Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

Vorwort 
zur zweiten Auflage. 
Eine sächsische Geschichte für den Unterricht in vaterländischen 
Schulen soll vorliegendes Werk sein. Diese Aufgabe nur einiger— 
maßen praktisch genügend zu lösen, hat offenbar seine besonderen 
Schwierigkeiten. Hätte ich eine wissenschaftliche Darstellung des 
gesammten historischen Stoffes, soweit er in seinem geschicht— 
lichen Verlaufe und Zusammenhange unser engeres Vaterland 
berührt, geboten, so würde für den gewöhnlichen Schul- 
gebrauch eine Geschichte zu Tage gefördert worden sein, wie 
sie nicht sein soll. Zunächst habe ich alles minder Wichtige, 
alles dem Anschauungskreise der Kinder Fernliegende und das 
Meiste von dem ausgeschieden, was durch mehrfach veränderte 
Territorialverhältnisse an historischer Bedeutung für die Gegen- 
wart verloren hat und sonach der Geschichte des jetzigen König- 
reichs Sachsen im Laufe der Zeit ferngerückt worden ist. 
„Haben sich aber bei dieser Sichtung nicht zu viel subjektive 
Ansichten geltend gemacht?“ — könnte man fragen. So nahe 
die Gefahr auch liegen mag, so dürften meine langjährigen 
Erfahrungen einige Bürgschaft für das Gegentheil bieten. Wer 
im vorliegenden Falle immer und immer wieder erprobt hat, 
was die Kinder fesselt, was haften bleibt, was das Verständniß 
der Gegenwart vermittelt, darf doch wenigstens — ohne der 
Bescheidenheit zu nahe zu treten — soviel behaupten, die Fühlung 
für zweckmäßige Auswahl des historischen Stoffes einigermaßen 
geschärft zu haben. Neun= bis elfjährigen Kindern wird die 
Lust an der vaterländischen Geschichte geradezu verleidet, wenn 
man ihnen z. B. vorführt: die unerquicklichen Streitigkeiten 
Otto des Reichen mit seinen Söhnen, die Kämpfe Albrecht I. 
und Dietrich des Bedrängten, die Ländertheilung unter Heinrich 
Geschichte Sachsens. *
	        
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