— 131 —
wenn man etwa 50 Quadratmeilen mehr bei Dänemark ließe;
aber das will man nicht, die königliche Familie ist gegen
das eigene Interesse. Wenn irgend ein unberechenbares Ereig-
nis eintritt, so werde ich allerdings dafür sein, sofort den Herzog
in Kiel zu proklamieren, damit nicht alle bisher erzielten
Vorteile in Frage gestellt werden. Tritt aber ein solches
Ereignis nicht ein, so fragt es sich, wie die neue Dynastie zu
konstituieren sei. Es kann dies allerdings durch Waffengewalt,
es kann aber durch die Befragung der Bevölkerung geschehen.
Letzteres Verfahren wird wohl einzuschlagen sein, da Frankreich
und England es wünschen. Indes ist auch auf Rußland große
Rücksicht zu nehmen. Mit Samwer und Francke will ich nicht
verhandeln, denn diese haben unleugbar eine mittelstaatliche
Könneritz-Beust'sche Politik getrieben, und würden bei der
geringsten Schwenkung wieder gegen Preußen sein und einen
echten Mittelstaat bilden, anstatt wie z. B. Mecklenburg in
Hauptsachen mit Preußen zu gehen.“
Ahlefeldt erwiderte, der Herzog denke nicht so über
die beiden Herren, und auch er habe aus eigener Wahrnehm-
ung eine bessere Meinung von ihnen; übrigens würden sie sich
nicht für unentbehrlich halten, wenn der ganzen Angelegenheit
wesentlich dadurch genützt werde.
Bismarck meinte, daß dies beim Könige der Fall sein
werde. Ahlefeldt erklärte, es werde sich alles ohne Schwierig-
keiten ordnen lassen. Er übergab Bismarck im Auftrag des
Herzogs eine Denkschrift über die finanzielle Auseinandersetzung
Schleswig-Holsteins mit Dänemark.
Bismarck nahm sie wohlwollend entgegen, machte aber
auf die großen Schwierigkeiten aufmerksam, welche die Be-
handlung dieses Gegenstandes bei der Dänemark günstigen
Haltung der übrigen Mächte finde.
9*