Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

— 42 — 
ganz schüchtern, eine Vereinigung der deutsch-österreichischen 
Provinzen mit dem deutschen Reiche anstrebt. Diese Menschen 
besitzen keinerlei Verständnis für die einzig wahren und 
unabänderlich richtigen Interessen Deutschlanda. Aeußere 
und innere Gründe werden es jedem Staatsmanne, welcher 
dazu bestimmt ist, mir in der Reichskanzlerschaft nachzu- 
folgen, zur heiligsten Pflicht machen, diese Leute, wenn 
es nötig werden sollte, mit blutigen Köpfen nach Hause zu 
schicken. Eingeklemmt zwischen Rußland und Frankreich die 
stets bereit sein werden, sich gegen uns die Hände zu reichen, 
bedürfen wir dringendst in Zentral-Europa eines mächtigen 
und zuverlässigen Bundesgenossen, um alle Hefahren 
eines Vernichtungskrieges von uns bleibend abzuwenden. 
Dieser Bundesgenosse kann nur Oesterreich-Ungarn sein, 
und aus diesem Grunde wäre angesichts unserer pitalsten 
Interessen die Zertrümmerung Oesterreichs mit die größte 
Kalamität, welche uns selbst treffen könnte. Wir würden 
hiebei vielleicht einen Zuwachs von acht bis neun Millionen 
Seelen erlangen, aber an zwanzig Millionen Slaven würden 
gleichzeitig unsere erbittertsten Feinde werden. Das wäre für 
uns ein sehr ungünstiges Zahlenverhältnis. Ich bin Real- 
politiker, und es sind nicht die schönen Augen der Austria, 
die mich blenden und befangen machen, sondern, wenn ich 
so sagen darf, als Hauptmitbegründer des deutschen Reiches 
halte ich ein starkes, uns enge befreundetes Oesterreich, wel- 
ches treue Wacht steht gegen di# 'avissche Hochflut, als 
ein Haupterfordernis unserer eigenen gedeihlichen Zukunft. 
Auch die inneren Gründe werden es jedem preußischen 
Minister zum unabweislichen Gebote machen, nicht auf die 
Erwerbung der deutsch-österreichischen Provinzen auszugehen. 
Wenn diese Lande je zu Deutschland kämen, so würde unsere 
katholische Partei eine übergroße Stärkung erfahren, und die 
warmen Sympathien, welche besonders in Bayern, Württem- 
berg, den Rheinlanden und Hannover für Oesterreich erxistieren, 
würden dann vollkommen gerechtfertigte und legale werden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.