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wurden die angerichteten Schäden taxirt und die Grundstücksbesitzer
für die erlittenen Verluste entschädigt, allein alles konnte doch nicht
vollständig ausgeglichen werden. Da ließ Anton das RNothwild
(Hirsche und Rehe) in den königlichen Waldungen bedeutend
vermindern und das Schwarzwild (Schweine) entweder niederschießen
oder einhegen. In jener Zeit entstand unter anderem der bekannte
und viel besuchte große Thiergarten bei Moritzburg, in welchem eine
bedeutende Menge Roth= und Schwarzwild eingehegt ist.
Luch die handeltreibende und reisende Welt sah sehr bald
einem längst gefühlten Bedürfnisse abgeholfen. Der Verkehr
auf einer der größten Handelsstraßen Sachsens und Deutschlands
erlitt nämlich eine sehr störende Unterbrechung; es war dies die zu-
nächst Leipzig und Dresden mit einander verbindende Chaussee, welche
über Wurzen führte. Hier mußten Wagen, Reiter und Passagiere
mittels einer Fähre über die Mulde gesetzt werden. Bei gewöhnlichem
Wasserstande mochte dies allenfalls gehen, obgleich sehr oft beim
Uebersetzen ein längerer Aufenthalt nicht zu vermeiden war. Bei
Eisgängen und Hochfluten blieb die Passage tagelang unterbrochen,
was für die Reisenden einen störenden Aufenthalt und manche Verluste
zur Folge hatte. Hart an der Stadt zieht sich ein Mühlgraben hin,
etwas westlich fließt die Mulde. Bei Hochwasser treten Mühlgraben
und Mulde aus und überschwemmen die zwischen ihnen liegende Aue.
Sollte eine Ueberbrückung dem Verkehre auch bei Hochfluten zu gute
kommen, so mußte die Brücke über Mühlgraben, Aue und Mulde
geführt werden, was einen 650 Ellen (370 m) langen Bau
nothwendig machte. Im Jahre 1830 war derselbe vollendet und
galt damals für ein Riesenwerk. Die Ueberbrückungen, welche bei
Anlegung der Eisenbahnen sehr oft hergestellt werden müssen, haben
in der neueren Zeit unser Urtheil über die Großartigkeit solcher
Bauwerke sehr verändert.
Das Postgebäude am Antonsplatze und die Hauptwache in
Altstadt-Dresden entstanden ebenfalls während Antons Regierungszeit.
Obgleich König Anton verschiedenes Alte und Unhaltbare ab-
stellen und manches Neue vorbereiten ließ, so wollte dies doch nicht
genügen; es gab sich vielmehr allgemein, sogar unter den Ständen
auf dem Landtage 1830, der Wunsch nach einer zeitgemäßen
Umgestaltung der Landesverfassung kund. Mittlerweile traten
in Frankreich und in den Niederlanden bedeutende Staatsumwälzungen
ein. König Karl X. von Frankreich wurde vertrieben, und Ludwig
Philipp (aus der Nebenlinie Orleans) bestieg den Thron. Belgien
riß sich von Holland los und wurde unter Leopold I. ein eigenes
Königreich. Diese und noch manche andere Vorgänge erhitzten auch
in Deutschland gar manche Gemüther, und es konnte nicht fehlen,
daß diese Vorkommnisse auch verschiedene erregbare Sachsen nicht