Nächste Wirkungen des preußischen Angriffs. 117
Als Friedrich von der Bewegung des Königs von Frankreich gegen
den Elsaß vernahm, hegte er sogar noch kühnere Hoffnungen, oder
hielt wenigstens für angemessen, die Franzosen wissen zu lassen, daß
man solche hegen dürfe. Welch einen Ruhm schreibt er an Lud-
wig XV, wird Ew. Majestät sich in dieser Campagne erwerben können!
Nach allem Anschein wird die Armee des Prinzen Carl, wenn sie
über den Rhein zurückgeht, zu Grunde gerichtet werden.
Schmettau, der am 9. August bei König Ludwig XV in Metz
eintraf und mit aller der Freundschaft ausgenommen wurde, welche
die rasche Hülfeleistung Friedrichs einem seiner Abgeordneten ver-
schaffen mußte, entwarf in seiner Art und Weise einen umfassenden
Kriegsplan. Er berechnete, daß die Armeen, welche hier aus kaiser-
lichen und französischen Truppen zu vereinigen seien, 134 Bataillone,
256 Escadrons, zusammen gegen 110000 M. ausmachen würden.
Von diesen sollten, sobald Prinz Carl sich zurückziehe, 40000 M. sich
nach der Donau wenden und die Eroberung von Baiern vollziehen;
30000 M. zur Bedrohung von Hannover verwandt werden; die
übrigen 40000 zuerst dem zurückgehenden Feinde nach der Oberpfalz
und nach Franken folgen, bis der König, dem dadurch die Eroberung
von Eger erleichtert werde, denselben empfange und ihm eine Schlacht
liefere. Alles dies aber könne um so sicherer gelingen, wenn man
die Oesterreicher nicht, ohne mit ihnen zu schlagen, über den Rhein
zurückgehen lasse. Er setzte auseinander, daß dies selbst dann keine
Gefahr habe, wenn sie die stärkeren sein und den Vortheil behalten
sollten, denn an dem linken Rheinufer sei nun einmal ihres Bleibens
nicht; unbedingte Nothwendigkeit rufe sic nach den Erblanden zurü#ck.
Man werde die österreichische Armee leicht so übel zurichten können,
daß sie unter den folgenden Gefahren vollends vernichtet werden
könne; eine zweite Armee habe die Königin nicht. Maria Theresia
werde sich bald nach Oesterreich und Ungarn zurückgedrängt sehen,
das deutsche Reich dem Kaiser wieder Gehorsam leisten, Holland und
Hannover um die Neutralität bitten müssen.
Schmettau liebte weitreichende Entwürfe; was man auch von
denen, welche er damals aussprach, urtheilen mag 1), das leidet keinen
Zweifel, daß die Franzosen, wenn sie nur wollten, dem österreichischen
Heere die empfindlichsten Verluste beibringen konnten. Auch bewirkte
1) Ich finde jedoch, daß auch Folard dem Bischofe von Würzburg sagte,
Oesterreich sei verloren, wenn Frankreich eisrig dahinterher sei; die Rettung
der Königin liege darin, wenn Frankreich matt verfahre (si on se relächera).