Frankreich. 209
Ew. Majestät hatte Recht, der öffentlichen Meinung auf dem Wege der In-
dustrie= und Handelsfreiheit voranzugehen. Frankreich, das lange
an sich selbst gezweifelt, hat heute Vertrauen zu seiner eigenen Kraft. Untere
Industrie hat durch ihre Anstrengungen und Opfer die fremde Concurrenz be-
stehen können... Ew. Majestät, deren Freisinn sich nicht verleugnet, kündet uns
abermals neue Reformen an. Wir werden die uns vorgelegten mit dem
Wunsche prüfen, Ihnen in Ihrer Liebe zum wahrhasten Fortschritt beizustehen.
Alle Maßnahmen, welche den Zweck haben, die Hindernisse, welche der freien
Transaction und der individuellen Initiative im Wege stehen, fortschaffen, auf
billige Weise in der Arbeitsfrage das Verhältniß zwischen den in verschiedenen
Lebenslagen stehenden Staatsbürgern zu regeln, die Befugnisse der Gemeinden
und Departements ohne Schwächung der Centralgewalt zu erweitern, werden
von uns mit Beifall und Dank ausgenommen werden... Der Elementarunter-
richt hat sich seit 1848 mächtig entwickelt. . Der gesetzgebende Körper glaubt
mit Ihnen, Sire, daß die am weisesten regierten Nationen sich nicht schmei-
cheln dürfen, stets auswärtigen Verwickelungen zu entgehen, und daß sie die-
selben ohne Selbsttäuschung wic ohne Schwäche in Erwägung ziehen müssen.
Die Expeditionen in der Ferne, in China, Cochinchina und Mexico, die
auf einander gefolgt sind, haben wirklich viele Gemüther in Frankreich wegen
der Verpflichtungen und Opfer, welche sie zur Folge haben, beunruhigt. Wir
erkennen an, daß sie in der Ferne unseren Landsleuten und der französischen
Flagge Respekt verschaffen und auch, daß sie unserem Seehandel förderlich sein
können; aber wir würden uns freuen, nächstens die guten Erfolge, die Ew.
Majestät uns erhoffen läßt, wirklich eintreten zu sehen. Die Erinnerungen
unserer Geschichte, die Gefühle der Menschlichkeit, die uns beseelen, erregen
unsere lebhafteste Theilnahme an dem Geschicke der Polen. Wir haben mit
Schmerz gesehen, daß die vereinten Bemühungen der drei Großmächte nicht
haben dazu kommen können, diese wichtige Frage nach Ihren wohlwollenden
Absichten zu lösen. Wir können durchaus nicht verkennen, daß die auf-
richtige und herzliche Unterstützung Rußlands bei wichtigen Gelegenheiten Frank-
reich von Nutzen ist. Wir würden bedauern, wenn unsere guten Beziehungen
zu jener Macht kälter werden sollten. Auch haben wir mit hoher Befriedi-
Jung jenen hochherzigen Gedanken eines europäischen Congresses auf-
genommen, dessen Anregung für Ihre Regierung eine Ehre in ewige Zeiten
sein wird. Frankreich, dem Sie Glanz und Nuhm wiedergegeben haben, weiß
Ihnen Dank, daß Sie sein Geld und das Blut seiner Kinder nicht für Dinge
auf das Spiel setzen wollen, bei denen weder seine Ehre, noch sein Interesse
betheiligt ist. Frankreich, in sich einig und fest, seiner Kraft sicher und voll
Vertrauen auf Sie, fürchtet keinen Angriff; heute hat es keinen andern Ehr-
geiz als den, seine Ruhe zu sichern, seinen materiellen Wohlstand durch Arbeit
und Frieden und seinen Sittenzustand durch die gewissenhafte und stufenweise
aufsteigende Bethätigung der bürgerlichen und politischen Freiheit zu heben.“
Amendements der Opposition: Das Amendement zu §S. 1 über die
offiellen Candidaturen lautet: „Die zwei Millionen Stimmen, welche
die Opposition erhalten hat, können nicht als das Resultat einiger localen
Zerwürfnisse betrachtet werden; sie sind ein überlegter Ausdruck für die Rück-
forderung der Freiheit. Ohne den administrativen Druck würde sich ganz
Frankreich der Abstimmung der Städte Paris, Lyon, Marseille, Lille, Bor-
deaux, Nantes, Toulouse, St. Etienne, Dijon, le Havre, Straßburg, Brest,
Nimes, Toulon, Metz, Mühlhausen, Nancy, Limoges, Angers, Boulogne-sur-
Mer, St. Lö, Tours, Versailles, St. Quentin, Dünkirchen, Grenoble, Poitiers,
Béziers, Cette, Bourges, Laval, Elböuf, St. Omer, Valenciennes, Aix, Abbe-
ville, Chalons-sur-Saone, Bastia, Chartres, Périgueux, Alais, Vienne, Agen,
Tarare, Sedan, Montlucon, Beauvais, St. Pierre-les-Calais, Valence, St.
Brieuc, Thiers, Gebweiler, Libourne, Villefranche, Sens, Beaune mit ange-
schlossen haben. Frankreich zweifelt nicht an sich selbst; es hält sich würdig
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