wie Rußland, hatten also „Grund“, vorläufig noch den Frieden zu
wollen. Welche Kräfte in Frankreich am Werke waren, die auf den
Krieg hindrängten, das spricht der große und überaus wichtige Be-
richt aus, den Graf Benckendorff, der russische Botschafter
in London, am 25. Februar 1913 an Sasonoff über die diplomatische
Unterstützung sente, die England und Frankreich einander auf der
Londoner Botschafterkonferenz erwiesen hatten:
Wenn ich seine (Paul Cambons) Unterredungen mit
mir, die Worte, die ich mit ihm wechselte, kurz wieder-
hole und die Haltung Poincarés hinzufüge, dann kommt
mir der Gedanke, der einer Überzeugung gleichkommt,
daß von allen Mächten nur Frankreich es ist, das, um
nicht zu Laen, daß es den Krieg wünscht, ihn doch ohne
großes Bedauern sehen würde. Jedenfalls hat mir
nichts gezeigt, daß Frankreich aktiv dazu beiträgt, in
dem Sinne eines Kompromisses zu arbeiten. Nun, der
Kompromiß — ist der Friede; jenseits des Kompromisses
liegt der Krieg. (Deutschland schuldig? Seite 153.)
Auo drücklich fügte Graf Benckendorff über den Druck hinzu, den
die deutsche Regierung auf die österreichische im Sinne der Mäßigung
ausgeübt hatte:
Wenn Deutschland den Krieg gewollt hätte, dann
wäre es darin nicht so weit gegangen. (eutschland schul-
dig? Seite 153.)
— um dann noch einmal auf Frankreich zurückzukommen:
Von allen Mächten ist es Frankreich, das den Krieg
mit der verhältnismäßig größten Ruhe aufnehmen
würde. (Deutschland schuldig? Seite 155.) .
In der Tat tritt, je mehr wir uns dem Ausbruche des Welt-
krieges nähern, während England sich im Hintergrunde hält, das
Frankreich Poincarés in den Vordergrun). ie französische Politik
der beiden letzten Jahre vor dem Ausbruche des Krieges bewegte
ich um das Gesetz der vreijährigen Dienstzeit. Die französische
ropaganda behauptet, daß seine Einbringung die Folge der deut-
schen Wehrvorlage gewesen sei. Aber Jean Jaures sagte am
17. Juni 1913 in der Kammer:
Wenn Sie behaupten, daß Sie zu diesem Gesetz
durch neue, außerordentlich schwerwiegende Tatsachen,
15