Spanien. 271
Beweis der Zuneigung verdient. Aus unserer Hauptstadt Rom, 5. Febr.
1873. Victor Emmanuel.“
9. Febr. Die Cortes haben dem Ministerium Zorilla schon am 29. Jan.
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mit 130 gegen 2 Stimmen ein Vertrauensvotum bez. der Artillerie—
frage (vgl. Dec. 1872) ertheilt, dem sich nunmehr auch der Senat
mit 59 gegen 6 Stimmen anschließt. Der König ertheilt demnach
dem Ministerium seine Genehmigung zu dem bereits vorbereiteten Plan
einer „democratischen“ Reorganisation dieser Waffe und das Decret
erscheint sofort im Amtsblatt. Noch am Abend desselben Tages ver-
breitet sich jedoch in Madrid das Gerücht, daß König Amadeo ent-
schlossen sei, die Krone niederzulegen und nach Italien zurückzukehren.
„ Cortes: Der Ministerpräsident Zorilla theilt die Absicht des Königs
als solche denselben mit. Dieselben erklären sich sofort in Permanenz
und wählen einen Ausschuß von 50 Mitgliedern, obgleich die Abdan-
kung noch nicht offiziell vorliegt.
„ Cortes: Die Botschaft des Königs, durch welche er den Cortes
seinen Entschluß anzeigt, die Krone niederzulegen, geht denselben erst
an diesem Tage zu. Beide Häuser treten sofort zusammen, constituiren
sich in gemeinsamer Sitzung als souveraine Cortes und nehmen die
Abdankungsbotschaft einstimmig an. Es wird eine Commission ge-
wählt, um den König bis zur Gränze zu geleiten, hierauf mit 256
gegen 32 Stimmen die Republik als die nunmehrige Staatsform des
Landes erklärt und sofort zur Wahl einer RNegierung geschritten:
Figueras, Conseilspräsident; Pi y Margall, Inneres; Cör-
dova, Krieg; Nicolas Salmeron, Justiz; Francisco Salmeron, Colo-
nien; Beranger, Marine; Castelar, Auswärtiges; Becerra, Arbeiten;
Echegaray, Finanzen. Die Republikaner haben in demselben bereits
das Uebergewicht über die Radicalen. Figueras hebt hervor: er
verdanke die Erwählung seiner politischen Haltung, die Wahlen seien
in voller Freiheit vollzogen, die Republik werde, wie er hoffe, für
immer errichtet sein. Der berechtigte Einfluß Spaniens in Westeuropa
und die Integrität des Territoriums seien gesichert.
Der König verläßt mit seiner Familie Madrid und schlägt die
Route nach Lissabon ein, um sich dort nach Italien einzuschiffen.
Abdankungsbotschaft des Königs Amadeo: „An den Congreß.
Groß war die Ehre, welche mir die spanische Nation erwies, als sie mich
auf den Thron berief; eine Ehre, die ich um so höher anschlug, als sie sich
mir von den Schwierigkeiten und Gefahren umringt darbot, welche mit der
Aufgabe, ein so tief aufgeregtes Land zu regieren, verbunden waren. Allein
getrieben von der meinem Hause eigenthümlichen Entschiedenheit, welches die
Gefahr eher aufsucht als vermeidet, entschlossen, nur das Wohl des Landes
ins Auge zu fassen und mich über alle Parteien zu stellen, mit dem festen
Vorsatz, den von mir den constituirenden Cortes geleisteten Eid gewissenhaft
zu beobachten, und bereit, alle Opfer zu bringen, die Freiheit, die es ver-
dient, und die Größe, zu welcher es seine ruhmreiche Geschichte, die Tugend und
Tapferkeit seiner Kinder berechtigen, zu wahren: glaubte ich, daß die kurzen Er-
fahrungen meines Lebens in der Kunst des Gebietens eine Ergänzung in der