Ausbruch des Krieges. 113
den Kopf wegnahm. Eichel versichert, wäre sie stärker gewesen und
gerade gegangen, so würde sie den König selbst getroffen haben. Sie
traf noch einen Pagen, den sie tödtete, und streifte den Prinzen Georg
von Darmstadt am Arm. Der König veranstaltete nur, daß seiner
Mutter der Tod des Markgrafen auf eine Weise zur Kunde kam,
wobei ihre Besorgniß für ihre jüngeren Söhne, die ihn begleiteten,
nicht noch mehr gesteigert würde; er erklärte, er werde seine Brüder
bei solchen Gelegenheiten niemals wieder mitgehen lassen. Möchte er
nur aber sich auch selber schonen, ruft der Cabinetsrath aus, indem
er die göttliche Gnade preist, die ihn diesmal beschützt habe. — Der
Ziskaberg ward indeß glücklich erobert; ein Freiwilliger sprang in die
erste Redoute und rief seine Cameraden hinein; von den in den Fel-
sen gehauenen Werken, 100 Schritte vom Graben, richteten sich nun
die preußischen Geschütze gegen die Belagerten.
Schon am 13. September gerieth die Stadt an mehreren Stellen
in Brand; am 14. früh gingen mehr als dreißig Häuser in Feuer
auf; hierauf geriethen die Einwohner, welche die Schrecken einer Ein-
nahme mit stürmender Hand nicht wieder erleben wollten, in Be-
wegung, und zogen die Landmilizen auf ihre Seite; von Allen ge-
drängt, entschloß sich Graf Harsch, dem König Anträge zu machen.
Am 14. Nachmittags erbot er sich, die Neustadt und Altstadt
zu räumen, wenn man ihn die Kleinseite besetzen lasse, was denn
natürlich verworfen ward. Am 15. bot er die ganze Stadt an,
unter der Bedingung, daß man ihm freien Abzug gewähre. Da
man auch dies ablehnte und alle Batterien aufs neue mit großer
Wirkung zu feuern anfingen, so ergab er sich am 16. September
kriegsgefangen.
Sie ist über, schrieb der König halb scherzend halb triumphirend
an Podewils, diese Stadt, von der man so viel Aufhebens machte
und mir sagte, ich würde sie nicht so geschwind erobern, als ich mir
einbildete. Er glaubte einen entscheidenden Schlag geführt zu haben,
da nun auch Sachsen, sollte es ja nicht, was er jedoch noch hoffte,
sich anschließen, doch auch nicht wagen werde gegen ihn zu sein.
Und um nun jene wichtigen Stellungen, von denen im vorigen
Kriege so viel abgehangen, nicht in die Hände der Feinde gerathen
zu lassen, machte er sich selbst auf, sie in Besitz zu nehmen. Am
24. September bemächtigte sich General Nassau Tabors und ließ die
Einwohner dem Kaiser schwören; ein paar Tage darauf ward auch
Budweis besetzt, nachbdem Siethen die Panduren, die ihm entgegen-
rückten, mit dem Säbel in der Faust auzeinandergesprangt hatte.
v. Ranke's Werke XIIX.