Full text: Reichs-Gesetzblatt. 1907. (41)

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Wände mit Plüsch- oder ähnlichen Bezügen können nach Maßgabe der 
Vorschriften in Ziffer 23 desinfiziert werden. 
Die mit Ölfarbe gestrichenen Flächen der Wände und Fußböden werden 
frisch gestrichen; jedoch darf zuvor der alte Anstrich nicht durch Abkratzen oder 
dergleichen beseitigt werden. 
2. Flöße. 
Die von Kranken oder Krankheitsverdächtigen benutzten Hütten werden, 
soweit sie nicht nach Ziffer 20 desinfiziert werden können, ebenso wie das Lager- 
stroh verbrannt. 
Desinfektionsanweisung bei Pocken (Blattern). 
I. Desinfektionsmittel. 
1. Verdünntes Kresolwasser (2,5 prozentig). Zur Herstellung werden entweder 
50 Kubikzentimeter Kresolseifenlösung (Liquor Cresoli saponatus des Arzneibuchs 
für das Deutsche Reich) oder ½ Liter Kresolwasser (Aqua cresolica des Arznei- 
buchs für das Deutsche Reich) mit Wasser zu 1 Liter Desinfektionsflüssigkeit 
aufgefüllt und gut durchgemischt. 
2. Karbolsäurelösung (etwa 3 prozentig). 30 Kubikzentimeter verflüssigte 
Karbolsäure (Acidum carbolicum liquefactum des Arzneibuchs für das Deutsche 
Reich) werden mit Wasser zu 1 Liter Desinfektionsflüssigkeit aufgefüllt und gut 
durchgemischt. 
3. Sublimatlösung (1/10 prozentig). Zur Herstellung werden von den 
käuflichen, rosa gefärbten Sublimatpastillen (Pastilli hydrargyri bichlorati des 
Arzneibuchs für das Deutsche Reich) entweder 1 Pastille zu 1 Gramm oder 
2 Pastillen zu je ½ Gramm in 1 Liter Wasser aufgelöst. 
4. Kalkmilch. Frisch gebrannter Kalk wird unzerkleinert in ein geräumiges 
Gefäß gelegt und mit Wasser (etwa der halben Menge des Kalkes) gleichmäßig 
besprengt; er zerfällt hierbei unter starker Erwärmung und unter Aufblähen zu 
Kalkpulver. 
Die Kalkmilch wird bereitet, indem zu je 1 Liter Kalkpulver allmählich 
unter stetem Rühren 3 Liter Wasser hinzugesetzt werden. 
Falls frisch gebrannter Kalk nicht zur Verfügung steht, kann die Kalkmilch 
auch durch Anrühren von je 1 Liter gelöschten Kalkes, wie er in einer Kalkgrube 
vorhanden ist, mit 3 Liter Wasser bereitet werden. Jedoch ist darauf zu achten, 
daß in diesen Fällen die oberste, durch den Einfluß der Luft veränderte Kalk- 
schicht vorher beseitigt wird.
	        
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