Jãnenari. (Mai 9. —Juni 14.) 599
den Regeln für die internat. Kongresse, und Einladungen zur Teilnahme
an den Arbeiten der Konferenz werden in Uebereinstimmung hiermit auch
an die Minderheitsparteien in den kriegführenden Ländern gerichtet. Wir
bitten die Parteien und Gruppen, die teilzunehmen wünschen, sobald als
möglich die Namen ihrer Delegierten mitzuteilen und alsbald brieflich oder
durch die Presse mitzuteilen, falls man den Delegierten Pässe verweigern
sollte. Wir wären Ihnen verbunden, falls Sie uns den Empfang dieses
Rundschreibens bestätigen und Sorge tragen wollten für seine Veröffent-
lichung durch die sozialistische Presse.
Cam. Huysmans, Sekretär für das Internat. Soz. Bureau.
Der „Borwärts“ bemerkt bei der Veröffentlichung der Einladung
am 1. Mai: In der ganzen Welt werden alle, die das baldige Zustande-
kommen des Weltfriedens unter werktätiger Hilfe des internat. Sozialismus
ersehnen, diese Botschaft freudig begrüßen. Nach den Zulassungsbedingungen,
die seinerzeit vom Londoner Internat. Kongreß festgesetzt wurden, sind
einzuladen: 1. Die Vertreter aller Gruppen, die die Umwandlung der
kapitalistischen Eigentums- und Produktionsordnung in die sozialistische
Eigentums- und Produktionsordnung anstreben und die Teilnahme an der
Geseygebung und die parlament. Tätigkeit als ein notwendiges Mittel zur
Erreichung dieses Zwecks ansehen. 2. Alle gewerkschaftlichen Organisationen,
die, wenn sie sich auch als solche nicht am politischen Kampfe beteiligen,
doch die Notwendigkeit politischer und parlament. Tätigkeit anerkennen.
Anarchisten sind mithin ausgeschlossen. — Die Delegierten der eingeladenen
Parteien und Gruppen bedürfen unter den gegenwärtigen Umständen eine
Reiseerlaubnis durch ihre Regierung. Es ist dringend zu wünschen, daß
keine Regierung irgendeinem Eingeladenen den Auslandspaß verweigert.
Wir wünschen, daß über die Zulassung zur Konferenz niemand anders zu
entscheiden habe als das zuständige Bureau. Wer geladen ist, dem gebührt
auch ein Paß! Bekannt ist, daß die franz. Partei mit knapper Mehrheit
die Beteiligung abgelehnt hat. Die franz. Gewerkschaften haben aber schon
auf ihrem Weihnachtskongreß ihre Bereitwilligkeit ausgesprochen, sich an
internat. Verhandlungen zu beteiligen. Möge Stockholm eine Etappe auf
dem Wege zum Frieden werden, die letzte vor dem Ziel!
9.—11. Mai. Ministerkonferenz in Stockholm. (S. S 609 f.)
6. Juni. Dänemark und die nationale Selbstbestimmung.
Minister Christensen spricht bei der Feier des Konstitutionstages
über die Arbeit für den Frieden und erklärt, die Achtung vor dem nationalen
Recht würde vielen Schwierigkeiten begegnen. Der Gedanke, die Völker
durch Volksabstimmung selbst entscheiden zu lassen, wem sie zugehören
wollten, stehe zurzeit im Vordergrunde, und es sei natürlich, daß Däne-
mark sich mit diesem Gedanken beschäftige, zumal im Hinblick auf den §5
des Prager Friedens. Aber das deutsche Volk wisse, daß es in Dänemark
einen Nachbar habe, der unter keinen Umständen ihm in den Rücken fallen
werde. Was es in nationaler Hinsicht wünsche, wolle es nur auf dem Wege
des Friedens und der Verträglichkeit erreichen.
14. Juni. Die Konservativen gegen Minister Stauning.
„ Die kons. Reichstagsgruppe beschließt durch ihren Vertreter in der
Regierung, den Minister Rottböll, an den Ministerpräsidenten Zahle die
Aufforderung zu richten, er möge veranlassen, daß die soz. Partei in der
Regierung durch eine andere Persönlichkeit vertreten wird als durch den
Minister Stauning, der durch seine Teilnahme an den Vorbereitungen für
die soz. Friedenskonferenz in Stockholm die Neutralität Dänemarks gefährde.