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ganz schüchtern, eine Vereinigung der deutsch-österreichischen
Provinzen mit dem deutschen Reiche anstrebt. Diese Menschen
besitzen keinerlei Verständnis für die einzig wahren und
unabänderlich richtigen Interessen Deutschlanda. Aeußere
und innere Gründe werden es jedem Staatsmanne, welcher
dazu bestimmt ist, mir in der Reichskanzlerschaft nachzu-
folgen, zur heiligsten Pflicht machen, diese Leute, wenn
es nötig werden sollte, mit blutigen Köpfen nach Hause zu
schicken. Eingeklemmt zwischen Rußland und Frankreich die
stets bereit sein werden, sich gegen uns die Hände zu reichen,
bedürfen wir dringendst in Zentral-Europa eines mächtigen
und zuverlässigen Bundesgenossen, um alle Hefahren
eines Vernichtungskrieges von uns bleibend abzuwenden.
Dieser Bundesgenosse kann nur Oesterreich-Ungarn sein,
und aus diesem Grunde wäre angesichts unserer pitalsten
Interessen die Zertrümmerung Oesterreichs mit die größte
Kalamität, welche uns selbst treffen könnte. Wir würden
hiebei vielleicht einen Zuwachs von acht bis neun Millionen
Seelen erlangen, aber an zwanzig Millionen Slaven würden
gleichzeitig unsere erbittertsten Feinde werden. Das wäre für
uns ein sehr ungünstiges Zahlenverhältnis. Ich bin Real-
politiker, und es sind nicht die schönen Augen der Austria,
die mich blenden und befangen machen, sondern, wenn ich
so sagen darf, als Hauptmitbegründer des deutschen Reiches
halte ich ein starkes, uns enge befreundetes Oesterreich, wel-
ches treue Wacht steht gegen di# 'avissche Hochflut, als
ein Haupterfordernis unserer eigenen gedeihlichen Zukunft.
Auch die inneren Gründe werden es jedem preußischen
Minister zum unabweislichen Gebote machen, nicht auf die
Erwerbung der deutsch-österreichischen Provinzen auszugehen.
Wenn diese Lande je zu Deutschland kämen, so würde unsere
katholische Partei eine übergroße Stärkung erfahren, und die
warmen Sympathien, welche besonders in Bayern, Württem-
berg, den Rheinlanden und Hannover für Oesterreich erxistieren,
würden dann vollkommen gerechtfertigte und legale werden.