Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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fremden Ländern und an fremden Höfen gesehen, machte auf seinen 
regen Geist den tiefsten Eindruck; namentlich nahmen die Kunst- 
sammlungen und die Bauwerke seine ganze Aufmerksamkeit in An- 
spruch. Freilich lernte er auch an fremden Höfen, besonders in Frank- 
reich, wiederum Pracht und Herrlichkeit lieben, die sein Vater 
von dem sächsischen Hofe früher entfernt hatte. Wie es aber schien, 
konnte der Prinz von dem Allen wenig oder gar nichts auf das 
Sachsenland übergehen lassen, da ja sein Bruder die Kurwürde 
bekleidete; indes es kam unerwartet ganz anders. Im April (den 27.) 
1694 starb der sechsundzwanzigjährige Kurfürst Johann Georg IV., 
und Friedrich August sah sein Haupt auf einmal mit dem Kurhute 
von Sachsen geschmückt. 
Einfluß, welchen Polens Besitz auf Sachsen ausübte. 
71. Friedrich August bewirbt sich um den polnischen Zönigsthron 
und besteigt denselben als König August II. 
a) Nebertritt des Kurfürsten zur römisch-Ratholischen Zirche. Sachsens Ueber- 
gewicht im evangelischen Deutschland geht verloren. (Kurfürstin Eberhardine.) 
Uebertritt des Hurprinzen zur römisch-hatholischen Kirche. Verlust der 
Erbansprüche auf Dänemark (und Norwegen). Aufregung unter den 
evangelischen BZewohnern Sachsens. 
Zu dem Kurhute sollte in kurzer Zeit noch eine Königskrone 
kommen. Im Jahre 1696 (den 17. Juni) starb der König von 
Polen, Johann Sobieski. In diesem damals so großen Lande bestand 
eine höchst unglückliche Einrichtung. Trat der Tod des Königs ein, 
so ging die Krone keineswegs auf dessen ältesten Sohn, oder auf 
dessen nächsten Anverwandten über, sondern die Edelleute wählten 
einen Nachfolger. Selten konnten sich die verschiedenen Parteien 
einigen und es kam meistentheils zu den heftigsten Streitigkeiten, die 
oft in Schlägereien, Blutvergießen und sogar in Bürgerkriege aus- 
arteten. Nach dem Tode des Königs Sobieski bewarb sich auch unser 
Kurfürst um den erledigten Thron. Ihn zu erlangen war aber nicht 
leicht, da sich ein französischer Prinz (Ludwig v. Conti) die Gunst 
vieler Polen erworben hatte. Um über diesen Gegner den Sieg zu 
erringen, mußten alle Mittel in Bewegung gesetzt werden. 
Da der deutsche Kaiser großen Einfluß auf die Königswahl 
ausüben konnte, so suchte der Kurfürst zunächst diesen für sich zu ge- 
winnen, was ihm auch vollständig gelang. Ein zweites Mittel war 
Geld, das reichlich nach Polen wanderte. Dies brauchten Polens 
Adelige, denn die meisten polnischen Edelleute waren arm und da
	        
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