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vorzubereiten und für diesen zu gewinnen. — In der Batten-
berger Frage war vor allem der Kaiser Friedich selbst von
Anfang an vollständig auf meiner Seite und zwar sowohl
aus politischen wie aus persönlichen — ich darf wohl sagen
majestätischen — Bedenken. Seit Friedrich dem Großen
ist kein Hohenzoller von einem so olpmpischen Hoheitsgefühl
beseelt und durchdrungen gewesen, wie er. Und wenn er
länger regiert hätte, würden sich namentlich die Herren Deutsch-
freisinnigen sehr gewundert haben, und sie würden sehr ent-
täuscht gewesen sein durch die Energie und Entrüstung, mit
welcher gerade dieser Kaiser und König ihr Ansinnen einer
wahrhaft konstitutionellen Regierung, d. h. der Schmälerung
seiner Kronrechte und der Führung seiner Regierung unter
Vormundschaft des Freisinns, zurückgewiesen hätte. Sein
hohes Würde= und Majestätsgefühl bäumte sich förmlich auf
gegen die Verbindung einer Prinzessin seines Hauses mit einem
Prinzen aus der Nebenlinie eines deutschen Fürstenstammes,
wie der Battenberger es war. Das erschien dem Kaiser
Friedrich als eine völlig unzulässige Mesalliance. Er hat
daher die rasche Verwirklichung dieses Planes, welche durch die
von den Planmachern bereits angesetzte Verlobungsreise des
Prinzen nach Berlin herbeigeführt werden sollte, zunächst durch
Abbestellung dieser Reise durchkreuzt, dann aber mich auf
einem Zettel — da er damals schon nicht mehr sprechen
konnte — schriftlich aufgefordert, meine politischen Bedenken
gegen das Vorhaben in einer Denfschrift vorzutragen. —
Diesem kaiserlichen Befehl gemäß habe ich in jener Denkschrift
etwa ausgeführt: Die Bulgaren würden, sobald der Prinz
von Battenberg eine Tochter des deutschen Kaisers zur Ge-
mahlin habe, ihren jetzigen Fürsten, Ferdinand von Coburg,
sofort beseitigen und den Fürsten Alexander von Battenberg
zurückrufen. Damit werde aber die bisherige Politik Deutsch-
lands gegenüber Bulgarien vollständig verändert. Bisher
habe Deutschland, solange es um Bulgarien allein sich han-