der hinterlassenen Aktenbestände des belgischen Ministeriums des
Äußeren die Gesandtschaftsberichte, die von den belgischen Ver-
tretungen in Berlin, London und Paris nach Brüssel erstattet
worden waren, sowie unter der Bezeichnung P. 6016 eine
„correspondance politique“, die Zirkularberichte aus den Jahren
1897 - 1914 enthielt, deren sich die belgische Regierung bedient
hatte, um, wie es in der deutschen Veröffentlichung derselben heißt,
ihre diplomatischen Vertreter im Auslande wechselseitig über die
Berichterstattung ihrer Kollegen auf den anderen Gesandtschafts-
posten zu unterrichten". Der Leiter der politischen Ab-
teilung des belgischen Außenministeriums
äußerte sich in einem Schreiben an seinen Minister über die
Grundsätze, nach denen diese Zirkulare hergestellt wurden:
Was uns unmittelbar angeht, sind die Absichten
der Mächte, ihre Haltung, ihr Einvernehmen oder ihre
Uneinigkeit. Der Friede Europas hängt davon ab.
Das studiere ich in den Depeschen ganz besonders. (Zur
europäischen Politik 1897 - 1914. Unveröffentlichte Dokumente,
Band 1, Seite V.)
Wir können heute diesen Zeugnissen entnehmen, wer es ge-
wesen ist, der den „Frieden Europas“ gestört hat. Die Zeugnisse
sind um so wertvoller, als sie von Vertretern eines Staates
kommen, der wenigstens in seiner offiziellen Haltung vor dem
Kriege neutral war und sich erst beim Ausbruche desselben der-
jenigen Mächtegruppe anschloß, die gegen uns gestanden hat. Und
es ist ein witziger Rücklauf der Geschichte, daß die Entente durch
diese belgischen Zeugnisse nunmehr gegen sich selbst zeugt.
Die belgischen Gesandtenberichte werden durch serbische Ge-
sandtenberichte ergänzt, die aus den Jahren 1908 bis 1914 vor-
liegen und unter den zurückgelassenen Akten des serbischen Außen-
ministeriums gefunden wurden: Durch Briefe der serbischen Ge-
sandten aus den europäischen Hauptstädten und ihre Aufzeichnungen
über Unterredungen mit russischen Staatsmännern. Ferner ge-
hören Dokumente hierher, die an die Offentlichkeit kamen, als der
Bolschewismus die Archive des Zarismus öffnete; darunter die
Telegramme, die der russische Botschafter in London, Graf
Benckendorff, nach Petersburg gesandt hat. Professor
M. Pokrowski, heute Volkskommissar für Bildungswesen bei
der Sowjetregierung, der diese Dinge in der „Wochenschrift der
Prawda“ veröffentlichte, schrieb darüber: .
Der Oktoberumsturz hat in die Hände der proleta-
rischen Revolution Dokumente geliefert, die das bürger-