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Weber war nicht blos ein großer Componist, ein berühmter
Pianofortespieler und ein außerordentlich tüchtiger Kapellmeister,
sondern er war auch einer der gebildetsten und geistreichsten Männer.
Dieser hochbegabte Geist wohnte aber in einer kränklichen Hülle.
Namentlich war Weber brust- und halsleidend, und es wär zu fürchten,
daß seine Leier bald verstummen und seine übrige Thätigkeit von
kurzer Dauer sein werde. Was man gefürchtet, wurde nur zu bald
zur Wirklichkeit.
Im Februar 1826 reiste Weber nach London, um dort die Auf-
führung seiner Oper „Oberon" selbst zu leiten. Die sonst so ruhigen,
mit Beifall kargen Engländer überschütteten den deutschen Componisten
mit Ehrenbezeigungen. Weber, dessen kindlich frommer Sinn keinen
Ehrgeiz kannte, freute sich zwar über die gefundene Anerkennung,
doch nicht um seinetwegen, sondern daß die deutsche Musik immer
mehr zur Geltung gelangte.
In der großen Themsestadt sollte Weber seinen Geist aushauchen.
Sein Hals= und Brustübel verschlimmerte sich, und weder die Kunst
der Aerzte, noch die treue Pflege seiner Umgebung vermochten sein
Leben zu retten. Weber starb am 5. Juni 1826 in London. Nachdem
seine irdische Hülle 19 Jahre lang daselbst geruht, wurde dieselbe
im Dezember 1845 nach Dresden übergeführt.
Zwar hat sich Weber durch seine Schöpfungen das beste Denkmal
errichtet, da dieselben fortleben werden für alle Jahrhunderte; indes
die dankbare Nachwelt ließ es sich nicht nehmen, die Erinnerung an
den großen Tondichter auch durch ein sichtbares Monument von
Geschlecht zu Geschlecht fortzupflanzen. Im Herbste 1860 wurde ihm
in der Nähe des Dresdner Hoftheaters ein Standbild, von dem be-
rühmten Bildhauer Rietschel in Dresden ausgeführt, errichtet.
Die Jahre 1817, 1818, 1819 brachten den Sachsen drei
Jubeljahre, in welchen man „mit Danken vor Gottes Angesicht kam
und mit Psalmen ihm jauchzte.“ Das Jahr 1817 war ein Jubeljahr
für die ganze evangelische Christenheit auf dem Erdenrunde: Es war
die Jubelfeier der Reformation. Dreihundert Jahre waren seit
dem Tage verflossen, an welchem Dr. Martin Luther die bekannten
95 Sätze gegen den Ablaßhandel an die Schloßkirche zu Wittenberg
schlug, ein Schritt, der mit Recht als der Anfang der Kirchen-
verbesserung gilt. In die Lobgesänge dieses Jubelfestes konnten die
Sachsen mit doppelter Freude einstimmen. Sachsen war die Wiege
der Reformation. Von Sachsen aus ging die Reformation nach
Deutschland und in die übrigen europäischen Länder.
Das zweite Jahr, 1818, brachte den Sachsen ein großes
Familienfest. Der Vater des Vaterlandes erfreute sich des seltenen
Glücks, sein fünfzigjähriges Regierungs-Jubiläum feiern zu können.
Die Hauptfeier fand den 20. September, an einem Sonntage, in allen