Full text: Reichs-Gesetzblatt. 1895. (29)

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stehend verzeichnete Mittel in der unten vorgeschriebenen Weise in Anwendung 
zu bringen. 
Das Desinfektionsverfahren umfaßt nach Maßgabe der Bestimmungen 
dieser Anweisung die Reinigung und die Desinfektion im engeren Sinne. 
  
I. Reinigungs- und Desinfektionsmittel. 
§. 2. 
Als Mittel der Reinigung und Desinfektion kommen in Betracht: 
1. Wasser und Wasserdämpfe. Zur Reinigung wird heißes Wasser oder, 
wo solches in genügender Menge nicht zu beschaffen ist, unter Druck aus Hand- 
feuerspritzen, Gartenspritzen oder dergleichen ausströmendes kaltes Wasser verwendet. 
Zur eigentlichen Desinfektion dient wallendsiedendes Wasser oder strömender 
Wasserdampf von mindestens der Wärme des siedenden Wassers. 
Durch einstündiges Kochen der Gegenstände in Wasser werden die daran 
haftenden Ansteckungsstoffe zerstört. 
Die Desinfektion mittelst Wasserdampfes hat in Vorrichtungen zu erfolgen, 
welche von sachverständiger Seite dazu geeignet befunden worden sind. 
2. Seifenwasser. Dasselbe wird durch eine starke Lösung von Haus- oder 
Schmierseife in Wasser hergestellt. 
3. Sodalauge. Sie wird hergestellt durch Auflösung von mindestens 
2 Kilogramm Soda in 100 Liter Wasser. An Stelle der Sodalauge kann Holz- 
aschen- oder Seifensiederlauge verwendet werden. 
4. Frisch gelöschter (Aetz-) Kalk und zwar: 
a) in trockener Form als Pulver, 
b) mit 2 Raumtheilen Wasser zu einer dicken oder 
c) mit 20 Raumtheilen Wasser zu einer dünnen Kalkmilch angerührt. 
5. Chlorkalkmilch. Frischer starkriechender Chlorkalk wird 
a) mit 3 Raumtheilen Wasser zu einer dicken oder 
b) mit 20 Raumtheilen Wasser zu einer dünnen Chlorkalkmilch angerührt. 
6. Fünfprozentige Karbolsäurelösung. Ein Theil verflüssigte Karbolsäure 
(Acidum carbolicum liquefactum des Arzneibuchs) wird in 18 Theilen 
Wasser gelöst. 
7. Kresolwasser. Eine Mischung aus 1 Theil Kresolseifenlösung (Liquor 
Cresoli saponatus des Arzneibuchs) und 9 Theilen Wasser. Sie enthält in 
100 Theilen 5 Theile rohes Kresol. 
8. Steinkohlen- oder Holztheer. 
9. Feuer. Schon durch gründliches Ansengen an der ganzen Oberfläche 
können manche Gegenstände desinfizirt werden. Feuerfeste Gegenstände werden 
durch Einlegen in Feuer — Flammenfeuer oder glühende Kohle — schnell des- 
infizirt.
	        
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