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zu reden. Thatsachen muß man nehmen, wie sie sind, mögen sie unsern
Ansichten und Wünschen entsprechen oder nicht. Auch bei Leipzig
bewährte Napoleon sein außerordentliches Genie, was selbst die
Sieger unbestritten anerkannten.
Nachdem das Schlachtengetöse verstummt war, ließen sich einiger-
maßen die ungeheueren Opfer überschauen, welche dieser Völker-
kampf gekostet hatte. Daß diese bei den fliehenden Franzosen nicht
genau ermittelt werden konnten, ist natürlich. Nach einer ungefähren
Annahme betrug ihr Gesammtverlust 60 000 Mann, von welchen
20 000 dem Sieger als Gefangene in die Hände gefallen und 23.000
als Kranke in den Lazarethen zurückgeblieben waren. Alles Uebrige
war todt. Die Verbündeten zählten 4 Generäle, 793 Offiziere, gegen
50 000 Unteroffiziere und Gemeine als Todte und Verwundete.
Leipzigs Umgebung glich einem großen Leichengefilde. Vierzehn
Tage vergingen, ehe man das traurige Geschäft der Leichenbestattung
gänzlich beendigen konnte. Nicht selten wurden Menschen und Pferde
in eine Grube geworfen.
Bildete Leipzigs Umgebung ein Leichengefilde, so glich die Stadt
einem großen Kranken= und Leichenhause. Trotz aller Anstrengungen
war es nicht möglich, die 30 000 Mann Franzosen und Verbündete
(von den letzteren waren viele in andere Ortschaften gebracht worden)
in den nach und nach errichteten 56 Lazarethen unterzubringen und
ihnen wenigstens die nothdürftigste Pflege angedeihen zu lassen.
Manche krochen tagelang auf den Straßen umher, durchsuchten, vom
Heißhunger gequält, die Kehrichthaufen und nagten an weggeworfenen
Knochen. Ein Bissen trockenes Brot wäre für sie ein Labsal gewesen,
aber man konnte ihnen auch dieses sehr oft nicht reichen, da selbst die
wohlhabendsten Leute nicht im Stande waren, ein Stückchen Brot
gegen schweres Geld zu erlangen. Kein Wunder, daß in den über-
füllten Spitälern das Nervenfieber um sich griff und in die Häuser
der Bürger eindrang. Hier hielt der Tod eine furchtbare Nachernte.
Unser sonst so reich gesegnetes Leipzig war eine Wohnstätte des
tiefsten Elendes und der bittersten Trauer geworden.
Fast noch größeres Elend war über die Bewohner der um-
liegenden Dörfer hereingebrochen. Ihre Wohnungen waren in Schutt-
haufen verwandelt, ihr Vieh war entweder geraubt, oder elendiglich
umgekommen, und ihr Hausgeräth entweder zertrümmert oder von den
Flammen verzehrt worden.
Das arme Sachsenland blutete aus allen Wunden, und dabei
war seinen Bewohnern auch noch der Trost geraubt, daß es dem
Vater dieses Landes nicht seine Noth klagen, daß es seinen Trost,
seinen Rath und seine Hilfe nicht erlangen konnte. Indes die treuen
Sachsen ertrugen das Unvermeidliche mit stiller Ergebung und brachten
willig neue Opfer, erfüllte doch alle die Hoffnung, den geliebten
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