Full text: Reichs-Gesetzblatt. 1907. (41)

 
 
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gleichen, ferner die Wände mindestens bis zu 2 Meter Höhe, die Türen, 
die Fenster und der Fußboden mittels Lappen, die mit verdünntem 
Kresolwasser oder Karbolsäurelösung getränkt sind, gründlich abzu- 
waschen oder auf andere Weise mit den genannten Lösungen aus- 
reichend zu befeuchten; dabei ist besonders darauf zu achten, daß die 
Lösungen in alle Spalten, Risse und Fugen eindringen. 
Die Lagerstellen von Kranken oder von Verstorbenen und die in 
der Umgebung auf wenigstens 2 Meter Entfernung befindlichen Gerät- 
schaften, Wand- und Fußbodenflächen sind bei dieser Desinfektion be- 
sonders zu berücksichtigen. 
Alsdann sind die Räumlichkeiten mit einer ausreichenden Menge 
heißen Seifenwassers zu spülen und gründlich zu lüften. Getünchte 
Wände sind mit einem frischen Kalkanstrich zu versehen, Fußböden 
aus Lehmschlag oder dergleichen reichlich mit Kalkmilch zu bestreichen. 
21.  Zur Desinfektion geschlossener oder allseitig gut abschließbarer Räume 
empfiehlt sich auch die Anwendung des Formaldehydgases; sie eignet 
sich zur Vernichtung von Krankheitskeimen, die an freiliegenden Flächen 
oberflächlich oder nur in geringer Tiefe haften. Vor Beginn der 
Desinfektion sind alle Undichtigkeiten der Fenster, Türen, Ventilations- 
öffnungen und dergleichen genau zu verkleben oder zu verkitten. Es 
ist überhaupt die größte Sorgfalt auf die Dichtung des Raumes zu 
verwenden, da hiervon der Erfolg der Desinfektion wesentlich abhängt. 
Auch ist durch eine geeignete Aufstellung, Ausbreitung oder sonstige 
Anordnung der in dem Raume befindlichen Gegenstände dafür zu 
sorgen, daß der Formaldehyd ihre Oberflächen in möglichst großer 
Ausdehnung trifft. 
Für je 1 Kubikmeter Luftraum müssen mindestens 5 Gramm 
Formaldehydgas oder 15 Kubikzentimeter Formaldehydlösung (Form- 
aldehydum solutum des Arzneibuchs für das Deutsche Reich) und gleich- 
zeitig etwa 30 Kubikzentimeter Wasser verdampft werden. Die Öffnung 
der desinfizierten Räume darf frühestens nach vier Stunden, soll aber 
womöglich später und in besonderen Fällen (Überfüllte Räume) erst 
nach sieben Stunden geschehen. Der überschüssige Formaldehyd ist vor 
dem Betreten des Raumes durch Einleiten von Ammoniakgas zu be- 
seitigen. 
Die zur Entwickelung des Formaldehyds dienenden Apparate 
werden entweder in dem zu desinfizierenden Raume oder außerhalb 
desselben aufgestellt. In letzterem Falle wird das Formaldehydgas von 
außen her in Verbindung mit Wasserdampf durch Schlüssellöcher, durch 
kleine, in die Tür gebohrte Offnungen und dergleichen in den zu des- 
infizierenden Raum geleitet. Besteht eine besonders hohe Infektions- 
gefahr, so empfiehlt es sich, die Desinfektion mittels Formaldehyds 
auszuführen, ohne den Raum vorher zu betreten. Da in diesem Falle
	        
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