zu einem neunjährigen 
Waffenstillstande zu zwingen. 
Da Heinrichs Soldaten meistentheils nur zu Fuße kämpfen 
konnten, so übte er während dieser Zeit der Ruhe Reiterei oder eine 
Art Kavallerie ein, legte neue Burgen an und führte um die Städte 
große starke Mauern auf, damit seine Unterthanen ihr Eigenthum 
im Kriege hier in Sicherheit bringen konnten. Mit einem auserlesenen 
Heere zog Heinrich wieder aus und brach 928 auch in Sorabia ein. 
*7) Gewöhnlich heißt es nicht „König“, sondern „Kaiser“ von Deutsch- 
land. Damals gab es bis zu 1500 (Maximilian I.) eigentlich nur Könige 
von Deutschland; da aber verschiedene derselben bis zur genannten Zeit 
vom Papste zum „römischen Kaiser" gekrönt wurden, so legten die Deutschen 
ihren Königen diesen höheren Titel ebenfalls bei.
	        
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