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Das kurfürstliche Elternpaar hatte sich mit dem geretteten
jüngsten Sohne von Altenburg nach Chemnitz begeben, wohin ihr
ältester Sohn auch noch am 11. Juli gebracht wurde. Jetzt war
wieder vereinigt, was Räubershände so grausam getrennt hatten,
und nun erst konnte die Freude der Eltern eine vollkommene sein.
Man vergaß aber auch nicht, dem allmächtigen Herrn und Gott, der
seine Hand schützend über dem Leben der Prinzen ausgebreitet hatte,
im gläubigen Gebet zu danken. Wohl war dies schon im stillen Kämmer-
lein geschehen, man wollte dies aber auch im Hause des Herrn thun.
Nicht weit von Chemnitz liegt der Ort Ebersdorf, welches
vor der Reformation zu einer wichtigen Wallfahrtsstätte gehörte.
Am 15. Juli begab sich die kurfürstliche Familie nach Ebersdorf,
dankte Gott für die glückliche Errettung ihrer Kinder aus Räubers-
hand, und als sichtbares Andenken an das glückliche Ereigniß wurden
die Kleider der Prinzen und die schwarze Kutte des Köhlers Georg
Schmidt in der Kirche und zwar an den beiden Seiten der Orgel
aufgehangen. Nach und nach schwanden diese Kleidungsstücke zusammen.
Reisende, welche diese Ueberreste jener Zeit in Augenschein nahmen,
suchten sich oft ein Stücklein zu verschaffen. Dazu kam, daß auch
der Zahn der Zeit an den Kleidungsstücken nagte. Um sie vor dem
gänzlichen Verfalle zu schützen, ließ sie der Kurfürst Christian II.
im Jahre 1608 mit einer Gummimasse überziehen und sie in einem
Glasschranke aufbewahren, welcher sich jetzt in dem Pfarrhause zu
Ebersdorf befindet. Außerdem wurde von der Kurfürstin noch für
zwei arme Leute, namentlich für Köhlerfamilien, ein „Almosen ge-
stiftet“. — Am 16. Juli reiste die kurfürstliche Familie nach Alten-
burg zurück.
Die Freude über die Rettung der Prinzen war eine allgemeine,
an welcher die ganze Bevölkerung, wie eine große Familie, Theil nahm.
Man pilgerte in das Heiligthum des Herrn und „lobte den Namen
des Herrn, des Allerhöchsten.“ Außerdem wurde noch eine besondere
Denkmünze geschlagen und die Geschichte des Prinzenraubes auf vier
großen Gemälden dargestellt, welche im Schlosse zu Altenburg auf-
gehangen wurden.
4) Strafe und Lohn.
Der Hauptanstifter des Prinzenraubes, sowie seine Helfershelfer
erwarteten in ihrem Gewahrsam die gerechte Strafe für ihre gottlose
That. Anfangs gab zwar Kunz die Hoffnung auf Befreiung und
Begnadigung nicht auf. Er dachte nämlich, wenn Mosen und Schönfels
mit dem Prinzen Ernst seine Burg Eisenberg in Böhmen glücklich
erreicht hätten, so würden diese den Gefangenen nur unter der Be-
dingung ausliefern, daß ihm jede Strafe erlassen würde. Als er
aber in seinem Gefängnisse das Lauten der Glocken hörte und auf