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entspann sich ein Kampf zwischen zwei geübten Rittern und einem
nur mit einer hölzernen Stange bewaffneten Kohlenbrenner. Am
wenigsten vermochte hierbei der sonst so schlagfertige Kunz auszuführen.
Er verwickelte sich mit seinen Sporen im Gestrüpp, sein scheu ge—
wordenes Pferd zog ihn hin und her, und er stürzte zu Boden.
Georg Schmidt schlug nun so wacker auf ihn und auf Schweinitz los,
daß er sie todt geschlagen haben würde, hätte ihn nicht des Prinzen
Fürsprache milder gestimmt.
Das Geschrei des kämpfenden Köhlers und das heftige Bellen
seines Hundes unterbrach die stille Waldeinsamkeit. Des Köhlers Frau,
Marie Wälderin, durch den entstandenen Lärm aufgeschreckt, eilte
herbei und war nicht wenig verwundert, ihren Mann in einem so
seltsamen Kampfe begriffen zu sehen. Sogleich gab sie den in einiger
Entfernung beschäftigten Köhlern das übliche Nothzeichen, indem sie
mit einem Stück Eisen, das die Form eines breiten Messers hatte,
auf eine Holzaxt schlug. In kurzer Zeit belebte sich der Wald. Von
verschiedenen Richtungen eilten Köhler mit Waldäxten und Schür-
bäumen herbei, und nach kurzem Widerstande war der Ritter und
sein Knappe mit Stricken und Baumseilen gefesselt. Kunzens Knecht,
der sich wohl schon beim Beginn des Kampfes etwas fern gehalten
haben mochte, ergriff eiligst die Flucht, wurde aber noch eingeholt.
Kunz war unschädlich gemacht und nun konnte sich der Köhler unbesorgt
dem Prinzen widmen. Er trug Schwarzbrot auf und reichte ihm
einen Labetrunk aus einem in der Nähe sprudelnden Quell. So
einfach hatte der Prinz wohl noch nicht gespeist, und wie mochte der
Gedanke, sich aus den Händen seines Räubers befreit zu wissen, dieses
bescheidene Mahl würzen!
(Im Jahre 1822 errichtete man über der Quelle, aus welcher
der Köhler das Wasser schöpfte, ein Denkmal und nannte die Quelle
„den Fürstenbrunnen“ und die Befreiungsstätte den „Fürstenberg“.
Später wurde in der Nähe dieses Denkmales ein Wächterhaus auf-
geführt, das womöglich eine Köhlerfamilie bewohnen sollte. Im
Jahre 1838 bezog eine Bergmannsfamilie diese Wohnung.)
Der gefesselte Kunz legte sich nun aufs Bitten. Um seine Frei-
heit zu erlangen, versprach er dem Köhler Geld und Gut, allein der
ehrliche Kohlenbrenner ließ sich nicht vom Scheine des Goldes blenden.
Nach kurzer Rast setzte sich in den späteren Nachmittagsstunden des
8. Juli nach Grünhain zu ein Zug in Bewegung, aus dem Köhler
Georg Schmidt und seinen Kameraden bestehend, in ihrer Mitte die
Gefesselten führend. Georg Schmidt übergab seine Gefangenen dem
Abt des dasigen Klosters, Liborius, der sie in ein Gefängniß bringen
ließ. Einige Stunden später wurden sie nach Zwickau transportirt
und dem Amtshauptmann Veit von Schönburg übergeben. Dieser ließ
sogleich bei dem Kurfürsten anfragen, ob er die Räuber nach Altenburg