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und zwar der Kurfürst Friedrich August. Niemand war glücklicher,
als der Bürgermeister Seidel. Von Dank erfüllt, legte er dem neuen
Bade den Namen des Kurfürsten bei und nannte es „Augustusbad“.
Immer weiter und weiter drang der Ruf des neuen Bades und die
Zahl der Fremden wuchs so sichtbar, daß man sie kaum unterzubringen
vermochte.
Nicht selten ist morgen vergessen, was heute hoch gepriesen wird.
Gleiches Schicksal erfuhr auch das Augustusbad. Fast eben so schnell,
als sein Ansehen gestiegen war, sank es auch wieder, und es gab
eine Zeit, in der man dasselbe kaum noch dem Namen nach kannte.
Die böhmischen warmen Bäder waren die weithin gepriesenen Heil-
quellen.
Gutes kann eine Zeit lang vergessen werden, aber es gelangt
doch immer wieder zur Geltung. In der neueren Zeit hat sich das
Augustusbad sein altes Ansehen wieder errungen. Mit jedem Jahre
wächst die Zahl derjenigen, welche hier Linderung gegen die Schmerzen
der Gicht und des Rheumatismus suchen, und Viele, welche an Blut-
armuth leiden, erhalten von ihrem Hausarzte den Rath, die Heil-
quellen des Augustusbades zu benutzen. Vor mehreren Jahren wurde
in dem nahen Dörschen Liegau ein zweites Bad, das einen ähnlichen
Quell, wie das Augustusbad besitzt, eröffnet.
Vor 170 Jahren wußte man in unserm Vaterlande noch nichts
von der, jetzt von Reich und Arm so sehr geschätzten Kartoffel. Auf
den Feldern wuchs Getreide und Futter für das Vieh. Der Kartoffel
wurde kein Plätzchen gegönnt. Zwar hatte England diese Frucht
schon zu Ende des 16. Jahrhunderts erhalten, aber es ging anfangs
ihre Verbreitung nur langsam von statten. Man wollte von dieser
Knolle, wie man sie verächtlich nannte, nichts wissen. „Es sei so lange
ohne Kartoffeln gegangen und würde in Zukunft auch ohne sie gehen;
man wolle nur immer Neuerungen machen und klüger, als die Vor-
fahren sein;“ — diese und ähnliche Vorurtheile, von welchen namentlich
die damals noch sehr unwissenden Landleute eingenommen waren,
mußten erst überwunden werden, ehe die Kartoffel die ihr gebührende
Anerkennung fand. Allmählich wuchs aber doch die Zahl ihrer Freunde.
Zunächst verpflanzte sie sich von England nach Holland, dann nach
Frankreich und in das südliche Deutschland. In unser Vaterland und
zunächst ins Voigtland soll sie zuerst ein Zimmergeselle, Wolfgang
Kummer-Löw, gebracht und daselbst angepflanzt haben.
Etwas Sicheres weiß man hierüber nicht, wenigstens findet man
in älteren Schriften keine zuverlässigen Nachrichten. Was sich aber
von Mund zu Mund fortgepflanzt hat und später in einer voigt-
ländischen Zeitschrift veröffentlicht worden ist, mag hier folgen. In
dem Kirchenbuche zu Unterwürschnitz bei Schöneck ist im Jahre 1727
der Tod eines Zimmergesellen, „Wolfgang Kummer-Löw“, eingetragen