Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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mit seinen Truppen nach Warschau auf, nahm die Stadt ein und 
zwang den neuen König zur Flucht. 
Wie der Blitz erschien Karl mit seinen tapferen Schweden vor 
Warschau und verdrängte seinen Gegner wieder aus Polens Haupt- 
stadt. Eine Zeit lang schwankte die Glückswage bald auf diese, bald 
auf jene Seite, bis sie sich auf einmal so zu Gunsten des schwedischen 
Siegers neigte, daß für Friedrich August alles verloren war. Dieses 
Unglück war für ihn um so bitterer, als es ganz unerwartet hereinbrach. 
Im Jahre 1706 stand nämlich alles scheinbar recht günstig 
für den vertriebenen König August. Von den Russen, Franzosen und 
Bayern unterstützt, konnte er wieder ein bedeutendes Heer kommandiren. 
Mit 20000 Mann sollte der Feldmarschall Schulenburg die 
Schweden angreifen. August wollte diesen in den Rücken fallen, und 
so sollte der Feind mit einem Schlage aufgerieben werden. Gut aus- 
gedacht war der Plan, aber seine Ausführung wurde gänzlich vereitelt. 
Am 3. Februar 1706 griffen nämlich die Schweden das unter 
Schulenburg vereinigte Heer unerwartet bei Fraustadt (3 Meilen 
von Glogau) an. Unser Kurfürst war mit seinen Truppen noch nicht 
zur Stelle, und so mußte sich Schulenburg allein mit dem Feinde messen. 
Hätte er demselben 20 000 Sachsen entgegenstellen können, so würde 
die Schlacht für ihn jedenfalls eine günstige Wendung genommen haben; 
aber auf seine zusammengerafften Truppen, namentlich die Russen, 
war kein Verlaß. Schon beim Anblick des Feindes zitterten die 
Russen wie feige Memmen; was sollte nun erst im Kampfe werden! 
So lange wie möglich sollte der Feind über die Zahl der an- 
wesenden Russen getäuscht werden, weshalb Schulenburg seine Zuflucht 
zu einer Kriegslist nahm. Da die Sachsen, wie oben erwähnt, rothe 
Monturen trugen, so mußten die Russen ihre roth gefütterten Waffen- 
röcke umwenden; aber diese Maßregel erfüllte ihren Zweck nicht. Der 
schwedische Feldherr erfuhr die List seines Gegners. Scheinbar richtete 
er zwar seinen ersten Angriff auf die Sachsen, aber plötzlich machte 
er eine Schwenkung und stürmte mit der ganzen Wucht seiner Macht 
gegen die Russen und Franzosen an. An einen Widerstand war bei 
diesen nicht zu denken, sie stoben aus einander wie eine Herde Schafe. 
Da ging die Kunst des umsichtigsten Feldherrn zu Ende. Weder 
Bitten, noch Drohungen vermochten die Fliehenden zurückzuhalten. 
Gewehre und was sonst die Flucht erschweren konnte, wurden weg- 
geworfen. Wie groß die Feigheit der Fliehenden war, beweist der 
Umstand, daß von den 12000 weggeworfenen Flinten noch 7000 
geladen waren. Die Verwirrung war grenzenlos und die Niederlage 
eine furchtbare. 7000 Todte bedeckten das Schlachtfeld und 8000 Ge- 
fangene und 32 Kanonen fielen den Siegern in die Hände. Angst 
und Furcht gleicht einer ansteckenden Krankheit. Auch die Sachsen 
bewährten, als sie sich von den russischen Kameraden verlassen sahen,
	        
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